Gefährlich für Schwangere
Diese Infektionskrankheit ist nun auf dem Vormarsch
Die MedUni Wien registrierte zuletzt sehr viele Infektionen mit Ringelröteln. Woran das liegt, erklärt Virologin Monika Redlberger-Fritz im Interview.
Wer Kinder mit einem roten Ausschlag sieht, denkt vermutlich sofort an die Kinderkrankheit Röteln. Aber das kann täuschen, denn neben den Röteln gibt es auch noch die Ringelröteln, die sich von den Röteln unterscheiden. Die MedUni Wien registrierte zuletzt sehr viele Infektionen mit Ringelröteln. Woran das liegt, erklärt Virologin Monika Redlberger-Fritz im "Heute"-Interview.
"Ringelröteln sind eine epidemisch auftretende Erkrankung, wo wir alle paar Jahre eine relativ starke Virusaktivität sehen, gefolgt von Jahren mit schwächerer Aktivität. Der Häufigkeitsgipfel der Ringelröteln ist im Frühling", so die Expertin. Insofern sei das aktuelle vermehrte Auftreten von Ringelröteln-Fällen nicht ungewöhnlich.
Ob es ein starkes oder schwaches Jahr für die Ringelröteln wird, hänge von der Durchseuchung ab und wie viele vulnerable Kinder es gibt – also Kinder, die die Infektion noch nicht durchgemacht haben. Denn wer es einmal hatte, ist lebenslang immun gegen das verursachende Parvovirus B19 (B19V).
Nicht verwechseln!
Was viele vielleicht nicht wissen: Ringelröteln sind nicht dasselbe wie Röteln, obwohl beide durch einen roten Ausschlag gekennzeichnet sind und als "Kinderkrankheiten" gelten. Dennoch handelt es sich um zwei verschiedene Krankheiten, die von zwei völlig verschiedenen Viren verursacht werden. Eines haben beide Infektionen aber gemeinsam: Für schwangere Frauen sind sie gefährlich.
Verwechslungsgefahr: Ringelröteln vs. Röteln
Ringelröteln werden vom Parvovirus B19 (B19V) verursacht. Es entwickelt sich ein typischer roter Hautausschlag – zuerst im Gesicht, dann auch auf Armen und Beinen. Mit der Zeit verwandeln sich die Flecken in blassrote Ringeln, die nach einer Weile wieder verschwinden können. Die Infektion kann von Symptomen wie Fieber, Muskel- und Kopfschmerzen begleitet sein. Es gibt aber auch asymptomatische Fälle, wo Symptome und Ausschlag ausbleiben. In der Regel heilt eine solche Infektion bei Kindern und Erwachsenen problemlos aus. Schutzimpfung gibt es keine, wer einmal erkrankt, ist lebenslang immun. Eine große Gefahr besteht allerdings für schwangere Frauen, die nicht gegen das Virus immun sind. Denn dann drohen schwere Schäden am ungeborenen Kind bis hin zur Totgeburt.
Röteln werden vom Röteln-Virus (Rubellavirus) verursacht. Der Ausschlag tritt hier im Gesicht und dem Körperstamm auf. Hinzu kommen meist Fieber und geschwollene Lymphknoten am Hals. Es gibt eine Schutzimpfung. Auch Erwachsene können sich noch impfen lassen. Wer einmal Röteln hatte, ist lebenslang immun. Wie auch Ringelröteln, sind Röteln für Schwangere eine Gefahr, denn es kann schwere Fehlbildungen am Fötus zur Folge haben.
WICHTIG: Obwohl beide Krankheiten als "Kinderkrankheiten" gelten, können sich auch Erwachsene anstecken!
Nicht jeder Erkrankte hat Symptome
Der Arzt kann durch eine Blickdiagnose Röteln von Ringelröteln unterscheiden. Im Zweifel kann auch ein PCR- oder Bluttest gemacht werden. Denn nicht jeder Erkrankte bildet auch Symptome aus. Laut der Virologin ist rund die Hälfte aller Kinder, die diese Infektion durchmacht, asymptomatisch, bei den Erwachsenen sind es zwei Drittel. Aber auch wer keine Symptome hat, ist ansteckend - und zwar in der einen Woche, bevor der Ausschlag auftritt (wenn er denn auftritt).
Keine Impfung gegen Ringelröteln, aber gegen Röteln
Im Gegensatz zu den Röteln, wogegen es eine Schutzimpfung gibt, gibt es die für Ringelröteln nicht, zumal das Virus erst seit Ende der 1970er/ Anfang der 1980er Jahre bekannt ist und die Krankheitslast nicht so groß ist, als dass eine Impfstoffentwicklung für Pharmakonzerne finanziell attraktiv wäre. Auch gibt es keine spezifische Therapie gegen die Infektion. Symptome wie Fieber können mit fiebersenkenden Medikamenten behandelt werden. Ringelröteln heilen in der Regel problemlos ab, Komplikationen (z. B. Herzmuskelentzündung) kommen nur sehr selten vor.
Bin ich immun?
Wer wissen will, ob er bereits Ringelröteln hatte und nun immun ist, kann mittels eines Bluttests seine Antikörper auf das Parvovirus B19 testen lassen. Der Hausarzt ist dafür die erste Ansprechperson.