Smarter Saugroboter
Dyson 360 Vis Nav macht blitzsauber, wo es dreckig ist
Der neue Saugroboter von Dyson soll nicht nur stärker als jeder andere sein, sondern der 360 Vis Nav weiß auch genau, wo es bei dir wie dreckig ist.
Bisher galt der Dyson 360 Heurist (um 999 Euro zu haben) als das Nonplusultra unter den Saugrobotern. Nun hat das Unternehmen den neuen Dyson 360 Vis Nav um 1.599 Euro auf den Markt gebracht, der den Heurist noch einmal deutlich schlagen soll. Am Papier geschieht das schon mal deutlich: Brachte es der Heurist noch beim Saugen auf 78.000 Umdrehungen pro Minute, rotiert der Vis Nav mit gewaltigen 110.000 Umdrehungen. Zudem gibt es beim neuen Roboter mit vier einen Reinigungsmodus mehr, das Design wurde komplett überarbeitet, der Sauger wird bei höheren Teppichen und sogar Kanten zum "Klettermax" und die Reinigung ist einfach wie nie. Die wichtigste Neuerung allerdings: Der Vis Nav erkennt, wo es besonders dreckig ist und passt die Saugleistung entsprechend an. "Heute" hat den Vis Nav getestet.
Man könnte fast schon von einem Saugroboter mit Künstlicher Intelligenz sprechen, wenn man den Dyson 360 Vis Nav ausprobiert hat. Doch zuvor geht es an die Einrichtung. Der Lieferkarton ist riesig, der Inhalt eher nicht: Der Roboter selbst, ein Ladegerät und die Ladestation, auf die eine Platte aufgesteckt wird, finden sich im Lieferumfang. Das Aufstellen ist selbsterklärend, das Kabel des Netzteils lässt sich unsichtbar in der Rückseite der Ladestation verstecken. Einzig wichtig: Vor der Ladestation und zu beiden Seiten hin soll es rund 50 Zentimeter freien Platz geben, damit der Saugroboter problemlos einparken kann. Der wenige Inhalt bedeutet aber gleichzeitig auch, dass es sich um einen reinen Staubsauger handelt, eine Wischfunktion gibt es nicht. Da bleibt es spannend, wann Dyson dies bei einem Modell plant.
Neue Roboter-Kamera erkennt, wo es noch schmutzig ist
Hat man einen "Parkplatz" für den Saugroboter gefunden, geht die Einrichtung ebenfalls blitzschnell. In der "My Dyson"-App (für Android und iOS) auf Smartphone oder Tablet wird der Saugroboter automatisch erkannt, mit dem heimischen WLAN verbunden und per Updates versorgt. Bedienen lässt sich der Dyson 360 Vis Nav künftig entweder per App-Steuerung oder per Taste am Gerät selbst. Die weit stärkere Saugleistung im Vergleich zum Heurist kommt von einem ganz neuen Motor namens "Hyperdymium", der laut Dyson das Ergebnis aus 20 Jahren Saug-Erfahrung ist. Daneben kommt auch eine neue Kamera-Technologie zum Einsatz. So soll der 360-Grad-Blick des Roboters nun nicht nur genau sehen, wohin er fahren muss (dank LED-Leuchtring auch im Dunkeln), sondern auch, wo noch Schmutz am Boden verteilt liegt.
Aller guten Dinge sind drei: Auch die Bodenwalze wurde dahingehend verbessert, dass sie nun mit einem Dreifach-Aufbau mit verschieden weichen und harten Borsten, Nylongewebe und Carbonfilamenten verschiedene Bodenbeläge wie Holz, Laminat, aber auch Teppiche besser absaugen kann. Und genau da kommt auch der neue, zusätzliche Saugmodus ins Spiel, der sich im Test als Gamechanger zeigt. Zu den bisherigen Modi kommt nämlich der "Auto"-Modus dazu, der den jeweiligen Untergrund durch die Kamera und die Art der Verschmutzung durch einen piezoelektrischen Sensor erkennt. Letzteres geschieht laut Dyson 15.000 Mal pro Sekunde. Die Folge: Ist der Boden sauber, saugt der Roboter ruhig vor sich hin, liegen Chips-Krümel herum oder fährt er auf einen Teppich, schaltet die Saugstärke automatisch hoch.
Dyson 360 Vis Nav macht blitzsauber, wo es dreckig ist
Im Test klappte das zuverlässig und beeindruckend: Am Hartboden schaltete der 360 Vis Nav einige Gänge hoch, als er auf Fellbüschel des Haushunds stieß, am Teppich saugte er sogar festgeklebte Leckerli-Krümel aus den Fasern. Gewaltig Pluspunkte sammelt der Saugroboter gleich in mehrfacher Hinsicht. Dort, wo er fährt, wird es wirklich blitzblank, denn der 360 Vis Nav schluckt sowohl größeren Schmutz wie Schottersteinchen, als auch mikroskopisch kleine Staubpartikel problemlos. Zudem stellen Haare offenbar kein Problem für die Bodenwalze dar – statt sich zu verheddern, landeten sie im Staubbehälter des Saugers. Weiters sind Kanten und Kabel nur in Ausnahmefällen ein Problem – wenn sie beispielsweise so tief am Boden liegen, dass sie vor der Kamera versteckt sind. Meist lässt sich das aber leicht lösen.
Liegt ein Kabel frei im Raum, erkennt das die Kamera und der Roboter steuert drumherum. Gleiches gilt für Kanten. Im Test gab es allerdings das Problem, dass die Bodenkante eines Couchtischs vom langen Kunsthaar des Teppichs verdeckt wurde. Ergo: Der Saugroboter versuchte immer wieder, die Tischkante zu erklimmen. Einfache Lösung: Man legt die Saugbereiche in der App fest, dazu etwas später mehr. Apropos Erklimmen: Auch höhere Teppiche sind kein Problem für die Doppellenkerachse des Dyson-Roboters – der Klettermax erklimmt sogar "Hindernisse" mit einer Höhe von bis zu 21 Millimetern. Umgekehrt ist das D-förmige Gehäuse des Saugers aber auch so flach, dass er unter vielen niedrigen Möbel wie dem Couchsessel durchfahren kann. Wo er durchpasst und wo nicht, erkennt der Roboter dabei sehr verlässlich.
Hoher Preis, aber ein fast unschlagbar guter Saugroboter
Bemerkenswert ist auch, dass der Dyson 360 Vis Nav nah an Wände und Möbel heranfährt und die dabei nicht touchiert, die wenige Millimeter Platz zwischen Roboter und Möbeln oder Wänden dennoch sauber absaugt. Dafür sorgt eine neue, breitere Bürstenwalze ebenso wie die Methode, dass der Roboter Wände und Möbel aus mehreren Winkeln in Angriff nimmt, um die Flächen davor möglichst sauber zu bekommen. Einzig mit Ecken hat der Roboter kleinere Probleme, da kann der eine oder andere Krümel mal liegenbleiben. Dennoch ist der Eindruck bei der Saugleistung hervorragend: Der Dyson 360 Vis Nav macht blitzsauber, wo es dreckig ist – und das beeindruckender als alle anderen bisher getesteten Konkurrenten. Wer den hohen Preis von 1.599 Euro zahlt, bekommt eben einen fast unschlagbaren Saugroboter.
Weitere Dyson-Produkte im Test:
Noch einmal kurz zurück zu den Modi: Obwohl der "Auto"-Modus unser Favorit ist, hat der 360 Vis Nav noch drei weitere Modi. Im "Leise"-Modus arbeitet der Roboter mit geringer Lautstärke und Leistung, was sich in der Nacht oder bei kaum verschmutzten Oberflächen anbietet. Im "Boost"-Modus geht man dagegen die gröbsten Verschmutzungen an, denn da arbeitet der Sauger durchgehend auf höchster Leistungs-Stufe. Und wer es eilig hat, der setzt auf den Schnellreinigungsmodus, der sich ebenso dafür eignet, wenn man den Dyson 360 Vis Nav wirklich täglich saugen lässt. In Sachen Akku setzt der Roboter dagegen keine Maßstäbe – kurvte der Heurist noch rund 75 Minuten durch die Wohnung, reicht es beim 360 Vis Nav im Automatik-Modus und bei verschiedenen Bodenbeschaffenheiten gerade mal für 35 Minuten.
Schnelle Ladezeit und eine absolut simple Reinigung
Klingt erstmal ernüchternd, wird aber zum Teil durch die Umstände entschärft. Zum einen saugt der Roboter so gut und sauber, dass sowieso recht schnell der einen halben Liter fassende Staubbehälter entleert werden muss. Zum anderen fährt das rund fünf Kilogramm schwere Gerät bei niedrigem Akkustand selbstständig in seine Ladestation und lädt sich dort innerhalb von rund zweieinhalb Stunden wieder vollkommen auf – ein recht schneller Ladevorgang bei Saugrobotern. Schnell geht übrigens auch die Reinigung und Wartung. Der Staubbehälter kann mit einer roten Entriegelungstaste einfach aus dem Roboter gezogen werden. Ein weiterer, rot designter Schieber öffnet den Staubbehälter, damit man den Inhalt in den Mistkübel schütteln kann. Ausgewischt wird er einfach mit einem Tuch oder Küchenrolle.
Generell gilt bei Dyson-Produkten: Alle Elemente, die in roter Farbe erscheinen, können bedient, gedrückt oder geschoben werden. Gleiches zeigt sich auch bei der Bodenwalze, die ebenfalls über einen Schieber aus dem Gerät gezogen und dann einfach unter fließendem Wasser gereinigt werden kann. Ausnahme ist der Filter, der sich nicht unter einer roten, sondern grauen Abdeckung befindet. Diese wird gedrückt, schon fährt der Filter aus der Roboter-Oberseite heraus und kann ausgebürstet oder ebenfalls unter dem Wasserhahn geputzt werden. So hochwertig und edel der Dyson 360 Vis Nav wirkt, so kinderleicht kann er bedient und gereinigt werden. Dyson hat hier ganze Arbeit geleistet und wenige Handgriffe reichen sowohl bei der Steuerung, als auch bei der Wartung aus. Simpler kann man einen Roboter nicht umsetzen.
Übersichtliche App und ein Sauger, der seinen Preis wert ist
Während man den Sauger auch ganz ohne "My Dyson"-App für Mobilgeräte (über eine Taste rund um das Display auf der Oberseite) bedienen kann, eröffnet die Anwendung den Nutzern ganz neue Möglichkeiten. Sie können den Roboter zur Kartenaufzeichnung die Wohnung abfahren lassen und auf der erfassten Karte verschiedene Saugzonen (auch mit unterschiedlichen Saugstärken) sowie Area festlegen, die der Roboter nicht befahren soll. Außerdem zeigt die App nach jeder Saug-Ausfahrt an, wo geputzt wurde und erstellt eine Art "Heatmap" (siehe Fotostrecke unten) für den Grad der Verschmutzung. Natürlich kann man mit der App den Dyson 360 Vis Nav auch von unterwegs aus aktivieren oder bestimmte Putzzeiten automatisiert festlegen. Trotz vieler Funktionen bleibt die App übersichtlich gestaltet.
Der Dyson 360 Vis Nav lässt nicht viel Platz für Kritik, nennenswert sind gerade einmal die eher kurze Akkulaufzeit und dass er, wie die meisten Modelle, nicht ganz in die letzte Ecke der Wohnung saugt. Und natürlich wäre da auch noch der hohe Preis im Vergleich zu vielen anderen Anbietern. Dafür bekommt man aber auch einiges und in einigen Belangen das Beste geboten. Die Saugleistung ist vollkommen überzeugend, die Verarbeitung hervorragend, die Bedienung simpel und die Reinigung des Roboters ein Kinderspiel. Während günstigere Modelle oft Möbel und Wände rammen, um festzustellen, wie weit sie fahren können, erkennt der Dyson 360 Vis Nav seine Umgebung und fährt kollisionsfrei durch die Wohnung. Highlight ist allerdings, dass der Roboter Schmutz erkennt und die Saugleistung selbst anpasst.