Welt
Distance Learning – Kim lässt Uni-Experten exekutieren
Eine eigene Kommission sollte die Digitalisierung in Hochschulen vorantreiben. Doch Diktator Kim Jong-un arbeitete sie nicht schnell genug.
Nordkoreas Machthaber wollte mit dem "Distance Education Act" seine Hochschulen und Universitäten in Zeiten von Corona für Home Schooling und Distance Learning fit machen. Für das Digitalisierungsprojekt wurde eine eigene Kommission gegründet – dessen Leiter soll Kim Jong-un nun hinrichten lassen haben.
Der Mann in den Fünfzigern, der im Bericht des "Daily NK" nur unter dem Namen Park aufscheint, soll mit der Gründung der Kommission im vergangenen Juni als deren Leiter eingesetzt worden sein. Jetzt sollen Ermittlungen des Organization and Guidance Department (OGB) – es überwacht die Einhaltung der Parteilinie in allen Behörden – aufgedeckt haben, dass es die Kommission nicht so recht mit ihrer Arbeit vom Fleck kam.
Vorgesetzen rieten zu schweigen
Und: Park und andere Kommissionsmitglieder sollen es gewagt haben, Kritik an der Arbeit der Regierung zu äußern. Dem Bericht zufolge sollen sie beanstandet haben, dass vor der Implementierung des Distance Education Act, notwendige Einrichtungen geschaffen und Ausrüstung installiert werden müsse.
Für den Bildungsexperten soll dieser Umstand besonders unbegreiflich gewesen sein. Er soll seinen Vorgesetzten mehrfach sein Leid geklagt haben, diese hätten ihm aber nur geraten: "Es gibt keine Anweisungen aus dem Zentralkomitee, also verhalte dich ruhig – und schweig."
Vor Kollegen verraten
Park ließ sich aber nicht den Mund verbieten: "Ich verstehe nicht warum [die Behörden] diese Vorgaben umsetzen wollen, diese Kommission ins Leben rufen, gestresste Uni-Professoren von ihrem Job abhalten [wenn sie dieser Kommission nicht die notwendigen Ressourcen zugestehen]", soll der Nordkoreaner gegenüber seinen Kollegen weiter konstatiert haben.
Diese Worte dürfte er nun mit seinem Leben bezahlt haben, denn einer der Professoren verpfiff den Kommissionsleiter bei der Regierung und schob die Schuld für den mangelnden Fortschritt auch gleich an ihn ab.
Park wurde nach Abschluss der Ermittlungen wegen "Kritik an der Partei und staatsfeindlichen Aktivitäten im Bildungssektor" exekutiert.
Kim Jong-un will sich künftig offenbar höchstpersönlich um die verschleppte Hochschulreform kümmern. In einer handschriftlich verfassten Mitteilung erklärte er der neuen Kommission: "So wie ich Kommandeur im Kampf um die Wiederaufforstung unserer Wälder wurde, werde ich nun auch Kommandeur einer weitsichtigen großen Politik für nationale Bildung."