Sohn eingewiesen

Doppelgängerwahn: Vater mit Schnitzelklopfer attackiert

Ein 49-Jähriger nahm seine Pillen nicht, hielt den Vater für einen Doppelgänger. Er schlug auf ihn ein, stach ihn mit der Schere nieder – Einweisung!

Thomas Peterthalner
Doppelgängerwahn: Vater mit Schnitzelklopfer attackiert
Prozess gegen 49-Jährigen am Wiener Landesgericht.
Denise Auer

Ohrenbetäubender Baulärm sorgte für eine Unterbrechung der Verhandlung, Presslufthämmer ließen den Gerichtssaal erzittern, sogar ein Alarm wurde ausgelöst – das Wiener Landesgericht wird derzeit bei laufendem Betrieb umgebaut. Das stört derzeit die Verhandlungen – wie auch jene gegen einen Wiener (49). Der rund 1,90 große Hühne leidet laut Gutachterin an einer schizoaffektiven Psychose gekoppelt mit dem seltenen "Capgras-Syndrom" – auch als Doppelgängerwahn bekannt. 

Mit Schere in Brust gestochen

Am 20. August 2023 ging der Sohn in der gemeinsamen Wohnung in Wien-Meidling auf seinen Vater (79) los. Der 49-Jährige schlug den Pensionisten mit einem Schnitzelklopfer nieder, stach ihm dann mit einer Schere in die Brust. Der Angriff kam aus dem Nichts, der 79-Jährige war vor dem Fernseher gesessen, hatte sich ein Fußball-Match angesehen. 

Vater von Mafia "getauscht"

Er habe an den heißen Tagen im Sommer seine Medikamente nicht genommen, erklärte der Angeklagte den Geschworenen. Er habe im Wahn geglaubt, sein Vater sei von der albanischen Mafia gegen einen Doppelgänger ausgetauscht worden. "Ich wollte ihn betäuben und dann die Polizei rufen", so der 49-Jährige. Die Exekutive hätte dann den "richtigen Vater" suchen sollen.

"Wollte ihn nicht umbringen"

Das Opfer wurde bei der Attacke schwer verletzt, erlitt eine Schädelprellung und eine Kopfverletzung. Durch den Stich wurde die Lunge des betagten Wieners verletzt. "Er wollte ihn nicht umbringen", führte die Staatsanwältin aus. "Er ist krank und kein kaltblütiger Killer." Der 49-Jährige gilt als nicht zurechnungsfähig – im Jahr 2021 soll er seinen Vater mit einem Pokal attackiert haben. Der Patient wurde bereits mehrmals in die psychatrische Abteilung in Wien-Hietzing aufgenommen.

"Gut schaust aus, alleine ist mir fad!"

"So lange er seine Medikamente nimmt, ist alles gut", erklärte der Vater des Angeklagten, der ihn seit August nicht mehr gesehen hat. "Gut schaust aus, jetzt ist mir fad allein daheim", begrüßte er seinen Sohn, dem er anscheinend längst vergeben hat. Er liebe seinen Vater, sie würden gemeinsam ins Wirtshaus gehen und Spaziergänge machen, so der Angeklagte. Daraus wird nun aber länger nichts. 

Die Staatsanwaltschaft beantragte die Unterbringung des Sohnes in einem therapeutischen Zentrum – die Geschworenen waren einverstanden. Der 49-Jährige wird nun eingewiesen (nicht rechtskräftig!).

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