"Stritten auf der Rückbank"
Deshalb schreibt Wiener Juristin jetzt Kinderbücher
Für "Die sagenhaften Abenteuer des Bastian Zekoff" wurde Bettina Kleinszig bereits mit dem "Boys & Books"-Buchpreis ausgezeichnet.
Vier Freunde, die in den historischen Kellergewölben unter dem 1. Bezirk Wiens auf einen Basilisk treffen, dessen Blick Menschen versteinern kann, davon handelt der erste Band der Kinderbuchreihe "Die sagenhaften Abenteuer des Bastian Zekoff". Ein Werk, für das die Wienerin Bettina Kleinszig bereits mit dem "Boys & Books"-Buchpreis ausgezeichnet wurde. "Heute" verriet die ehemalige Juristin, wie sie zum Schreiben kam, woher sie neben drei Kindern die Zeit nimmt und warum sich für einen Titelhelden anstatt einer weiblichen Hauptfigur entschied.
Sie sind eigentlich Juristin, wie sind Sie auf die Idee gekommen, ein Kinderbuch zu schreiben?
Bettina Kleinszig: Richtig, ursprünglich habe ich als Europarechtsjuristin im Umweltministerium gearbeitet. Doch als meine älteste Tochter zur Welt kam, beschloss ich, mich voll und ganz meinem Kind zu widmen. Da ich in diesem Beruf flexibel arbeiten konnte, entschied ich mich für eine Ausbildung zur Lebens- und Sozialberaterin. Zwei weitere Kinder später, ich erinnere mich noch genau, es war auf der B17 in Richtung Kärnten am Semmering. Meine Kinder stritten auf der Rückbank. Spontan habe ich eine Geschichte aus dem Hut gezaubert und es hat gewirkt – Ruhe kehrte im Auto ein. Mein Mann meinte, ich sollte ein Kinderbuch daraus machen. Noch am selben Abend setzte ich mich an den Computer.
Wann hatten Sie als berufstätige Mutter von drei Kindern die Zeit dazu?
Das ist eine gute Frage, als Mutter von drei Kindern war ich neben meinen beruflichen Verpflichtungen eigentlich nahezu pausenlos im Einsatz. Da bleibt nicht viel Zeit übrig. Ich war über jede Minute glücklich, die ich zum Schreiben hatte. Mit der Zeit lernt man, auf Abruf zu arbeiten – auf Spielplätzen, beim Kochen oder auch im Bus und natürlich abends, wenn alle Kinder schlafen.
Warum Kinderbücher, warum nicht ein Roman für Erwachsene?
Ich liebe Kinder. Kinder denken noch offen, jenseits von jeglichen Grenzen, die uns mit der Zeit durch die Schule, die Gesellschaft oder auch durch das Elternhaus aufgedrängt werden. Frei denken macht einfach Spaß, auch wenn es im Leben nicht immer möglich ist, ganz danach zu handeln. In Geschichten sind der Fantasie jedenfalls keine Grenze gesetzt – das ist das, was mich am Geschichtenschreiben so fasziniert.
„In Geschichten sind der Fantasie jedenfalls keine Grenze gesetzt – das ist das, was mich am Geschichtenschreiben so fasziniert.“
Wovon haben Sie sich inspirieren lassen?
Ganz einfach: vom Leben. Inspiration findet man an jeder Ecke. Ich beobachte gerne, sei es in der Straßenbahn, im Supermarkt, privat, beruflich. Es ist spannend zu sehen, wie unterschiedlich Menschen ticken und interagieren. Da kann man sich viel abschauen. Und natürlich inspiriert mich insbesondere meine Familie. Wichtig sind auch Geschichten. Ich habe meinen Kindern neben Märchen auch sehr viele Sagen vorgelesen. So entstand die Idee zur Reihe "Die sagenhaften Abenteuer des Bastian Zekoff", als ich meinem Sohn die alte Wiener Sage vom Basilisken, der unter der Schönlaterngasse gehaust und dort sein Unwesen getrieben haben soll, vorgelesen habe.
Was motiviert Sie zum schreiben?
Das Allerwichtigste ist, dass ich Kinder mit meinen Geschichten begeistern kann. Das erfahre ich ganz unmittelbar und persönlich im Rahmen meiner Lesungen, oder über Kommentare in meinem Instagram-Account. Das motiviert und treibt an. Das ist der wahre Grund, warum ich schreibe.
Bastian Zekoff, warum ist der Titelheld ein Bub und kein Mädchen?
Das liegt wahrscheinlich daran, dass mein Jüngster genau das Alter der Zielgruppe hatte, als dieses Buch entstand, und ich die Geschichte gewissermaßen auch für ihn schrieb. Sicher würde die Geschichte genauso gut mit einem Mädchen funktionieren. Ich habe übrigens auch eine Reihe für jüngeres Publikum entwickelt, in der die Protagonistin - angelehnt an meine älteste Tochter - ein überaus starkes Mädchen ist, das vor Ideen nur so sprüht und diese auch hartnäckig in die Tat umsetzt.
Wie oft lesen Sie selbst einen Roman?
Ich habe stets mehrere Bücher gleichzeitig am Nachttisch liegen. Es gibt keinen Abend, an dem ich vor dem Schlafengehen nicht noch zumindest ein paar Seiten lese. Lesen bildet nicht nur, Lesen ist auch äußerst vergnüglich, entspannend und eine gute Art, einen stressigen Tag abzuschließen. Als Kinderbuchautorin lese ich natürlich viel Kinder- und Jugendliteratur, vorzugsweise mit fantastischen Elementen, aber auch Bücher über Persönlichkeitsentwicklung interessieren mich sehr. Sich weiterzuentwickeln, sich der Dinge bewusst zu werden, um diese besser zu machen, und erfüllende Beziehungen zu führen, darauf kommt es im Leben doch an. Was Romane für Erwachsene betrifft, lese ich quer durchs Gemüsebeet. Da gibt es kein bestimmtes Genre. Ein guter Thriller von Ursula Poznanski zieht mich genauso in den Bann, wie ein Roman von Isabel Allende. Ich mag aber auch sehr gerne Herman Hesse oder Paulo Coelho.
„Ich glaube, jeder muss seinen eigenen Weg finden, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen, da gibt es kein Patentrezept.“
Haben Sie Tipps für berufstätige Mütter oder andere Interessierte, wie sie den Bogen schaffen können?
Ich glaube, jeder muss seinen eigenen Weg finden, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen, da gibt es kein Patentrezept. Ich persönlich habe meiner Familie immer Priorität eingeräumt und versucht, alles Berufliche rundherum zu organisieren. Natürlich stößt man phasenweise an seine Grenzen, doch wenn man weiß, warum man etwas macht, Sinn in seiner Arbeit sieht, dann fällt alles leichter. Ich liebe es, Geschichten zu erfinden. Wenn ich mich an den Computer setze und das Tippen der Tastatur höre, ist das für mich fast mediativ, ich kann in andere Welten eintauchen und mich darüber freuen, dass andere Menschen an den Abenteuern in meinem Kopf teilhaben können.