Politik Backstage

Die Wahrheit über Kickls Werte – Kanzler hat 1 Hoffnung

Eine aktuelle Umfrage für "Heute" zeigt: Herbert Kickl punktet im Süden, bei Jungen. Und: Seine Sympathisanten sind wild entschlossen, Blau zu wählen.

Clemens Oistric
Die Wahrheit über Kickls Werte – Kanzler hat 1 Hoffnung
Kickl Nehammer steht in den Umfragen im Schatten von Herbert Kickl.
ALEX HALADA / picturedesk.com

"Er oder ich" – ungewohnt emotional ist Kanzler Karl Nehammer (VP) in seiner "Österreich-Rede" im Jänner ins Duell mit Herbert Kickl eingestiegen.

Zwei Monate später und ein halbes Jahr vor der Nationalratswahl belegt eine brandaktuelle "Heute"-Umfrage nun: Der FPÖ-Chef ist neun Prozentpunkte vorne; führt in der Kanzlerfrage – für eine Koalition gegen ihn könnte bei einem 7-Parteien-Parlament sogar eine Vierer-Koalition nötig sein.

Kickl-Werte gut abgesichert

Momentaufnahme? Kann sich alles noch drehen? Ein Blick in die Studie von Unique Research (800 Befragte, Schwankungsbreite ± 3,5 Prozent) zeigt, dass die Werte von Herbert Kickl – den KPÖ und Bierpartei zuletzt zwei Punkte kosteten – sehr stabil und gut abgesichert sind.

Diese Zahlen müssen den Kanzler alarmieren:

  • Unique Research von Peter Hajek schätzt die FPÖ unter Herbert Kickl weiter auf 30 Prozent in der Sonntagsfrage hoch.
  • Hinter Nehammers schwarz-grüner Koalition stehen aktuell nur noch 29 Prozent der Befragten. Das Bündnis mit den Ökos ist also ein Auslaufmodell.
  • 58 Prozent der FPÖ-Sympathisanten sagen: Für mich kommt bei der Nationalratswahl keine andere Partei in Frage. Zum Vergleich: Bei den ÖVP-Fans geben das 39 Prozent an, bei potenziellen SPÖ-Wählern 28 Prozent.
  • Die Jungen sind beim blauen Klubchef: 24 Prozent der Unter-30-Jährigen wollen ihn als Kanzler. Karl Nehammer kommt hier nur auf 9 Prozent, sogar Dominik Wlazny (12 Prozent) ist in dieser Altersgruppe stärker. Aber: Der Kanzler punktet überproportional stark bei der Generation 60plus. 
  • Karl Nehammer kann nicht einmal jeden zweiten Wähler von Sebastian Kurz erneut an die ÖVP binden. Kickl hingegen halten 77 Prozent von Norbert Hofers FPÖ die Treue. 

Nehammer hält ÖVP stabil

Der Fairness halber muss man aber anmerken: Seit Nehammers Übernahme am Ballhausplatz (November 2021) sind die ÖVP-Werte stabil. In der Kanzler-Frage liegt er mit 25 Prozent sicher auf Platz zwei – und hat sich einen Polster zu Andreas Babler (15 Prozent) erarbeitet, der seit der letzten "Heute"-Welle um vier Punkte abrutschte.

Für Schwarze ist Nehammer ebenfalls eine Bank: 83 Prozent der ÖVP-Wähler wollen ihn weiter als Kanzler am Ballhausplatz sehen. Ist sechs Monate vor der Wahl also alles verloren?

Nehammers Hoffnung

Eine Unbekannte gibt es, sagt Polit-Experte Peter Hajek zu "Heute": "Es bleibt die Frage vorerst unbeantwortet, ob die ÖVP wie bei den Landtagswahlen zuletzt unterdeklariert und die FPÖ überdeklariert ist. Das wird sich aber erst bei der Europawahl am 9. Juni zeigen." Es sei also möglich, dass sich Befragte aufgrund der ÖVP-Affären derzeit nicht zur Volkspartei bekennen möchten – ein Phänomen, das es einst bei der FPÖ zu beobachten gab.

Von Mitte bis knallhart

Nehammer, das fällt auf, wirft nun alles in die Schlacht. Er versucht auf internationalem Parkett – etwa in der Israel-Frage – als Staatsmann zu punkten. Er positioniert sich in Österreich als "die Mitte" und bei illegaler Migration als "Knallhart-Kanzler", der Rückführungsabkommen verhandelt und das "Jahr der Abschiebungen" ausrufen lässt.

Thematisch geht die ÖVP wieder entschlossener an Themen heran. Versucht der SPÖ beim Wohnen mit einem 2-Milliarden-Paket das Wasser abzugraben. Will bei Jugendgewalt die Strafmündigkeit absenken – scheitert aber am Koalitionspartner, wo Alma Zadić weiter ihre Augen vor der Realität verschließt. Und wenn man kein Glück hat, kommt mitunter Pech dazu: Tags nach der Exkursion von Innenminister Gerhard Karner nach Favoriten gab es dort ... den nächsten Messerstich. 

Auch Herbert Kickl sucht übrigens aktuell "die Mitte": Der Ober-Blaue, der zuletzt sehr gerne via eigener Medien kommuniziert hatte, gewährte Star-Interviewerin Conny Bischofberger das erste Tageszeitungs-Interview seit langer Zeit – am Palmsonntag.

Wem gelingt im Super-Wahljahr 2024 die Auferstehung; wem droht ein Kreuzweg? Es bleibt spannend ... 

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