Vegan, aber nicht nachhaltig

Diesen Schmäh kann sich Nutella in die Haare schmieren

Nutella hat zum 60. Geburtstag eine vegane Variante auf den Markt gebracht. Nachhaltig ist diese Haselnuss-Creme aber nicht – es gibt einen Haken.

Bernd Watzka
Diesen Schmäh kann sich Nutella in die Haare schmieren
Irreführend: Die neue Nutella-Version gibt sich "grün", ist es aber nicht, sagen Wissenschaftler.
Getty Images/iStockphoto

"Veggies" und Lactose-intolerante Naschkatzen sind im 7. Schoko-Himmel: Hersteller Ferrero brachte eine Nutella-Version auf Pflanzenbasis heraus ("Heute" berichtete). Durch den Ersatz von Milch lässt sich der CO2-Fußabdruck des Brotaufstrichs verringern. Allerdings: Damit ist nicht jede klimaschädliche Zutat ausgemerzt.

Experten zufolge hätte der Verzicht auf eine ganz andere Zutat der beliebten Haselnuss-Creme deutlich bessere Auswirkungen auf unseren Planeten.

Wachsende Nachfrage nach veganen Produkten

Der Lebensmittelriese Ferrero hat bereits in Frankreich, Belgien und seinem Heimatland Italien mit dem Verkauf der "Plant based"-Version seines Haselnussaufstrichs begonnen. Vegane Nutellas sind leicht an ihren grünen Schraubdeckeln zu erkennen. Nur beim Inhalt hapert's.

Nur noch pflanzliche Zutaten

Statt Magermilchpulver kommen in der Rezeptur nur noch pflanzliche Zutaten wie Kichererbsen und Reissirup zum Einsatz. Da die veganen Nutellas in einem Milch-Betrieb hergestellt werden, seien sie für Menschen mit einer Milcheiweißallergie allerdings nicht geeignet, warnt das Unternehmen. Was ist aber das größte Problem dieses neuen Brotaufstrichs?

Ersatz von Kuhmilch gut für den Planeten

Forscher loben: Der Ersatz von Kuhmilch durch Produkte mit geringerem CO2-Ausstoß bedeutet, dass diese veganen Nutellas weniger schädlich für den Planeten sein dürften als ihre herkömmlichen Gegenstücke. Das ist aber nur eine Seite, die andere Seite ist problematischer.

Kichererbsen und Reissirup mit Top-CO2-Bilanz

Auch wenn sie immer noch etwas Methan ausstoßen, "sind pflanzliche Proteine besser für das Klima als Milchproteine", bestätigt Corentin Biardeau, Lebensmittelingenieur beim Klima-Thinktank The Shift Project.

Dies wird von der Kohlenstoff-Plattform CarbonCloud untermauert. Diese berechnete, dass Kichererbsen im Vergleich zu Magermilchpulver nur einen Bruchteil an CO2 erzeugen. Auch Reissirup habe eine deutlich bessere Bilanz als Milchpulver. Eine katastrophale Bilanz hat allerdings das für die Nusscreme verwendete Fett.

Wenn Ferrero wirklich ein umweltfreundliches Produkt anstrebt, hätten sie zuerst Palmöl ersetzen müssen
Corentin Biardeau
The Shift Project

Wenig Milchpulver in Nutella

Milchpulver macht nur einen kleinen Anteil (8,7 Prozent) der Nutella-Rezeptur aus. "Der Ersatz hat eine gewisse Wirkung, aber das ist nicht das große Problem", sagt Biardeau. "Wenn Ferrero wirklich ein umweltfreundliches Produkt anstrebt, hätten sie zuerst Palmöl ersetzen müssen", fügt er hinzu.

Problem von Nutella ist das Palmöl

Palmöl, das zur Abholzung der Regenwälder in Südostasien beiträgt und deshalb von Umweltschützern geächtet ist, bleibt ein wichtiger Bestandteil der Rezeptur – auch wenn der genaue Anteil auf dem Produktetikett nicht angegeben ist.

Best of böse: Palmölkulturen zerstören in Südostasien die Regenwälder.
Best of böse: Palmölkulturen zerstören in Südostasien die Regenwälder.
(Bild: iStock/Adiartana)

Palmöl ist das weltweit am meisten konsumierte Pflanzenöl – es ist unschlagbar billig und wird mit Mega-Erträgen produziert. Hergestellt wird es vor allem in Indonesien und Malaysia. Das Öl wird zu 80 Prozent für Nahrungsmittel und zu jeweils 10 Prozent für Kosmetika und Biokraftstoffe verwendet.

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    privat, iStock

    Auf den Punkt gebracht

    • Nutella hat zum 60.Geburtstag eine vegane Variante auf den Markt gebracht, die durch den Ersatz von Milch den CO2-Fußabdruck verringert
    • Allerdings bleibt das Hauptproblem der Haselnuss-Creme bestehen: das umweltschädliche Palmöl, das weiterhin in der Rezeptur enthalten ist und zur Abholzung der Regenwälder beiträgt
    bw
    Akt.