In der Earth Night sollen Menschen ab Einbruch der Dunkelheit (spätestens ab 22 Uhr) ihr Außenlicht für eine ganze Nacht lang reduzieren oder abschalten – und so ein Zeichen gegen die zunehmende Lichtverschmutzung und Lichtverschwendung auf der Welt setzen.
"Denn wir Menschen erhellen mit immer mehr und immer hellerem Licht die Nächte auf unserem Planeten, und das schadet in vielerlei Hinsicht Umwelt, Mensch und Natur – letztlich dem gesamten Ökosystem", so die Veranstalter.
Mit der Teilnahme an der "Earth Night" solle aber auch "zum Ausdruck gebracht werden, dass man sich fortan um einen verantwortungsvolleren Umgang mit der Ressource Außenlicht" bemühe und die Lichtverschmutzung reduzieren wolle.
Übermäßiges nächtliches Licht könne beim Menschen das Risiko für Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, Adipositas und Depressionen erhöhen, schrieb ein Forschungsteam im Fachblatt "Science". Nächtliches Licht schwäche zudem das Immunsystem.
"So vorteilhaft die nächtliche Beleuchtung für uns ist, sie hat auch ernstzunehmende Konsequenzen für alle Lebewesen", erklärt Katharina Mahr vom Konrad-Lorenz-Institut der Vetmeduni Wien im Gespräch mit "Heute".
Was sind die konkreten Auswirkungen auf Tiere: "Lichtverschmutzung beeinträchtigt die Entwicklung, Orientierung, Futtersuche und den Fortpflanzungserfolg vieler Arten. Zu weiteren Folgen gehören die Veränderung von Artenzusammensetzung und Diversität in Lebensräumen", warnt Mahr.
„Lichtverschmutzung beeinträchtigt die Entwicklung, Orientierung, Futtersuche und Fortpflanzung vieler Arten“Katharina MahrVetmeduni Wien
Ein Beispiel? "Viele Zugvögel orientieren sich am Nachthimmel und werden durch Lichtverschmutzung bei ihren nächtlichen Reisen gestört, da sie die natürlichen Orientierungshilfen im Himmel nicht mehr erkennen können."
Dies könne in weiterer Folge dazu führen, dass die Tiere verenden, weil sie "entweder mit Gebäuden kollidieren oder nicht rechtzeitig zu entsprechenden Nahrungsquellen oder Rastplätzen gelangen", sagt Mahr.
Licht sei für Tiere ein "essenzieller Zeitgeber". Wenn die Dunkelheit "verschwindet", führe dies zu einer Störung der physiologischen Mechanismen, die für den Jahres- und tageszeitlichen Rhythmus zuständig sind. Dadurch ändert sich nicht nur die Physiologie, sondern auch die Aktivität und das Verhalten (Gesang, Brutzeit, Fressverhalten).
Durch Lichtverschmutzung könnte es sogar zum Aussterben von isolierten Populationen kommen, insbesondere von standorttreuen, spezialisierten und gefährdeten Arten, bestätigt auch Helle Not, das Tiroler Kompetenzzentrum für Lichtverschmutzung und Nachthimmel.
Nachtfalter sind besonders bedroht. Sie seien wichtige Bestäuber und auch Nahrung für andere Arten wie Amphibien und nachtaktive Säuger. Wenn Nachtfalter-Populationen aufgrund von Lichtverschmutzung zurückgehen, habe das auch Auswirkungen auf andere Arten, heißt es weiter.
Blüten unter künstlicher Beleuchtung würden zudem um 62 Prozent weniger besucht als an dunklen Standorten. Dieser Verlust an Bestäubungsleistung könne nicht von tagaktiven Insekten kompensiert werden.