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"Dune: Spice Wars" – kein Spiel wie Sand am Meer
"Dune: Spice Wars" startet jetzt auf Steam in den Early Access. "Heute" hat das Echtzeit-Globalstrategiespiel schon vorab genauer untersucht.
Nach der Ankündigung des neuen Strategiespiels "Dune: Spice Wars" von Funcom und Shiro Games waren die Meinungen eher zwiegespalten. Einerseits herrschte ein Hype darum, dass es endlich zu einem neuen "Dune"-Videospiel kommt, andererseits war die Sorge groß, dass es sich um einen billigen Abklatsch im Fahrwasser des neuen Films aus dem Jahr 2021 handeln könnte. Mit dem Start des Early Access können wir Entwarnung geben: "Spice Wars" könnte ganz groß werden.
Klassisch handelt die Story des Strategiespiels davon, dass verschiedene Fraktionen um die Vorherrschaft auf dem Wüstenplaneten Arrakis kämpfen. Der Spieler schlüpft dabei in die Rolle eine der Fraktionen und versucht, sich immer mehr Territorium und Macht auf dem optisch überraschend schön und detailliert umgesetzten Planeten zu sichern. Anders als bei vielen weiteren Strategiespielen denkt "Dune: Spice Wars" für PC das Gameplay dabei mehr als nur eine Spur größer.
Game in Echtzeit mit Pause-Funktion
Statt jedes Gebäude in jedem Detail zu errichten und auszubauen geht es im Game gleich vom Start weg darum, möglichst großflächige Bezirke auf der weitläufigen Spielkarte zu errichten und abzusichern. Schnell stößt man dabei auf die Versuche der bisher drei anderen Fraktionen und muss entscheiden, ob man ihnen freundlich, neutral oder feindlich gegenüberstehen will. Das Spiel selbst läuft dabei in Echtzeit ab und kann jederzeit pausiert werden, um den Überblick zu behalten.
Die Spielkarte selbst ist in mehrere Bezirke unterteilt, in der in jedem schon eine kleine Siedlung errichtet wurde, die entweder per Diplomatie (nur über eines der verschiedenen Fraktionshäuser) oder militärisch eingenommen und an das eigene Imperium angeschlossen werden kann. Die Ausweitung der eigenen Einflusssphäre hat dabei immense Bedeutung, denn nur in ihren Grenzen ist man vor den verheerenden Naturkatastrophen wie gigantischen Sandstürmen einigermaßen geschützt.
Vom Start weg extrem viele Freiheiten
Unterscheidungen zu klassischen Strategiespielen finden sich im Verlauf der Preview-Version jede Menge. So müssen etwa militärische Einheiten Nachschubvorräte nutzen, um sich außerhalb des eigenen Territoriums zu bewegen und jede kleine Siedlung verfügt über eine andere besondere Materialquelle, die nicht nur beschützt werden soll, sondern darauf abgestimmten Produktionsgebäuden Boni bescheren kann. Die wichtigste "Währung", Spice, hält dabei alles am Laufen.
Der Spieler hat vom Start weg extrem viele Freiheiten, was die Errichtung von Gebäuden, Produktion von Materialien und Einheiten sowie die Eroberung von Gebieten angeht. Gleichzeitig gibt das Spiel dem Zocker aber auch immer wieder Hinweise darauf, auf was er achten sollte und wie er gewisse Pläne anlegen könnte, um seine Erfolgsaussichten zu verbessern. Das ist ein smartes Tutorial, das ins Spiel integriert wurde und nie aufdringlich, aber immer hilfreich wirkt.
Vier Fraktionen und Dutzende Mechaniken
Grundlegend sind nur einige wichtige Punkte bei allen vier Fraktionen – Atreides, Fremen, Harkonnen und Schmuggler –, nämlich die wichtigsten Produktionsstätten möglichst schnell zu errichten und die größten Ressourcenquellen flott auszunutzen. Außerdem ist ein schlaues Truppen-Transportsystem sinnvoll, damit Einheiten schnell von der Basis auch zu Außenposten geschickt werden können, wenn diese per Blitzangriff attackiert werden sollten. Danach streut das Spiel sehr.
"Dune: Spice Wars" ist genau deswegen so interessant, weil zahlenmäßige Überlegenheit im Kampf hier nur bedingt den Sieg bedeutet. Vielmehr geht es auch darum, wer sein Militär strategisch schneller an den Hotspots zusammenziehen kann, wie die Truppen rund um den Feind verteilt werden – und nicht zuletzt, ob man sich die Unterstützung anderer Fraktionen mit Spice und diplomatischen Zuwendungen erkauft hat. Umgekehrt gilt das auch: Wollen wir einen vermeintlich kleinen Feind einfach überrollen, können wir schnell in eine Falle tappen und allen drei anderen Fraktionen zeitgleich gegenüberstehen.
Game besitzt eine recht steile Lernkurve
"Dune: Spice Wars" zeigt aber auch auf anderen Ebenen eine recht steile Lernkurve. So dauert es etwas, die verschiedenen Ressourcen und Währungen den richtigen Einheiten und Objekten zuzuordnen. Anfangs nervt zwar die Unterteilung in rund mehr als ein Dutzend verschiedene Finanz- und Zahlenwerte, nach und nach fuchst man sich aber in die Mechaniken rein und versteht, warum Abstimmungen in unseren Siedlungen unsere Beachtung verdienen sollten, ein eingenommenes Dorf ohne unsere Autorität ein verlorenes Dorf sein kann und Wasser unsere Gunst oft mehr steigert als jeder militärische Erfolg.
Einige Zahlen und Werte sind dabei derzeit sogar noch vollkommen unerklärt und müssen in mehreren Spielstunden selbst analysiert werden. Auch andere Systeme versteckt das Spiel bisher fast vor den Zockern. So entdeckt man nach und nach, dass man Materialien und Währungen für strategisch günstigere Zeiten bevorraten oder aber auch Wahlen mit geschickten Diplomatie-Schachzügen kurzfristig manipulieren kann. Auch die Wahl der Berater, die uns Boni und Fraktions-Beziehungen gewähren, sowie der Fähigkeiten im ausführlichen Skill-Tree können schon nach einigen Spielminuten entscheidend sein.
An was die Entwickler noch arbeiten sollten
Etwas nachschärfen sollte man den Preview-Eindrücken nach noch bei der Gegner-KI, die bisher sich stur darauf versteifte, nur uns und keine andere Fraktion und dabei nur eine einzige Siedlung immer wieder ins Visier zu nehmen, egal wie gut oder schlecht diese geschützt war. Was das Spiel zudem dringend braucht, sind mehr Hintergrundinformationen zu den gefühlt 100 verschiedenen Mechaniken wie Abstimmungen, Wahlen und Beziehungen. Mehr als nur einmal tappten wir bei solchen Systemen komplett im Dunkeln. Andererseits zwingt das Spiel aber auch, lange Texte zu den Hintergründen zu lesen.
Dennoch macht "Dune: Spice Wars" gewaltig viel Spaß und stellt von Zeit zu Zeit unter Beweis, wie komplex das Game aufgebaut ist. Militärische Stärke und Gnadenlosigkeit kann da schnell zum Wirtschaftsdesaster führen, zu viel Freundlichkeit als Einladung zur Invasion verstanden werden und eine kleine Wahl in einer Mini-Siedlung schnell einen globalen Konflikt auslösen. Achja, und eines darf natürlich nicht fehlen, nämlich die riesigen Sandwürmer. Tauchen sie auf, gilt es, möglichst schnell alle Einheiten in der Nähe in Sicherheit zu bringen. Ein optisches Spektakel ist das Ganze trotzdem.
Für "Dune"-Fans ist üppig angerichtet
Im Großen und Ganzen läuft "Dune: Spice Wars" bereits überraschend glatt ab. Neben den fehlenden Informationen zu den vielen Systemen und der etwas sturen KI könnten die Macher für mehr Komfort auch einige Einheiten-Abläufe automatisieren, denn bisher muss man in vielen Fällen jede einzelne Einheit anwählen und manövrieren, statt einfach Befehle an den ganzen Trupp herauszugeben – beispielsweise, wenn man Einheiten wieder ins Feld schicken will, wenn man sie zuvor vor den Sandwürmern in Sicherheit gebracht hat. Dennoch: Alle Kritik richtet sich an absolute Kleinigkeiten im Game.
"Dune: Spice Wars" zeigt sich im Early Access als eher langsam ablaufendes, dafür aber hochkomplexes und sehr gut durchdachtes Game, das schon jetzt einen recht runden Eindruck macht. Besonders gut gefällt, dass in dem Titel nicht schnelle Reaktionen und Blitzattacken zum Sieg führen, sondern er genauso gut auch durch Diplomatie oder Intrigen erreicht werden kann. Es ist jedenfalls für "Dune"-Fans üppig angerichtet – und die Entwickler versprechen im Early Access weitere Neuerungen wie eine vollständige Kampagne, einen Multiplayer-Modus und die Berücksichtigung von Spieler-Feedback.