Horrorreise trotz Luxustickets

Draußen lag Schnee, aber ÖBB-Zug war nicht geheizt

Zwei Freundinnen buchten im ÖBB-Nightjet ein Privatabteil. Beim Zusteigen um 2 Uhr früh in Salzburg fehlten Schlafwagen, Schaffner und es war eiskalt.

Sandra Kartik
Draußen lag Schnee, aber ÖBB-Zug war nicht geheizt
Susanne L. kam im ÖBB-Nightjet nach Venedig nicht zum Schlafen.
privat, ÖBB

Sie wollten ein Wochenende "Dolce Vita" in Italien genießen, doch ihre Reiseerfahrung wurde richtig bitter. Susanne L. hatte für sich und ihre Freundin etwas teurere Komfort-Tickets im ÖBB-Nightjet von Wien nach Venedig gebucht. Beide stiegen um 1.40 Uhr in der Früh in Salzburg in den Zug ein und freuten sich auf ein paar erholsame Stunden Schlaf.

"Versprochen wurde uns ein Privat-Abteil zur Einzelnutzung, weil das viel gemütlicher wäre als ein Liegewagen. Doch die Schlafwagen-Waggons waren nicht mitgekommen", erzählt die Salzburgerin im "Heute"-Gespräch enttäuscht. Die Freundinnen hatten insgesamt 373,80 Euro für die Tickets bezahlt, weil sie ausgeruht in Venedig ankommen wollten und sich als alleinreisende Frauen mehr Sicherheit wünschten.

Eiskalter "Geisterzug"

Stattdessen mussten die Salzburgerinnen in der Nacht in einem normalen Zugabteil neben anderen Fahrgästen Platz nehmen, die teilweise ebenfalls von den fehlenden Schlafwagen betroffen waren. "So wie uns ging es vielen Familien mit teilweise kleinen Kindern." Es war laut, an Nachtruhe war nicht zu denken. Doch ein weiteres Problem kam hinzu: "Es war eiskalt im Zug, die Heizung war nicht an." Susanne L. machte sich auf die Suche nach einem Schaffner, doch sie wurde im ganzen Zug nicht fündig.

"Es war wie ein Geisterzug. Mich hat entsetzt, dass wir mit unseren Problemen mitten in der Nacht ganz auf uns allein gestellt waren." Niemand kontrollierte die Tickets oder half den Fahrgästen. Als in Italien der Zug umgekoppelt wurde, lag draußen Schnee. Die Salzburgerinnen fanden einen Mitreisenden, der sich technisch auskannte und es schaffte, die Temperatur hochzustellen.

35 Euro Gutschein pro Person

"Wir kamen am nächsten Morgen völlig erschöpft in Venedig an. Statt die Lagunenstadt zu genießen, warteten wir nur darauf, bis unser Hotelzimmer endlich fertig wurde und wir ein bisschen schlafen konnten." Susanne L. und ihre Freundin beschwerten sich danach bei den ÖBB und bekamen einen Gutschein von insgesamt 69,50 Euro für ihre Strapazen. "Nie wieder Nightjet! Das nächste Mal fliege ich, das kostet genauso viel und ist viel komfortabler", ärgert sich die Salzburgerin.

Auf "Heute"-Anfrage bedauern die ÖBB den Vorfall: "Bei Buchungen bei den ÖBB im Nightjet muss man die Telefonnummer, bzw. Mail-Adresse hinterlassen und wird dann informiert, falls es zu Wagenänderungen kommt. In solchen Fällen entschädigen wir immer nach den allgemein gültigen Fahrgastrechten. Im Zug hat es ganz sicher Ansprechpartner:innen gegeben. Aber die Sitzwagen haben keine eigenen Stewards – eventuell wird das verwechselt." Weiter sagt der Sprecher: "Wenn die gebuchte Leistung nicht angeboten werden kann und keine gleichwertige Komfortklasse zur Verfügung steht, können Fahrgäste von der Reise zurücktreten und erhalten den Ticketpreis erstattet."

Dafür war es allerdings bereits zu spät, als die Salzburgerinnen die fehlenden Schlafwagen feststellen mussten. "Wird die Reise in der niedrigeren Komfortklasse angetreten, so besteht Anspruch auf den Differenzbetrag der jeweiligen Komfortklassen. Eine Umbuchung entspricht tariflich einer Stornierung und anschließender Neubuchung. Diese Regelungen sind in unseren Tarifbestimmungen festgehalten", heißt es abschließend von den ÖBB.

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