Albtraum-Fahrt für Ehepaar

Diebe reißen Nightjet-Abteil auf, stehlen Mann Gewand

Wolfgang und Petra Z. besuchten ihre Tochter in Zürich. Bei der Hinfahrt wurde ihre Nachbarin bestohlen, bei der Rückfahrt die Burgenländer selbst.

Sandra Kartik
Diebe reißen Nightjet-Abteil auf, stehlen Mann Gewand
Wolfgang und Petra Z. wurden im ÖBB-Nightjet bestohlen. Bei der Hinfahrt verhinderte eine Decke als Vorhang vor dem Abteil (l.) Schlimmeres.
ÖBB, privat

Am 7. Dezember fuhr ein burgenländisches Ehepaar mit dem ÖBB-Nightjet von Wien nach Zürich, am 10. Dezember ging es abends zurück. "Beide Fahrten hatten es in sich", erzählt Wolfgang Z. Es begann am Weg in die Schweiz damit, dass die beiden kein Liegewagen-Abteil vorfanden, obwohl sie Karten dafür hatten. Es sei angeblich nicht angehängt worden, man bedaure das. Die Tickets kosteten zwar knapp 400 Euro, dennoch sollten sie im Großraum-Abteil Platz nehmen. An Schlaf war nicht zu denken.

"Wir waren am Weg zu unserer Tochter, die in Zürich lebt, und hatten auch Gepäck für sie dabei. Dafür gab es aber keinen Platz." Das Ehepaar ärgerte sich und fragte mehrmals beim Personal nach, wie man die Situation regeln könne. Ein Zugangestellter stellte nach mehrmaligem Nachfragen dann auch überraschend fest, dass der Waggon doch mitgekommen war. "Er war nur dunkel und versperrt", so der Burgenländer verständnislos. Es dauerte eine weitere Stunde, bis er und seine Frau, gemeinsam mit den anderen Liegewagen-Kunden, in ihre reservierten Abteile durften.

"Junge Männer öffneten Abteil"

In der Nacht stand der Zug wie vorgesehen länger in Salzburg, dort wartete schon das nächste Ungemach auf die Reisenden. "Ab 3 Uhr Früh haben junge Männer im Halbstunden-Takt unser Abteil geöffnet und reingeschaut", berichtet Petra Z. Es fehlte ein Vorhang im Waggon, weshalb das Ehepaar sich behelfsmäßig eine Decke davor hängte. "Das half offenbar und bewahrte uns vor Schlimmerem, denn am nächsten Morgen haben wir erfahren, dass unser Nachbar-Waggon bestohlen wurde."

Am Rückweg wurde das Ehepaar dann selbst Opfer eines dreisten Diebstahls. "Am Montag um 5 Früh haben drei Männer unsere Tür aufgerissen, obwohl der Vorhang zugezogen war. Sie haben Kleidung, wie die Jeans meines Mannes und unsere Pässe von der Ablage gerissen und sind weggerannt." Wolfgang Z. reagierte jedoch blitzschnell und lief den Dieben nach. Diese warfen aber alles auf den Boden und setzten sich in ein leeres Abteil. "Ich bin ausgerutscht, habe mir die Ellbogen blutig geschlagen, aber ich hab sie noch rechtzeitig erwischt", so Wolfgang Z. 

ÖBB rief keine Polizei

Er riss das Abteil auf, wo vier Männer angezogen im Dunkeln saßen. "Ich habe sie angeschrien, bin gleich zum nächsten Waggon und habe einen Zugbegleiter gesucht. Der hat die Polizei aber nicht gerufen, weil nichts gestohlen wurde. Meine Hose und die Pässe lagen am Boden, meine Wertsachen hatte zum Glück ich woanders drinnen." Die Burgenländer wollen kein Geld von den ÖBB für ihre Horror-Fahrten zurück, sondern wünschen sich eine angemessene Reaktion. Vor allem auch, da sich Vorfälle dieser Art im Nightjet zuletzt häufen, wie "Heute" berichtete. "Es muss etwas passieren!", fordern beide erbost.

Auf "Heute"-Anfrage bedauern die ÖBB, was passiert isr: "Die Sicherheit unserer Fahrgäste hat für uns oberste Priorität. Es tut uns daher sehr leid zu lesen, dass Kunden eine derartige Erfahrung in einem unserer Züge gemacht hat. Vorweg halten wir fest, dass Beförderungsunternehmen nicht für rechtswidriges Verhalten Dritter haften." Dennoch wurden nun in den Nachtzügen Maßnahmen gesetzt, um die Sicherheit zu erhöhen: "Pro Waggon verrichtet mindestens ein:e Mitarbeiter:in des Nachtzugpersonals seinen:ihren Dienst und führt regelmäßig Kontrollgänge durch. Während der gesetzlich vorgeschriebenen Ruhepausen werden diese von den anderen Kolleg:innen übernommen." 

Schlösser lassen sich offenbar leicht öffnen

Außerdem würden im Liege- und Schlafwagen "alle Abteile über mehrere Schlösser verfügen. Lediglich eines davon kann mit einem speziellen Schlüssel, den unser Personal mitführt, von außen einen Spalt breit geöffnet werden. Wurde die Türe ordnungsgemäß von innen verriegelt, so kann diese nicht ohne erhebliche Gewaltanwendung von außen geöffnet werden", sagen die ÖBB.

"Dabei handelt es sich auf der Innenseite um eine Türschnalle und zwei als Riegel ausgeführte Sperrmechanismen. Von der Außenseite kann die Türe mittels elektronischer Türöffnungskarte oder mit dem Zylinderschlüssel des Personals geöffnet werden; dies jedoch nur unter der Voraussetzung, dass der Sperrmechanismus von innen nicht bestätigt wurde." Die Erfahrung des Ehepaars Z. zeigte jedoch, dass das in der Realität anders aussieht.

Frau rettet sich vor rasendem Zug

1/5
Gehe zur Galerie
    Am Mittwochmorgen entging eine Niederösterreicherin hauchknapp dem Tode.
    Am Mittwochmorgen entging eine Niederösterreicherin hauchknapp dem Tode.
    Leserreporter
    sk
    Akt.
    Mehr zum Thema