Wirtschaft
Dieser Trick soll heuer Lohnerhöhungen verhindern
Unternehmervertreter pochen bei den Verhandlungen zu den neuen Kollektivverträgen auf "Öffnungsklauseln". Experten sehen das aber kritisch.
Horrende Energiepreise, Übergewinne von Unternehmen und Geld-Bonus um Geld-Bonus: Österreich ist zwar von der Kaufkraft her bedeutend besser als der Rest Europas durch die Krise gekommen, hat allerdings auch immer noch mit die höchste Inflation. Besonders beim Wohnen und bei Lebensmitteln stiegen die Kosten rasant.
Eine Inflation von zehn zeitweise Prozent im Jahresvergleich bedeutet aber auch: Der gleiche Lohn wie vor einem Jahr ist plötzlich zehn Prozent weniger Wert. Zu einem Reallohnverlust führt es also auch dann, wenn die Lohnerhöhung unter jenem Prozentwert bleibt. Viele Unternehmen, die selbst an der Krise leiden, sehen sich allerdings nicht in der Lage, solche mitunter gar zweistelligen Gehaltserhöhungen umzusetzen.
Öffnungsklauseln im Gespräch
IHS-Chef Holger Bonin brachte deswegen sogenannte "Öffnungsklauseln" für die nun angelaufenen Kollektivvertragsverhandlungen ins Spiel. Diese sollen es "einzelnen" Unternehmen ermöglichen, in Absprache mit den Sozialpartnern weniger zu bezahlen. Eine Idee, die bei diesen natürlich auf wenig Gegenliebe stößt.
"Durch aktuellen Anlass gibt es da überhaupt keinen Grund, irgendwelche löchrigen Maßnahmen bei den Kollektivverträgen durchzusetzen", sagt etwa Reinhold Binder, Chefverhandler der Produktionsgewerkschaft (PRO-GE), im "Ö1-Morgenjournal". Christian Knill, Obmann der Metalltechnischen Industrie, verweist hingegen darauf, dass so etwas in anderen Ländern funktioniere, hält aber fest, dass das nur einer von mehreren Vorschlägen sei.
Gründe oft unklar
Doch wie genau würde die diskutierte Maßnahmen in der Praxis aussehen? WIFO-Lohnexperte Benjamin Bittschi erklärt: "Eine Öffnungsklausel bedeutet, dass ein Kollektivvertrag eben nicht für alle Unternehmen Anwendung findet, sondern dass bestimmte Unternehmen unter Einbeziehung der Sozialpartner eine Ausweichmöglichkeit von einem Kollektivvertrag vereinbaren können."
Der Experte sieht den Einsatz aber kritisch. Man müsse erst ergründen, warum genau sich die Unternehmen diese Erhöhungen nicht leisten können, sagt er auf "Ö1". Sind sie zu wenig produktiv? Oder ist das eine einmalige Situation aufgrund des Inflationsschocks?
Die Krux der Sache
Knill wiederum zeigt sich zuversichtlich, dass Unternehmen dazu bereit sind, ihre Daten preis zu geben, wenn es ihnen wirklich schlecht geht und sie deswegen niedriger abschließen wollen. Bittschi wendet ein, dass man jedoch dadurch womöglich Unternehmen fördere, die am Markt offenbar nicht bestehen können.
Für die nun in die heiße Phase gehenden Verhandlungen bei den Metallern will sich Knill noch nicht in die Karten blicken lassen und ob er diese Forderung in seinen Vorschlag aufnimmt. Für Gewerkschafter Binder wiederum ist klar, dass es nur mit Einmalzahlungen nicht gehen wird.