Notstand in Schulen

Deutschtest schon für Dreijährige – sonst droht Strafe

Kurz vor Schulstart ist es wieder Top-Thema: Viel zu viele Erstklässler können dem Unterricht nicht folgen, weil sie zu wenig Deutsch können.

Michael Pollak
Deutschtest schon für Dreijährige – sonst droht Strafe
Schon im Kindergarten-Alter soll die Sprache getestet werden.
Getty Images

Die letzte Statistik aus den Schulen spricht Bände: Ein Drittel der Wiener Kinder in der ersten Klasse Volksschule kann dem Unterricht nicht folgen. Hauptursache: Die Schulanfänger können kein Deutsch, verstehen die Lehrer nicht. Und das, obwohl die meisten in Österreich geboren wurden. Weiters: 70 Prozent der Pflichtschüler sprechen im Alltag nicht Deutsch – mit gravierenden Folgen in den Klassen.

Diese Zahlen stammen aus dem vergangenen Schuljahr. In wenigen Tagen beginnt das neue Semester mit neuen Erstklässlern – die Lage wird wohl kaum besser sein.

Es ist eine gigantische Herausforderung für alle Beteiligten – Schüler, Lehrer, Eltern.

Lehrerin: "Zwei Kinder verstehen kein einziges Wort auf Deutsch"

Experten sehen noch lange keine Lösung. Evelyn Kometter, Vorsitzende des Dachverbands der Elternverbände, erzählte vor kurzem im "Heute"-Talk von der bitteren Realität in einer Klasse: "Der Lehrer muss 10- bis 12-Mal einen Satz wiederholen, bis er endlich verstanden wird. Bis dahin sind aber schon zwei Drittel der Stunde um."

Eine junge Lehrerin (23, sie will anonym bleiben) unterrichtet an einer sogenannten Brennpunktschule in Wien Margareten, sie sagt zu "Heute": "Ich habe kein einziges Kind mit Deutsch als Muttersprache in der Klasse." Noch schlimmer: "Zwei Kinder können gar nichts auf Deutsch sagen, verstehen auch kein einziges Wort."

Es ist ein Teufelskreis: Pädagogen kümmern sich in heimischen Klassen intensiv um die, die beim Stoff nicht nachkommen. Die Konsequenz: Die Schüler, die die Sprache beherrschen, werden stark vernachlässigt.

Der liberale Think Tank Agenda Austria analysiert: "Das heimische Bildungssystem lässt sich viel Zeit: Erst bei der Schuleinschreibung wird im Zuge einer verpflichtenden Testung festgestellt, ob das Kind ausreichend Deutsch spricht oder nicht."

Finanzielle Sanktionen oder Kürzungen von Sozialleistungen
Agenda Austria

Wer kaum Deutsch kann, wird als außerordentlicher Schüler eingestuft und zur verpflichtenden Teilnahme an einem Deutschförderkurs oder einer gesonderten Deutschförderklasse verpflichtet. "Doch im Schulstartalter hat das Unheil schon längst seinen Lauf genommen", so die Agenda Austria.

Doch das sei viel zu spät: "Der Staat muss viel früher aktiv werden. Bereits im Rahmen der Eltern-Kind-Pass-Untersuchung ist – ab einem Alter von drei Jahren – eine Sprachstandfeststellung durchzuführen."

Und dann soll es harte Konsequenzen geben: "Bei einer unzureichenden Entwicklung sollten die Eltern dazu verpflichtet werden, ihre Kinder in eine entsprechende Sprachförderung zu geben und Fortschritte nach vorgegebenen Kriterien zu dokumentieren. Sollten Erfolge dennoch ausbleiben, zieht dies eine Verwarnung und ein verpflichtendes Beratungsgespräch nach sich."

Sollte all das nicht ausreichen, soll es laut Agenda Austria sogar, "finanzielle Sanktionen in Form von Bußgeldern oder Kürzungen von Sozialleistungen" geben.

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    • Ein Drittel der Wiener Erstklässler kann dem Unterricht nicht folgen, weil sie zu wenig Deutsch sprechen, obwohl die meisten in Österreich geboren wurden
    • Experten fordern frühere Sprachstandfeststellungen und verpflichtende Sprachförderungen ab dem Alter von drei Jahren, um die Situation zu verbessern, andernfalls drohen finanzielle Sanktionen für die Eltern
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