Rekord-Strafe
Ebay terrorisierte ein Paar mit Wanzen und Spinnen
Weil Ebay-Mitarbeiter ein Paar über Monate massiv belästigten, muss der Konzern nach einem Gerichtsurteil nun drei Millionen Dollar zahlen.
"Ebay hat sich absolut entsetzlich und kriminell verhalten. Die Mitarbeiter und Auftragnehmer des Unternehmens, die an dieser Kampagne beteiligt waren, haben die Opfer durch die Hölle gehen lassen": Dies sagte Josh Levy, amtierender US-Staatsanwalt von Massachusetts, in einer Erklärung zu einem bizarren Prozess, in dem nun ein für Ebay sehr teures Urteil fiel.
Die Geschichte nahm ihren Anfang 2019, als die Blogger Ida und David Steiner aus der Kleinstadt Natick im US-Bundesstaat Massachusetts, Herausgeber des kritischen Newsletters EcommerceBytes, plötzlich unangenehme Post erhielten. Neben einer Kiste mit lebenden Spinnen und Kakerlaken wurden dem Paar ein Trauerkranz, eine blutige Schweinemaske und ein Buch über das Leben nach dem Verlust des Ehepartners vor die Tür gestellt. Selbst ein Schweine-Embryo wurde für die Steiners bestellt. Ihre Adresse wurde im Internet veröffentlicht – zusammen mit Ankündigungen, in denen Fremde zu Flohmärkten, Partys und Sex eingeladen wurden.
Ina Steiner erhielt zudem belästigende und teils bedrohliche Twitter-Nachrichten sowie Dutzende von seltsamen E-Mails von Gruppen wie einer Selbsthilfegruppe für Reizdarmpatienten und der Kommunistischen Partei der Vereinigten Staaten.
"Dieser Troll muss nun verbrannt werden"
Zuvor hatte Ina Steiner Ebay mehrfach kritisiert, etwa in einem Artikel über eine vom Unternehmen eingereichte Klage, in der Amazon beschuldigt wurde, seine Verkäufer abzuwerben. Dies passte dem damaligen Ebay-CEO Devin Wenig gar nicht: Nur eine halbe Stunde nach der Veröffentlichung des Artikels schickte Wenig dem Senior Director of Safety and Security James Baugh eine Nachricht mit den Worten: "Wenn ihr sie jemals zu Fall bringen wollt ... dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt." Wenig nannte Ina Steiner einen "voreingenommenen Troll, der verbrannt werden muss". Diese hatte auch einmal geschrieben, dass Wenig 152-mal mehr verdiente als der durchschnittliche Angestellte.
In der Folge begann der Terror gegen die Steiners. Dieser hörte erst auf, als David Steiner das Nummernschild eines Mietwagens fotografierte, der ihn verfolgte, und sich herausstellte, dass ein Ebay-Mitarbeiter ihn gemietet hatte.
Für das Stalking der Steiners wurden Baugh und sechs weitere Ebay-Mitarbeiter, die sich im Fall schuldig bekannten, bereits 2022 verurteilt, teils zu langen Haftstrafen. Baugh kassierte fast fünf Jahre Haft, sein Mitarbeiter David Harville zwei. Die beiden waren sogar einmal selbst zum Haus der Steiners gefahren, um am Auto des Paares einen GPS-Tracker anzubringen. Als sie die Garage verschlossen vorfanden, beschaffte Harville Einbruchswerkzeug.
Ebay drei Jahre unter Aufsicht
Ihr mutmaßlicher Auftraggeber, der damalige CEO Devin Wenig, bestritt allerdings jegliche Beteiligung an der Schmutzkampagne und kam straflos davon. Seine Bemerkung "zu Fall bringen" sei aus dem Kontext gerissen worden und habe sich auf "rechtmäßige Maßnahmen" bezogen, so seine Anwälte. Wenig trat aber noch 2019 zurück.
Dieser Tage bekam auch das Unternehmen die Quittung für das kriminelle Verhalten seiner Angestellten: Ebay wurde vor Bundesgericht zur Zahlung von 3 Millionen Dollar Strafe verurteilt und wird drei Jahre unter Aufsicht gestellt, damit das Unternehmen seinen Auflagen auch nachkommt. Der jetzige Chef Jamie Iannone nannte das Verhalten der Firma "falsch und verwerflich". Die Steiners haben auch ein zivilrechtliches Verfahren gegen Ebay angestrengt, das vermutlich 2025 verhandelt wird.