Nestlé wieder in der Kritik
Diese Babynahrung soll Kinder zuckersüchtig machen
Laut einer neuen NGO-Studie setzt Nestlé seiner Babynahrung in manchen Ländern einen hohen Gehalt an Zucker zu. Das hat weitreichende Konsequenzen.
Der Lebensmittelkonzern Nestlé stand schon oft in der Kritik. Jetzt sieht er sich abermals mit Vorwürfen konfrontiert. Laut einer Analyse der Schweizer NGO Public Eye, setzt der Konzern Folgemilchprodukten in manchen Ländern Zucker zu. Betroffen seien Entwicklungs- und Schwellenländer, westliche Länder dagegen nicht.
Vorrangig einkommensarme Länder betroffen
So sind in Proben aus Ländern wie Bangladesch, Indien, Pakistan, Südafrika, Äthiopien und Thailand zwischen 1,6 und 6,0 Gramm Zucker pro Portion zugesetzt gewesen. Von den 78 in Afrika, Lateinamerika und Asien gekauften Produkten der Marke "Cerelac" enthielten 75 zugesetzten Zucker, durchschnittlich 4 Gramm – das entspricht etwa einem Würfelzucker – pro Portion. Bei einem der Produkte stieg dieser Wert auf 7,3 Gramm pro Portion in der Probe auf den Philippinen, das zur zweimal täglichen Verabreichung an Babys ab sechs Monaten bestimmt war.
Auch die in vielen Ländern vertriebenen Nestlé-Nido-Produkte geben Anlass zur Sorge. Nestlé behauptet, dass diese Produkte "frei von Saccharose" sind – also zuckerfrei – obwohl Honig enthalten ist. "Sowohl Honig als auch Saccharose werden von der WHO als Zucker angesehen, der nicht in Babynahrung enthalten sein sollte", schreibt Public Eye.
Auch Getreideprodukte für Babys waren überzuckert. Darunter auch Produkte, die in Europa verkauft werden. "Nestlé macht Babys und Kleinkinder in einkommensärmeren Ländern zuckersüchtig", heißt es in dem Bericht. Die NGO forderte Nestlé auf, "die Doppelmoral zu beenden".
Weitreichende Folgen
Die Problematik an überzuckerter Babynahrung liegt auf der Hand: Kinder, die zu früh an Zucker gewöhnt werden, greifen auch später vermehrt zu gezuckerten Lebensmitteln. Die Konsequenzen sind bekannt: Übergewicht, krankhafte Fettsucht, Karies, Diabetes.
"Durch die Zugabe von Zucker zu diesen Produkten ist das einzige Ziel von Nestlé – und auch von anderen Herstellern –, bei Kindern eine Sucht oder Abhängigkeit zu erzeugen, weil sie den Geschmack von Zucker mögen", sagt Laurent Gabrell, Co-Autor der Public Eye-Untersuchung. "Und wenn die Produkte sehr süß sind, werden sie in Zukunft mehr verlangen."
Statement von Nestlé
Nestlé hat auf die Vorwürfe insofern reagiert, als die Ergebnisse nicht abgestritten wurden. Der Konzern gab dazu folgendes Statement ab: "Wir entwickeln und reformulieren unsere Getreideprodukte für Säuglinge weiter, um den Gehalt an zugesetzten Zuckern weiter zu reduzieren, ohne Kompromisse bei Qualität, Sicherheit und Geschmack einzugehen. In manchen Ländern in Europa gibt es Produkte ohne Zuckerzusatz, zusätzlich zu den herkömmlichen Produkten mit Zuckerzusatz."
Auf den Punkt gebracht
- Nestlé steht erneut in der Kritik, weil eine neue Studie festgestellt hat, dass der Konzern seiner Babynahrung in einigen Ländern einen hohen Zuckergehalt zusetzt, was insbesondere einkommensarme Länder betrifft
- Public Eye, eine Schweizer NGO, forderte Nestlé auf, diese Doppelmoral zu beenden, da die überzuckerte Babynahrung negative Auswirkungen auf die Gesundheit von Kindern haben kann
- In einer neuen Studie wurde festgestellt, dass Nestlé seiner Babynahrung in einigen Ländern einen hohen Gehalt an Zucker zusetzt, was insbesondere einkommensarme Länder betrifft
- Public Eye forderte den Konzern auf, diese Praxis zu beenden, da die überzuckerte Babynahrung negative Auswirkungen auf die Gesundheit von Kindern haben kann