Burgenländerin tyrannisiert

Eifersüchtiger Mann schlug Schwangerer (29) auf Bauch

Etwa jede 6. Frau in Österreich ist laut Statistik Austria von körperlicher oder sexueller Gewalt in Beziehungen betroffen. Eine von ihnen ist Anna F.

Nicole Oirer
Eifersüchtiger Mann schlug Schwangerer (29) auf Bauch
Anna F. wird von ihrem Ex terrorisiert. Die junge Frau fühlt sich nicht gehört.
Getty Images

Die 29-Jährige Anna F. (Name und Alter von der Redaktion geändert) wohnt im Burgenland. Sie wird regelmäßig von ihrem Ex-Mann terrorisiert und verfolgt, auch Gewalt spielt eine Rolle.

Eifersucht immer das größte Thema

"Als wir uns kennenlernten, ist die Gewalt relativ rasch passiert. Ich wollte es lange nicht wahrhaben, wir sind nach einiger Zeit sogar zusammengezogen. Nur wenige Monate später bin ich wieder ausgezogen, weil es so schlimm war. Ich gebe es nicht gern zu, aber ich war wie Wachs in seinen Händen. Ich zog also wieder zurück, heiratete ihn schlussendlich sogar. Ein Jahr später kam unser gemeinsames Kind zur Welt".

Eifersucht sei schon immer das größte Thema gewesen, erzählt Anna F. Ihr Ex-Mann habe ihr immer wieder vorgeworfen, mit anderen Männern Kontakt zu haben. Dabei kam es auch immer wieder zu Gewaltattacken, die zum Teil sogar im Krankenhaus endeten. Sogar als sie schwanger war, soll er ihr auf den Bauch geschlagen haben.

Gewalt nicht gegen Kinder, aber vor den Kindern

Irgendwann nahm Anna F. alle Kraft zusammen, ließ sich scheiden. Nach der Scheidung versuchte sie aber ein freundschaftliches Verhältnis mit ihrem Ex-Mann zu pflegen."Ich habe für die Kinder versucht, das Verhältnis gut zu halten. Das wurde mir auch in der Elterntherapie empfohlen", schildert die 29-Jährige. Denn auch das ältere Kind, welches eigentlich einen anderen Vater hat, sah ihn als "Papi" an.

Doch auch das half nichts. Obwohl der Mann den Kindern nie selbst wehgetan hat, wie Anna F. betont, schreckte er trotzdem nicht davor zurück, vor ihnen Gewalttaten zu begehen. "Er trat gegen das Auto, als ich mit unserem Kind darin saß. Er hat versucht, den Kinderwagen durch das Autofenster zu schmeißen. Er hat mir sogar so fest auf den Hinterkopf geschlagen, dass ich mit der Rettung ins Krankenhaus musste. Da war mein anderes Kind dabei", erzählt die Betroffene, die diese Vorfälle alle dokumentiert. 

"Er hält sich nicht an Vereinbarungen"

Er benutze die Kinder auch für psychischen Terror. Trotz zahlreichen Betretungsverboten und einstweiligen Verfügungen hält sich der Ex-Mann nicht an vereinbarte Regeln, wie etwa den 100-Meter-Abstand. Er darf sein Kind zwar sehen, abholen und bringen müsste es aber die Oma. "Daran hält er sich nicht. Bei den Übergaben ist er oft dabei, hat unser Kind zum Teil am Arm und beschimpft mich. Einmal hat er es auch für 24 Stunden einfach behalten, obwohl er das nicht darf. Nicht einmal der Polizei hat er das Kind gegeben." Anna F. dokumentiere zwar jede Überschreitung und bringt auch alles zur Anzeige, aber: "Es bringt nichts. Er zahlt die Verwaltungsstrafe einfach und macht dann weiter", so die 29-Jährige.

Hilfe zu holen hat F. bereits mehrfach versucht. "Das Jugendamt schiebt vieles von seiner Verantwortung auf das Gericht und meint, es kann nicht eingreifen, weil die Kinder selbst ja nicht verletzt werden. Aber ihnen geht es auch nicht gut", erzählt die besorgte Mama. Das Ältere fürchte sich inzwischen. Der gemeinsame Sprössling ist trotz jungem Alter schon hin und her gerissen. "Natürlich hat er seinen Papa lieb, das ist ja klar. Aber er versteht auch nicht, was Papa da macht. Dass Hauen falsch ist, weiß so ein kleines Kind schon", erzählt F.

"Will, dass ihm eine Grenze gesetzt wird"

Demnächst soll in dem Fall ein Prozess starten. Der Ex-Mann ist wegen schwerer Nötigung und fortgesetzter Gewaltausübung angeklagt. Viel erwartet Anna von diesem Prozess aber nicht. "Ich gehe davon aus, dass er eine Geldstrafe kassieren wird. Die wird er wieder einfach zahlen. Ich will einfach nur, dass ihm eine Grenze gesetzt wird. Eine, die ihn wirklich einschränkt und an die er sich halten muss". Anna F. wird immer wieder geraten, in ein Frauenhaus zu gehen. "Ich sehe aber nicht ein, dass ich diejenige bin die 'flüchten' und die Kinder aus ihrem gewohnten Umfeld reißen soll".

Polizei bestätigt Anzeigen und Betretungsverbote

Die zuständige Polizei Burgenland bestätigt, dass sie den entsprechenden Fall kennt. Man habe bereits mehrmals Betretungsverbote ausgesprochen und Anzeigen weitergeleitet. Insgesamt gab es im Burgenland bis zum Stichtag 30. September 2023 schon 268 ausgesprochene Betretungsverbote. Der Polizeisprecher betont auch, dass man bei solchen Einsätzen sensibel mit den Opfern umgehe. Auf jeder Inspektion gibt es besonders geschulte Beamte für diese Vorfälle, außerdem arbeite man eng mit Frauenhäusern und Gewaltschutzzentren zusammen.

Hilfe bei Gewalt:
Frauenhelpline (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 222 555
Männernotruf (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 246 247
Rat auf Draht: 147
Autonome Frauenhäuser: 01/ 544 08 20
Gewaltschutzzentren:  01 585 32 88
Weisser Ring: 0800 112 112

"Was muss er sich noch erlauben?"

Doch Anna F. fühlt sich von vielen Behörden dennoch im Stich gelassen. "Es geht sicher vielen Frauen wie mir, die wenigsten trauen sich aber, das anzusprechen. Ich traue mich jetzt, und mir wird trotzdem nicht geholfen. Niemand greift ein, er kommt mit so viel durch. Ich fühle mich von vielen Stellen nicht gehört. Es ist hier schon so viel passiert. Was muss er sich noch erlauben, bis jemand die Verbote wirklich durchsetzt?", fragt sich die Betroffene. 

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