Ärger um Containerklassen
Direktor verärgert! "Wir wurden vor den Kopf gestoßen"
Der Direktor und die Elternvertreter der MS Kagran sind über Kommunikation und Vorgangsweise der Stadt Wien in Sachen Containerklassen entrüstet.
Zahlreiche Elternvertreter der MS Kagran haben am Mittwoch zur Protestkundgebung gegen die geplanten Containerklassen aufgerufen. Direktor Mario Matschl freute sich über die rege Teilnahme von Eltern, Schülern und Anrainern. "Wenn man uns in der Planung einfach übergeht, müssen wir jetzt umso lauter sein!"
Vor vollendete Tatsachen gestellt
Auch er habe aus den Medien erfahren müssen, dass seine Schule einer jener fünf Standorte sein wird, an dem Container aufgestellt werden sollen. "Weder unser Schulleiter noch wir Eltern wurden einbezogen, das sorgt für großen Unmut", so Manuel Kiesling, stellvertretender Vorsitzender des Elternvereins.
Passendes Personal fehlt
Geplant sind an jenem Standort im 22. Bezirk neun Containerklassen und zu den 340 Schülern sollen damit rund 200 Schüler dazukommen. „Wir sind natürlich gewillt, Kinder aufzunehmen, aber das können wir einfach nicht stemmen. Derzeit fehlen vier Lehrer und wie soll das dann im Herbst erst werden", fragt sich Matschl. Für die Ansprüche der Kinder brauche man nicht nur Pädagogen, aber man könne auch nicht einfach unqualifiziertes Personal einsetzen. Eine Umsetzung sei so schnell also kaum möglich, sagt Thomas Krebs, Vorsitzender der Personalvertretung der Wiener Lehrer.
Ressourcen sind begrenzt
Neben dem fehlenden Personal würden aber auch die Räumlichkeiten der Schule, die erst vor sieben Jahren saniert und mit einem Zubau versehen wurde, nicht ausreichen. "Mit dem Zubau kamen zehn neue Klassen dazu. Das gleiche blüht uns jetzt nochmal, aber ungeplant", so Matschl. Man müsse die Physiksäle, die Lehrküche für die 3. und 4.Klassen, aber auch die Lehrerzimmer ausbauen. Nur die Toiletten werden angeblich mit den Containern geliefert.
Kritik an fehlender Kommunikation
Seitens der Schule, des Schulleiters und der Elternvertreter sei man nicht nachtragend. „Fehler passieren, aber ab jetzt fordern wir, dass wir in die Planung miteinbezogen und von der Stadt informiert werden. Ohne Konzept sind die Containerklassen nicht umsetzbar“, so Kiesling. Auf „Heute“-Anfrage hat man sich dazu aus der Bildungsdirektion bereits gemeldet, die Kommunikation solle künftig über die Schulleitungen laufen, die dann die Eltern über das weitere Vorgehen informiert.
Auf gute Verteilung wird geachtet
Die Befürchtung, dass ganze Klassen mit Flüchtlingskindern gefüllt werden sollen, kann von der Bildungsdirektion nicht bestätigt werden. Die Klassen sollen regional nach Bedarf belegt werden und man achte dabei auf eine möglichst gute Verteilung. "Integration funktioniert bei uns bisher sehr gut, auch mit der ukrainischen Klasse. Aber eben nur, wenn die Klassen gemischt werden" so Matschl.
Keine Flüchtlingskinder in Containern
In den vergangenen Jahren wurden bereits über 1.200 neue Schulklassen errichtet. In den nächsten Jahren soll es aber vermehrt 1.Klassen in Volks- und Mittelschulen geben. Dies sei aber nicht ausschließlich auf Flüchtlingskinder zurückzuführen, so die Bildungsdirektion. Bis man baulich die zusätzlichen Räumlichkeiten abdecken kann, müsse auf die Container ausgewichen werden. Für Kinder, die besondere Förderung benötigen, seien sogenannte Orientierungsklassen geplant.
Sportplatz soll erhalten bleiben
"Angeblich bleibt der Sportplatz zu 70% erhalten, doch die Kinder verlieren ihren Platz“, ärgert sich Elternvertreter Kiesling. "Der Sportplatz ist ein Treffpunkt für Jugendliche, die sonst keine Ausweichmöglichkeiten haben. Man zerstört hier einen Lebensraum, auch für Sportler“, sagen Sandra Dittrich-Rammer und Erich Rammer, besorgte Eltern eines Schülers der 1.Klasse. Die Bildungsdirektion versucht hier, die Eltern zu beruhigen. Die Container werden so am Grundstück platziert, dass sie möglichst wenig behindern und ein Großteil der Sportfläche weiterhin benutzbar sein wird.
Opposition solidarisiert sich mit der Schule
Die Bildungssprecher der Grünen, Julia Malle und Felix Stadler, haben kein Verständnis dafür, dass in einer ohnehin angespannten Lage zu kurzfristig kommuniziert wurde. Räumliche und personelle Kapazitäten seien an den Standorten bereits am Limit. Zusätzliche Schüler würden diese massiv belasten.
Sowohl Harald Zierfuß, Bildungssprecher der Wiener Volkspartei, als auch Toni Mahdalik, Planungssprecher der Wiener FP, waren bei den Protesten vor Ort. Mahdalik fordert ein sofortiges Aus für die Containerklassen in der MS Kagran, denn diese würden zu Lasten von Lehr-, Lern- und Erholungsqualität sowie der Sicherheit von 350 Schülern gehen. Auch Harald Zierfuß unterstützt die Demonstranten: "Wien braucht zusätzliche Schulplätze, aber dabei darf das soziale Gefüge bestehender Schulen nicht zerstört und die aktuellen Problemlagen nicht verschärft werden".
Auf den Punkt gebracht
- Die Stadt Wien plant, bis September 2024 weitere Containerklassen aufzustellen, um dem regionalen Bedarf gerecht zu werden
- Dies erfolgt aufgrund des steigenden Raumbedarfs sowohl für Schulneulinge als auch für Schüler mit Behinderungen
- Das hat die Stadt dazu veranlasst, auch Containerklassen zu nutzen, bis genügend Schulraum geschaffen werden kann
- Die Verteilung der Containerklassen erfolgt unter Berücksichtigung des Bedarfs in verschiedenen Regionen und die Kommunikation darüber wird über die Schulleitungen abgewickelt