Im Erzbischöflichen Palais!
Dieses Wiener Dessous-Geschäft hat den "Segen von oben"
Bei "Velvet Dessous" gibt es Unterwäsche für Mann, Frau und Transgender. Das Skurrile: Der Shop liegt mitten im Erzbischöflichen Palais.
Vom Himmel hoch, da kommt es her – das Dessous-Glück. Gelandet ist es in der Passage am Stephansplatz 6 in der City, direkt neben dem Dom Museum. Dort lädt mit "Velvet Dessous" das kleinste Geschäft Wiens auf zehn Quadratmetern zum Stöbern zwischen Strapsen und Peitsche ein.
"Geschäft muss ein Dessous-Shop bleiben!"
Das Besondere daran: Der Unterwäsche-Laden, in dem Mann, Frau oder Transgender-Personen herzlichen willkommen sind, befindet sich im Erzbischöflichen Palais der katholischen Kirche. Und das auch ganz bewusst: "Dieses Geschäft im Haus der Kirche muss immer ein Dessousgeschäft bleiben. Das ist mit der Kirche so vereinbart", erklärt Geschäftsführerin Jasmin und lacht: "Wir haben also den Segen von oben!" Woher die Vereinbarung kommt und warum sie so getroffen wurde, verrät die 35-jährige aber nicht. "Das ist Betriebsgeheimnis", schmunzelt sie.
Seit 1931 gibt es den Shop am Stephansplatz, damals von einem Mutter-Tochter-Gespann gegründet übernahm 2004 Helga Fuhrmann, das Geschäft führt mittlerweile Mitarbeiterin Jasmin. Eröffnet wurde es als "Velvet Mieder", damals wurden die Mieder der Damen hier mit der Nähmaschine selbst angefertigt. Die neue Besitzerin benannte es dann in "Velvet Dessous" um, wobei das "Velvet" nicht für Samt, sondern für das Metall am Strapsgürtel stehe, wie die Expertin erklärt.
Vom Perlenstring zur Peitsche
Bei den Kunden ist der Mini-Laden außerordentlich beliebt, 60 Prozent von ihnen sind Touristen. "Man kennt uns in Australien, Amerika, auf der ganzen Welt", so Jasmin stolz. Jeder Kunde fände das passende Dessous, die Produktpalette ist breit. Spezialisiert ist das Unternehmen auf große Größen. "Warum kann eine Dame mit E, F oder G-Cup keine sexy Unterwäsche tragen?", lautet das Motto – hier gäbe es keine Grenzen.
Der absolute Bestseller ist der berühmte Perlenstring aus der Serie "Sex and the City", den es in unterschiedlichen Farben gibt. Auch kleine "Accessoires" wie Peitschen oder Masken werden angeboten. "Wir sind aber kein Sexshop, sondern bleiben ein Dessous-Laden", betont Jasmin. Bei den Wünschen der Kunden seien sie aber offen: "Was wir haben oder anfertigen können, machen wir gerne." Die Produkte liegen im mittleren Preissegment, starten bei etwa 59 Euro.
Mieder für "herrliche" Damen
Auch Trans-Personen werden hier fündig. Unter der Rubrik "Herrliche Damen" gibt es Unterwäsche für Herren, die gerne Damenslips und Co. tragen. "Die Menschen fühlen sich hier wohl, können sich ausleben und als Frau fühlen. Diskretion ist unser oberes Gebot", so Jasmin. Mit der Kirche gäbe es diesbezüglich keine Probleme, auch von anderer Seite kämen keine negativen Rückmeldungen: "Das ist kein Thema, die Leute finden das eher witzig. Wir haben hier die unterschiedlichsten Kunden, viele Stammkunden, aber auch Prominente. Wer, darf ich natürlich nicht verraten."
Von der Erzdiözese heißt es übrigens, es handle sich hier um einen alten Mietvertrag. Das Unternehmen wurde erneut veräußert, es sei ein Mieter wie jeder andere auch. Für Jasmin ist es die Traumlocation – und der Traumjob: "Der Segen von oben fühlt sich sehr gut an", lacht sie. "Ich liebe meine Arbeit, die Kunden und mache es sehr gerne. Ich hoffe, es gibt uns noch in 150 Jahren!"