Szene
Die Dinos erobern ab heute das Naturhistorische Museum
Die Dinosaurier haben zweimal laufen gelernt. Einmal vor 245 Millionen Jahren als Lebewesen und dann wieder vor 120 Jahren als Kino-Figuren...
Er hat zwar noch keinen Namen, aber er ist der eindeutige Star der heute startenden Ausstellung "KinoSaurier" im Naturhistorischen Museum: Zum ersten Mal wird hier ein "neuer", fast vollständig erhaltener über sechs Meter langer Plateosaurus gezeigt, dessen Präparierung drei Jahre gedauert hat. "Meistens sind die Knochen sehr zerquetscht und bröselig", erzählt die Kuratorin Ursula B. Göhlich, "und sie müssen erst mit Chemikalien gehärtet werden. Bevor man die Knochen von der Fundstelle abtransportieren kann, müssen die erst einmal eingegipst werden. Sonst würden sie zerbrechen." Jene Teile, die nicht mehr erhalten waren, stammen nun aus dem 3D-Drucker.
Ein Weibchen oder ein Männchen?
"Er ist etwa 210 Millionen Jahre alt und er ist einer der frühesten Dinosaurier", erzählt Göhlich über den in der Schweiz gefundenen Plateosaurus und ergänzt "er war ein reiner Pflanzenfresser." So etwas erkennt man am Gebiss. Bei anderen Tieren würde so auch das Becken das Geschlecht andeuten. Bei den höchstwahrscheinlich eierlegenden Dinos aber nicht. "Wir wissen nicht, ob es ein er oder eine sie ist. Bei Dinosauriern ist das nur ganz selten feststellbar."
Was die "KinoSaurier" sonst noch zu bieten haben
Ohne Geschlecht hat der neue Star auch bisher keinen Spitznamen von den Mitarbeitern erhalten, das könnte sich aber ab heute ändern, wenn erstmals auch Besucher kommen können. "Wir wären da für alles offen", meint Göhlich. Auf alle ist der Plateosaurus eines der wenigen tatsächlich "echten" Exponate der "KinoSaurier". Sonst besteht die Ausstellung aus lebensgroßen Modellen der Urzeit-Echsen. "Für die Ausstellung haben ein Filmwissenschaftler und eine Paläontologin zusammengearbeitet und wollten zeigen, wie das Kino unser Bild von den Dinosauriern geprägt hat. Angefangen hat das schon zu Beginn des 20. Jahrhundert mit Zeichentrick. Oft wurden sie aber ganz falsch dargestellt, das Bild entwickelte sich dann mit dem jeweiligen Stand der Forschung mit." Aber entsprechen Filme wie "Jurassic World" tatsächlich den echten früheren Dinos? "Gerade diese Filme sind grandios. Die Macher bringen auch viel anatomisches Wissen mit und sind echt nah dran an der Wirklichkeit!"
Warum die Dinos im Film fast immer falsch aussehen
Einen überraschenden Unterschied zwischen den meisten Dinos aus Film und Fernsehen und jenen, bevor der Asteroid vor 65 Millionen Jahren kam, gibt es aber doch. Federn haben die Kino-Dinos praktisch nie: "Bis zum heutigen Tag sehen sie in allen "Jurassic Park" oder "Jurassic World"-Filmen keinen einzigen gefiederten Saurier", so Göhlich, "aber das hat dramaturgische Gründe. Diese Fehler sind den Machern klar, denn die haben ja auch Paläontologen als Berater. Die Raubsaurier würden mit Federn einfach zu fluffig ausschauen. Und weil die ja in der Regel als Bösewichte herhalten müssen, geht das dann einfach nicht..."
In jedem Henderl steckt ein T-Rex...
Was man nicht vergessen darf ist, dass die Dinosaurier ja eigentlich gar nicht komplett ausgestorben sind. Denn im Grunde sind sie ja die Vorfahren aller heutigen Vögel. Ob Dr. Göhlich in jeden Spatz und in jedem Huhn einen Dinosaurier sieht? "Manchmal. Also ich sehe zwar schon auch den Vogel, aber ich sehe immer gleichzeitig auch ihre Vorfahren. Aus einer Gruppe der Saurier haben sich dann ja alle Vögel entwickelt..." Anatomisch haben somit ein Grill-Henderl und ein T-Rex ja erstaunlich viel gemein...
Wer schon lange nicht mehr im Naturhistorischen Museum war, der sollte die "KinoSaurier" jetzt zum Grund machen, das Museum mit seinen Kindern zu besuchen. Oder auch ohne, denn bei diesen Dinos wird man sowieso auch selber schnell wieder zum Kind mit ganz großen leuchtenden Augen. Weitere Infos zu "KinoSaurier", Tickets und Öffnungszeiten finden sie hier. Die Ausstellung läuft bis zum 14. April 2022.