Brutale Home Invasion
Einbrecher stürmen Haus, fesseln Bewohner
Nach rund sieben Jahren konnten die Ermittler nun brutale Raubüberfälle in Wien und Niederösterreich klären. Ein Verdächtiger (39) wurde festgenommen.
Von der Klärung von zwei brutalen Wohnungseinbrüchen berichtet die Pressestelle der Landespolizeidirektion Niederösterreich am Freitag. Ein Fall ereignete sich im Jahr 2017 in Niederösterreich, einer 2018 in Wien.
Zwei vorerst unbekannte, mit Sturmhauben maskierte und mit Messer bewaffnete Täter gelangten am 22. November 2017, gegen 02.00 Uhr, durch Aufbrechen eines Kellerfensters in ein Haus in Stripfing (Bezirk Gänserndorf).
Im Wohnzimmer trafen die Täter auf den auf der Couch schlafenden, damals 70-jährigen Hausbesitzer, den sie ohne jegliche Vorwarnung auf den Fußboden zerrten und auf brutalste Weise mit ihren Fäusten mehrmals auf das Gesicht bzw. den Kopf schlugen. Das Opfer versuchte sich zwar gegen die Schläge zur Wehr zu setzen, die Gegenwehr war jedoch aufgrund der massiven und unmittelbaren Gewalteinwirkung der beiden Täter aussichtslos. Danach wurde er von den unbekannten Tätern mit einer Kunststoffschnur und einem Paketklebeband an den Händen gefesselt.
Ehefrau schlief gerade
Die damals 45-jährige Ehegattin, die zur Tatzeit im ersten Stock des Wohnobjektes schlief, wurde durch den Lärm und das laute Stöhnen ihres Ehegatten wach und begab sich in das Erdgeschoß, um nach ihrem Gatten zu sehen. Dort wurde sie völlig unvermittelt gegen den Hinterkopf geschlagen und zu Boden gestoßen. Erst jetzt bemerkte sie ihren neben der Couch auf dem Boden liegenden, stark im Gesicht blutenden, Ehegatten. Die Ehegattin wurde folglich von den beiden Tätern ebenfalls an den Händen mit einem Kabelbinder vor dem Körper gefesselt.
Während ein Täter die Opfer nun mit einem Messer in Schach hielt, durchsuchte der zweite Täter die Wohnzimmerkästen, wobei er ständig mit den Worten: "Geld! Kassa! Cash!" die Herausgabe von Barmittel forderte. Da die Täter lediglich in einer Geldbörse Banknoten in geringer Höhe vorfanden, forderten sie mit den Worten: "More Money" noch mehr Bargeld.
Auch um den Ernst der Lage zu untermauern und den psychischen Druck auf die Ehegattin zu erhöhen, wurde ihr regungslos am Boden liegender Gatte nun noch von einem der Täter mit einem Allzweckreinigungsmittel übergossen, wodurch sie in der Annahme war, dass es sich dabei um eine brennbare Flüssigkeit handelte. Sie flehte daher die Täter in englischer Sprache an, dass sie ihren Mann nicht anzünden sollen, und gab ihnen zu verstehen, dass sie kein weiteres Geld mehr habe.
Opfer mussten 20 Minuten sitzenbleiben
Die unbekannten Täter flüchteten daraufhin vom Tatort in unbekannte Richtung, wobei einer der Täter das weibliche Opfer aufforderte, 20 Minuten sitzenzubleiben und die Polizei nicht zu verständigen.
Die 45-Jährige befreite kurz darauf ihren Mann von der Fesselung und verständigte mit dem Mobiltelefon über Notruf die Polizei, wodurch die Rettungskette in Gang gesetzt wurde.
Die Erstmaßnahmen wurden von Polizeistreifen des Bezirkes Gänserndorf durchgeführt. Die Amtshandlung wurde in weiterer Folge von der Raub- und Tatortgruppe des Landeskriminalamtes Niederösterreich übernommen.
Augenhöhlenbruch, Kieferhöhlenfraktur, Nasenbeinbruch
Der 70-Jährige wurde in das Landesklinikum Mistelbach-Gänserndorf eingeliefert, wo er sich aufgrund der Schwere der Verletzung (beidseitiger Augenhöhlenbruch, Kieferhöhlenfraktur rechts, mehrfacher Nasenbeinbruch, mehrere Rissquetschwunden im Gesicht sowie zahlreiche Prellungen im Gesicht, Beine, Oberkörper, Rippen und Rücken) sieben Tage in stationärer Behandlung befand. Seine Gattin wurde bei dem Überfall leicht verletzt (Abschürfungen) und ambulant im Landesklinikum Mistelbach-Gänserndorf behandelt. Unter anderem leidet das männliche Opfer noch heute an den schweren Folgeerscheinungen durch die beim Raubüberfall erlittenen Verletzungen.
Vom Landeskriminalamt Niederösterreich – Ermittlungsbereich Raub wurden in der gegenständlichen Strafsache über mehrere Jahre hinweg umfangreiche operative Ermittlungsmaßnahmen zur Ausforschung der Täter durchgeführt. In diesem Zusammenhang konnte der Tätergruppe noch die folgende weitere Straftat zugeordnet werden:
Einbrecher greift zu Pfefferspray
Versuchter Wohnungseinbruchsdiebstahl in 1200 Wien in den Mittagsstunden des 12. Juli 2018, wobei die beiden Täter von dem Wohnungsbesitzer während der Tatausführung überrascht wurden. Dabei kam es zu einer kurzen körperlichen Auseinandersetzung zwischen Opfer und den beiden Tätern, wobei letztendlich einer der Täter Pfefferspray gegen das Opfer einsetzte und die Täter somit unerkannt flüchten konnten. Angemerkt wird, dass sich während des Einbruchsversuches die beiden Kinder des Wohnungsbesitzer in der Wohnung befanden.
Infolge der umfangreichen Ermittlungen der Raubgruppe des Landeskriminalamtes NÖ sowie der Auswertung von auf dem Tatort gesicherten Spuren konnte im Februar 2023 ein heute 39-jähriger Bulgare als Beschuldigter ausgeforscht werden. Der Beschuldigte wurde am 7. März 2023 von bulgarischen Spezialkräften aufgrund eines von der Staatsanwaltschaft Korneuburg erlassenen europäischen Haftbefehles in Bulgarien festgenommen, am 22. Februar 2024 auf dem Luftweg nach Österreich ausgeliefert und von Bediensteten der Raubgruppe des Landeskriminalamtes Niederösterreich festgenommen.
Der Beschuldigte verweigert bis zum heutigen Zeitpunkt die Aussage und machte bislang keine Angaben zu den gegen ihn bestehenden Tatverdacht bzw. zu seinen Mittätern. Er befindet sich derzeit in Untersuchungshaft in der Justizanstalt Korneuburg.
Auf den Punkt gebracht
- Zwei maskierte und bewaffnete Täter brachen in ein Haus in Stripfing ein, schlugen den 70-jährigen Hausbesitzer brutal zusammen, fesselten ihn und seine Ehefrau, durchsuchten das Haus nach Geld und bedrohten die Opfer
- Der Mann erlitt schwere Verletzungen, während die Täter bei einem weiteren Einbruchsversuch in Wien Pfefferspray einsetzten
- Nach umfangreichen Ermittlungen wurde ein 39-jähriger bulgarischer Staatsbürger als Verdächtiger festgenommen und befindet sich derzeit in Untersuchungshaft