Szene
Diese Künstlerin malt mit Pillen und Schmerzmitteln
Sie ist wohl die einzige Künstlerin weltweit, die ihre Bilder mit Medikamenten malt. Wie das geht, zeigte Monika Kus-Picco "Heute" in ihrem Atelier.
Ihre Farbpalette kommt aus dem Medizinschrank: Bevor Monika Kus-Picco ihre Werke malt zerstampft sie Tabletten, zerschneidet Kapseln und zerbröselt Pillen. Dann kitzelt sie mit Hilfe von Desinfektionsmittel verschiedene Farben aus den Medikamenten und transformiert diese auf die Leinwand. Wie das abläuft hat sich "Heute" im Rahmen der Video-Reihe "Szene Backstage" im Atelier der Künstlerin angesehen.
Von der Art Miami in die Albertina
"Begonnen habe ich mit dieser Technik 2018. Meine Mutter hat eine frühe Alzheimer-Diagnose bekommen und in den 80ern missbräuchlich Schlafmittel verwendet, die heute auf der schwarzen Liste stehen“, erzählt Kus-Picco. Die Schlafmittel sollen das Alzheimer bei ihrer Mama ausgelöst haben. Auch sonst prägten schwere Erkrankungen das Familienleben der Wienerin. "Da habe ich dann begonnen zu überlegen, wie man Erinnerungen darstellen kann und bin dann auf die Idee gekommen mit Medizin zu arbeiten."
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Mittlerweile dreht sich Kus-Piccos Alltag um abgelaufene Medikamente, die sie von Ärzten oder Bekannten bekommt. Auch international sind die Arbeiten der Wienerin bereits eine Sensation: Vor Kurzem hat die Künstlerin auf der Art Miami ausgestellt. Zu sehen gab es dort unter anderem das Bild ‘Erection Day‘, welches mit Viagra gemalt wurde. Mit dem Gebrauch von Medikamenten spiegelt Kus-Picco nicht nur Sucht, Sehnsucht oder Heilung wieder. Auch der Tod spielt in ihren ausdrucksstarken und ebenso farbenfrohen Arbeiten eine Rolle.
„"Jedes Bild hat seinen persönlichen Hintergrund, der auf dem Wissen – und noch mehr auf dem Erleben und der realen Erfahrung – der jeweils verwendeten Medikamente im Umgang mit Menschen gründet." – Klaus Albrecht Schröder“
So ist derzeit unter anderem ihr Werk "For Amin" in der Albertina zu sehen. "Ich habe es einem Buben gewidmet, der vergangenen Dezember an Leukämie gestorben ist. Er war ein Schulkollege meiner Tochter. Für das Bild habe ich mit Chemotherapeutika und Antibiotika gearbeitet." In ihrem Buch "Medizin in Farben" gibt Kus-Picco tiefe Einblicke in ihren Arbeitsprozess. Zu Wort kommen darin auch Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder sowie Hermann Nitsch, einer der wichtigsten Lehrer der Künstlerin. "Sie richtet mit ihren Bildinstallationen ein alchimistisches, pharmazeutisches, medizinisches Laboratorium ein. Die Farben der zerriebenen Medikamente leuchten aus der Tiefe ihrer Wirkungsbereiche", schreibt der Aktionskünstler.
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