Neues im Spionagefall
Der Spion, der die Politiker kontrollieren wollte
Florian Stermann war Generalsekretär der Österreichisch-Russischen Freundschaftsgesellschaft (ORFG). Auch er soll dabei für Russland gearbeitet haben.
In dem russischen Spionagevorfall gibt es neue Erkenntnis. Das sollen jetzt die Akten zeigen, die dem "Kurier" vorliegen. Demnach kommt zu den bereits bekannten Namen –Egisto Ott, Martin Weiss und Jan Marsalek – ein weiterer hinzu, nämlich der Ex-ORFG-Mann Florian Stermann. Er war der Generalsekretär der Österreichisch-Russischen Freundschaftsgesellschaft (ORFG) und soll zwischen 2017 und 2019 als Kommunikationsdrehscheibe zwischen Marsalek und Ex-FPÖ-Klubmann Gudenus gewesen sein.
Drehscheibe Stermann
Auf Fotos posiert ich Stermann oft mit einem Daumen nach oben, das soll man auch bei einem Bild vom 9. September 2017 sehen können. Auf einer Grillfeier hält er in dem einem Arm seine Frau, in der anderen einen Mann mit Schirmkappe. Er streckte seinen Daumen in die Höhe. Das Foto schickte Stermann dann um 15:53 Uhr an Ex-FPÖ-Klubmann Johann Gudenus. Dazu schreibt er: "FSB russische Botschaft und meine hübsche Frau." Gudenus anwortete: "Net schlecht. Danke. Lg an alle." Der FSB ist der russische Inlandsgeheimdienst.
Doch Stermann soll weit mehr als nur eine Drehscheibe und ein Zeuge gewesen sein. Die Ermittlungsakten aus dem Jahr 2022 des "Kuriers" sollen das zeigen. Denn darin wird ihm zwischen 2016 und 2020 eine "zentrale Rolle" im Spionagenetz von Ott-Weiss-Marsalek zugeordnet. Sogar das Bundeskriminalamt soll gegen ihn ermittelt haben.
Einfluss auf Politiker
Dabei wurde ihm konkret vorgeworfen, den russischen Geheimdienst (FSB) unterstützt zu haben, "indem er Einfluss auf hochrangige österreichische Politiker nahm". Wie dieser Einfluss ausgehen haben soll, zeigt sich aus Chatverläufen zwischen ihm und Gudenus.
Doch schon seit Oktober soll Stermann einen hochrangigen Beamten des Bundesministeriums für Landesverteidigung angeregt haben, in ein Gespräch mit dem russischen Inlandsgeheimdienst zu treten. Der Birgradier aber kam den Forderungen nicht nach, sondern meldete es bei dem Abwehramt des Bundesheeres.
Am 7. April 2018 kam es dann in Duma in Syrien zu einem Giftgasanschlag auf die Zivilbevölkerung. Hinter dem Anschlag vermutete man die Truppen Assads. Daraufhin sollen die Nachrichten auf den Telefonen zwischen Marsalek-Stermann und Gudenus gleich so geflogen sein. So soll am 11. April Marsalek Nachrichten an Stermann übermittelt haben, die eine "offizielle" Position von Gudenus in der Causa sein sollten:
Die Chats
"Es besteht keine Notwendigkeit für übereilte Handlungen." Oder: "Ich würde mich vor allem auf den Punkt (D) konzentrieren der Regierung und den österreichischen Diensten liegen keine belastbaren Beweise vor. Gerne unterstützt Österreich dabei, genau diese Beweise vor Ort in Syrien zusammenzutragen. " Gudenus antwortet mit: "Dankeeeee"
Daraufhin soll es auch Lob von Putin gegeben haben, nachdem sich das offizielle Österreich in der Situation "so gut" verhalten hatte. Denn am 12. April 2018 schrieb Stermann an Gudenus folgende SMS: "Heute hat sich Putin sehr positiv über Österreich und das konstruktive Verhalten von Österreich geäußert."
Keine Hausdurchsuchung?
Aufgrund der Vorwürfe wurde gegen Stermann ermittelt. Man wollte im Jahr 2022 auch eine Hausdurchsuchung durchführen. Diesem Ansuchen der Ermittler wurde aber nicht stattgegeben. Denn Stermanns Handlungen sollen "keine geheime nachrichtendienstliche Tätigkeit (bzw. eine Unterstützung)" dargestellt haben. Weil die Beeinflussung von Politikern offenbar nicht unter den Spionage-Paragrafen fällt.
Zusatz: "mag dies auch möglicherweise nachteilig für die Republik Österreich sein." So lautet die offizielle Stellungnahme aus dem Jahr 2022. Und die Staatsanwaltschaft wird noch konkreter: "Eine wirtschaftliche und politische Lobbying-Arbeit zugunsten Russlands (...) war daher Teil seiner Arbeit."