Einbruch in Dorotheum
Dieser Mafiaboss ließ in Wien ein Nashorn stehlen
Es wird teurer als Gold und Kokain gehandelt: Nashorn-Hörner bringen Kriminellen Millionen ein. Auch in Wien gelang ein Coup einer Nashorn-Mafia.
Er gilt als "Pablo Escobar der Wilderei", kommt aus Laos und ist für Behörden und Geheimdienste weltweit unantastbar. Mit seinem Firmennetzwerk "Xaysavang" soll Vixay Keosavang dank Hunderter Handlanger Tag für Tag Millionen scheffeln – mit Nashorn-Hörnern und Überresten illegal erlegter Wildtiere.
Beim mutmaßlichen Mafiaboss handelt es sich um einen etwa 60-jährigen Ex-Offizier der laotischen Armee, der angeblich durch die korrupte Regierung in seinem Heimatland gedeckt wird. Der kleingewachsene Mann mit den großen Geldreserven gilt als Kopf eines schwerkriminellen Netzwerks, das vor allem in Naturschutzgebieten Südafrikas tödliche Verbrechen und Misshandlungen an geschützten Schlangen, Schildkröten, Elefanten, Löwen und Nashörnern begehen soll.
Von den USA wurde vor Jahren bereits eine Million US-Dollar Belohnung ausgerufen, um ihn zu enttarnen. Doch erst ein aufmerksamer Museums-Mitarbeiter aus England konnte aufdecken, dass die gefährliche Gruppierung auch nicht vor Diebstählen in öffentlichen Ausstellungsräumen und sogar vor Überfällen auf Zoos zurückschreckt. Offenbar war irgendwann jeder Weg recht, um an wertvolle Ware der vom Aussterben bedrohten Tierarten zu gelangen.
Auch Coup in Wien im November 2011
Im Jahr 2011 wurde daher auf Befehl des mächtigen Mafiosis eine beispiellose Serie an Nashorn-Coups gestartet – auch im Wiener Dorotheum schlugen Unbekannte plötzlich zu und schnappten sich ein Rhinozeros-Relikt aus einer Glasvitrine. Das sündteure Stück sollte am selben Tag um 70.000 Euro versteigert werden. Auch ein Präparator aus Wien-Margareten wurde wenig später überfallen – wir berichteten. Sein Sohn wurde bei der Attacke schwer verletzt. Die Räuber ließen ihre Beute fallen und verschwanden spurlos.
Kurator Paolo Viscardi, der in einer neuen Sky-Doku über seine Entdeckung auspackt, bemerkte die unübliche Häufung an Nashorn-Horn Diebstählen als erster und erkannte ein Mafia-Muster. Das brachte Behörden nach über 60 Fällen schließlich auf die Spur der rechten Hand des Nashorn-Paten, Chumlong Lemtongthai. Er soll alleine Hunderte afrikanische Nashörner misshandelt oder illegal erlegt haben.
Sex-Arbeiterinnen eingesetzt
Extra eingeflogenen Sex-Arbeiterinnen wurden dafür auf Fake-Jagdlisten gepackt, sie schmuggelten die wertvolle Ware um wenige hundert Dollar zurück nach Südostasien. Dort soll die High-Society die Hörner um horrende Beträge von bis zu 50.000 Euro handeln. Zermahlen zu einem Pulver gilt es als Potenzmittel und soll sogar Krebs heilen können. Für beides gibt es keinerlei Evidenz, doch der Nachfrage nach den Nashorn-Hörnern tat das keinen Abbruch. Lemtongthai wurde von einem Gericht zu 40 Jahren Gefängnis verurteilt.