Vier Millionen Tiere

"Ein Massaker" – Türkei will Straßenhunde töten lassen

Das türkische Parlament hat ein umstrittenes Gesetz verabschiedet: Krank oder aggressiv eingeschätzte Straßenhunde sollen getötet werden.

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"Ein Massaker" – Türkei will Straßenhunde töten lassen
Am Montag in Ankara: Ein Demonstrant hält ein Plakat mit Fotos, die zeigen, wie Hunde während einer Demonstration im Freien brutal getötet werden.
IMAGO/ZUMA Press Wire

Plage oder nicht? In der Türkei gehören Straßenhunde zum Stadtbild, sagen viele Einwohner. Die meisten sind friedlich, sie ruhen sich auf öffentlichen Plätzen aus, warten geduldig an Ampeln oder liegen in U-Bahnhöfen. Die Anwohner füttern die Tiere und beseitigen sogar ihre Hinterlassenschaften. Doch die Regierung will die Vierbeiner loswerden.

Das türkische Parlament hat am Montag einem umstrittenen Gesetzesartikel zugestimmt: Nach diesem sollen Straßenhunde, die als krank oder aggressiv eingeschätzt werden, getötet werden. Die endgültige Verabschiedung des Gesetzes könnte in den nächsten Tagen erfolgen.

Vier Millionen streunende Hunde

Schätzungen der Regierung zufolge gibt es landesweit etwa vier Millionen streunende Hunde. In Istanbul allein soll die Zahl fast 300.000 erreichen. Zu den betroffenen Tieren zählen Hunde, die "eine Gefahr für das Leben und die Gesundheit von Menschen und Tieren darstellen", sowie Hunde mit "unberechenbarem aggressivem Verhalten oder einer ansteckenden oder unheilbaren Krankheit".

Diese Tiere sollen zuerst eingefangen und sterilisiert werden. Präsident Recep Tayyip Erdogan erklärte, es sei Ziel, dass alle Hunde aus Tierheimen adoptiert werden – wenn sich innerhalb von 30 Tagen niemand findet, der sie zu sich nimmt, sollen die Straßenhunde eingeschläfert werden. Er wies auf Risiken hin, wie die hohen Tollwutzahlen und Vorfälle mit Hunden, bei denen laut Erdogan in den letzten fünf Jahren 55 Menschen getötet und über 5.000 verletzt wurden.

"Systematische Tötung von Millionen Tieren"

"Dieses Massaker an unschuldigen und schutzbedürftigen Tieren ist ein moralischer Tiefpunkt und stellt einen unentschuldbaren Angriff auf die Würde und das Leben dar", schreibt die deutsch-türkische Tierschutzaktivistin Mehtap Schmucker in einer Mitteilung. Die türkische Regierung habe diesen drastischen Schritt angeblich als Maßnahme zur Bekämpfung der Straßenhund und Katzenpopulationen gerechtfertigt. "Doch die systematische Tötung von Millionen Tieren kann niemals eine humane oder akzeptable Lösung sein. Vielmehr zeigt dieses Vorgehen einen erschreckenden Mangel an Mitgefühl und Respekt vor dem Leben."

Opposition und Tierschützer kämpfen gegen das Gesetz

In den letzten Wochen gab es wiederholt Protestkundgebungen. Tierschützer befürchten eine Massentötung von Straßenhunden. Tierschutzorganisationen aus der ganzen Welt äußerten sich sehr besorgt zur geplanten Gesetzesänderung. Sogar die Film-Ikone Brigitte Bardot setzte sich bei Erdogan persönlich ein. Die größte Oppositionspartei CHP kündigte an, vor den Obersten Gerichtshof der Türkei zu ziehen, um das Gesetz zu Fall zu bringen. Am Sonntag protestierten oppositionelle Abgeordnete im Parlament gegen den Gesetzesentwurf – sie trugen weiße Handschuhe, die in Kunstblut getränkt waren.

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    Auf den Punkt gebracht

    • Das türkische Parlament hat ein umstrittenes Gesetz verabschiedet, das die Tötung von kranken oder aggressiven Strassenhunden vorsieht, was von Tierschutzorganisationen und der Opposition heftig kritisiert wird
    • Präsident Erdogan verteidigt das Gesetz mit Verweisen auf Tollwutfälle und Angriffe von Hunden auf Menschen
    • Tierschützer und die Opposition kämpfen gegen das Gesetz und befürchten eine Massentötung von Strassenhunden
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