Wirtschaft

"Die Menschen brauchen das wie einen Bissen Brot"

"Harte und schwere Verhandlungen" erwartet Gewerkschafter Reinhold Binder bei den Metaller-Kollektivverhandlungen. Und er attackiert die Regierung.

Rene Findenig
Chefverhandler Reinhold Binder (Gewerkschaft PRO-GE) am späten Sonntagabend in der ORF-"ZIB2".
Chefverhandler Reinhold Binder (Gewerkschaft PRO-GE) am späten Sonntagabend in der ORF-"ZIB2".
Screenshot ORF

Am Montag gegen 12 Uhr werden die Gewerkschaften ihre Lohn- und Gehaltsforderungen auf den Tisch legen. Ärger ist vorprogrammiert, denn in den jüngsten Jahren zählten die Verhandlungen zwischen Metallergewerkschaft und Arbeitgebern zu den härtesten überhaupt. Die Chefverhandler Reinhold Binder (Gewerkschaft PRO-GE) und Karl Dürtscher (Gewerkschaft GPA) wollten sich vorab nicht in die Karten blicken lassen, haben sich aber offenbar bereits für zähe Gespräche gerüstet. Rekord-Inflation und stetige Teuerungen dürften die Erwartungen auf Arbeitnehmerseite gewaltig hochgetrieben haben.

Andererseits dürften die Arbeitgeber zurückhaltend in die Lohn- und Gehaltsgespräche gehen, immerhin hängt auch über der heimischen Wirtschaft die Angst vor einer Rezession. "Pünktlich zum Auftakt der Metaller-Verhandlungen überschlägt sich wieder einmal das Wehklagen der Arbeitgeber:innen", kritisierte bereits im Vorfeld Vera Koller, Sprecherin der AUGE/UG Wien. "Dabei waren die letzten zwei Jahre Rekordjahre und auch das erste Halbjahr 2023 liegt weit über dem Niveau vor der Corona-Krise." Und: "Ein Abschluss unter der rollierenden Inflation wäre ein Schlag ins Gesicht aller Arbeitnehmer:innen."

"Regierung hat versagt im Kampf gegen die Teuerung"

Heißt: Nach aktuellen Schätzungen würden sich die Gewerkschaften nicht mit einem Gehaltsplus unter 9,55 Prozent zufriedengeben – so hoch lag die rollierende Inflation von September 2022 bis August 2023. Brisant: Die Metaller-Verhandlungen für rund 200.000 Beschäftigte gelten als Basis für alle folgenden Verhandlungen der Branchen – deswegen wird ihr Ausgang mit größter Spannung erwartet. Metaller-Obmann Christian Knill plädierte dagegen dafür, wettbewerbsfähig zu bleiben, Wifo-Chef Gabriel Felbermayr warnte gar, dass zu hohe Abschlüsse die Inflation weiter befeuern könnten.

Wie man einen hohen Abschluss "durchdrücken" wolle, erklärte der PRO-GE-Vorsitzende und Chefverhandler Reinhold Binder am späten Sonntagabend in der ORF-"ZIB2" bei Moderatorin Marie-Claire Zimmermann. Ob es ohne Streik gehen werde, komme darauf an, ob die Arbeitgeber den Arbeitnehmern bei den Verhandlungen Respekt zollen werden, kündigte er an. "Natürlich haben wir eine eklatante Teuerung, die Regierung hat versagt im Kampf gegen die Teuerung", so Binder. Es habe drastische Preiserhöhungen gegeben, bei Gewinnausschüttungen und Managerboni aber keinerlei "Zurückhaltung".

"Der Deckel schaut aus wie ein Nudelsieb"

Die Menschen "brauchen starke Lohn- und Gehaltserhöhungen wie einen Bissen Brot", so Binder. Einmaleffekte der Regierung hätten keine Wirkung gehabt, sonst hätte man keine solch hohe Inflation, so der Experte. Auf einen konkreten Prozentwert wollte sich Binder vorerst nicht festlegen. Die Regierung sei aber trotz der Verhandlungen gefordert, endlich einzugreifen und geeignete Deckelungen umzusetzen, den zu bisherigen Lösungen sagte Binder: "Der Deckel schaut aus wie ein Nudelsieb." Er sei sich "absolut" seiner Mitverantwortung für verkraftbare Abschlüsse bewusst, bei rasant steigenden Preisen müsse es aber ein Plus geben, so Binder kämpferisch.

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