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"Der Herr der Ringe: Gollum" – unser Game-Schatz?
Ab 1. September dürfen Spieler als Gollum auf PS4, PS5, Xbox Series X|S, Xbox One und PC schleichen. "Heute" bekam das Game vorab zu sehen.
Bei "Der Herr der Ringe: Gollum", das zusätzlich später im Jahr auch auf der Nintendo Switch erscheinen soll, handelt es sich um ein Stealth-Game, das uns in die Haut der berühmten "Der Herr der Ringe"-Figur versetzt, die von seinem "Schatz", dem wohl berühmtesten Ring der Welt. Der Titel von Daedalic Entertainment und Bigben Interactive basiert dabei auf dem "Der Herr der Ringe"-Roman, aber nicht auf der Film-Trilogie. Zeitlich ist das Abenteuer ein paar Jahre vor Trilogie angesiedelt.
Konkret begleiten wir Gollum durch die Zeit, nachdem er ursprünglich in den Besitz des Ringes kam. Für Fans ist das ein Leckerbissen, denn das Spiel soll sich, anders als die Filme, sehr stark an der Romanvorlage orientieren. Gleichzeitig dürfen Spieler aber bei der Story keine epischen Offenbarungen erwarten – aus aktueller Sicht scheint es sich um ein eher überschaubares Abenteuer zu handeln, dessen Ende – das könnte zum Problem werden – Fans ja bekannt ist.
Bekannte Charaktere und ganz neue Perspektiven
"Heute" durfte vorab 22 Minuten noch nicht finales Gameplay sehen – es machte einen zwiegespaltenen Eindruck. Genial scheint die Steuerung des gruseligen Gollum auszufallen. Was die Grafik und die Langzeitmotivation betrifft, ist der Eindruck aber noch ein gedämpfter. Doch der Reihe nach. Das Gameplay startete damit, dass wir die Kontrolle über Gollum übernehmen und erst einmal versuchen müssen, vom Auge Saurons unentdeckt in unsere finstere Höhle zu gelangen.
Später wird es für Gollum auch noch an weitere sehr bekannte Orte des Roman-Universums wie Barad-dûr in Mordor, die finsteren Minen und die Elbenreiche gehen – alles, um wieder in den Besitz des ihm entwendeten Rings zu kommen. Dabei wird der Spieler auch auf viele legendäre Charaktere stoßen, das Gameplay enthüllte bereits die Nazgûl und den mächtigen Zauberer Gandalf. Einige Schauplätze wie Barad-dûr bekommt man zudem erstmals aus ganz neuen Perspektiven zu sehen.
Das Game sieht (noch?) nicht allzu spektakulär aus
Gezeigte Screenshots des Games zeigen dabei bereits extrem scharfe und beeindruckende Kulissen mit vielen Details, im gezeigten Gameplay viel die Grafik dagegen eher etwas trist aus. Die erwähnte Starter-Höhle zeigte sich dunkel, sehr detailarm und mit kaum detaillierten Wänden, immer wieder konnte man aber einen Blick in die helle und doch sehr beeindruckend gestaltete Außenwelt erhaschen. Das lässt erahnen, dass sich da optisch noch einiges bis Release tut.
Wer Gollum nur aus den Filmen kennt, wird zudem überrascht sein, denn im Spiel besitzt der finstere Geselle noch einige Haare, dafür aber noch riesigere Glubschaugen und wirkt zudem noch ein gutes Stück unheimlicher als wir ihn bisher erleben durften. Auch an den Gesichtsanimationen wird laut den Entwicklern noch gefeilt, weswegen wir die Animationsfehler und -aussetzer in der Präsentation nicht allzu streng bewerten wollen. Generell aber sieht alles (noch?) nicht nach Next-Gen aus.
Gollum-Sinn erkennt Verstecke, Ausdauer steht im Fokus
Gollum selbst wird vom Spieler in Third-Person-Perspektive gelenkt, kann sich leise schleichend fortbewegen, springen und an Kanten herum hangeln sowie mit einem speziellen Sinn Stellen erkennen, an denen er sich vor Feinden verbergen kann. Das ist auch dringend notwendig, denn gegen Orks und andere Gegner unterliegt Gollum im direkten Kampf sofort. Eine Chance, ihnen den Gar auszumachen, hat Gollum aber, indem er sie aus der Deckung überfällt oder sie in Fallen lockt.
Beim Gameplay zeigt das Spiel zudem einige Eigenheiten. So verfügt Gollum von Beginn an über alle Fähigkeiten, die im Verlauf des Games dann nicht ausgebaut oder erweitert werden können. Die größte besonderheit ist eine Art Ausdauersystem wie in "The Legend of Zelda: Breath of the Wild". Beim Klettern und Hangeln an besonders schwierigen Stellen nimmt dabei eine Ausdauerleiste unseres Protagonisten stetig ab – bis Gollum schließlich in die Tiefe stürzt.
Vor allem die Schleichpassagen haben viel Potenzial
Feinde sollen zum größten Teil vollkommen umgangen werden können, mit nicht vielen muss man in den Stealth-Kampf gehen. Zu sehen war bereits, wie sich Gollum entweder im Schatten oder im dichten Gras an Feinden vorbeischleichen oder sie per Klettern an Felswänden und Mauern umgehen kann. Bei den Kletterpassagen soll es dabei ruhigere Szenen geben, in denen einfach in der Spielwelt ein Weg gesucht wird, aber auch schnelle Stellen als Geschicklichkeitstest sollen vorkommen.
Nicht konkret gezeigt, aber erwartbar ist da, dass verschiedene Kletter- und Hangelpassagen als kleine Umgebungsrätsel daherkommen dürften und es auch knifflige Timing-Aufgaben geben wird, in denen die Ausdaueranzeige im Auge behalten werden muss. Der Gollum-Sinn zum Entdecken für Verstecke zeigt sich bisher eher rudimentär – beim Aktivieren graut die Umgebung aus, mögliche Verstecke werden grün angezeigt, in der Umgebung sichtbare werden rot beleuchtet.
Die Kills sehen schon jetzt verdammt detailliert aus
Eine weitere Besonderheit zeigt sich bei den Stealth-Kills, denn bei ihnen geht es nicht nur darum, sich ungesehen an einen Feind heranzuschleichen, sondern auch, das perfekte Timing für die Attacke zu finden. So gibt es verschiedene Finisher-Animationen – die bereits jetzt extrem schick und detailliert aussehen –, die aber jeweils einige Sekunden lang andauern. Werden wir in dieser Zeit von anderen Feinden gesehen, endet das meist wiederum im Spieltod. Nervenkitzel garantiert!
Gollum darf bei seiner Suche nach dem Schatz aber auch für Ablenkung sorgen, indem er Steine sammelt, die geworfen entweder Feinde an eine bestimmte Stelle locken oder das Licht von Lampen auslöschen. Bestätigt haben die Entwickler auch bereits Bosskämpfe, offenbar muss man aber auch diese nicht zwangsläufig töten. "Der Herr der Ringe: Gollum" soll zudem mehrere Enden bieten, die je nach den Entscheidungen des Spielers erreicht werden können.
Spieler darf entscheiden, wer Gollum eigentlich ist
Die wohl spannendste Mechanik im Spielverlauf dürfte es jedoch sein, dass der Spieler indirekt in die Entwicklung des Protagonisten eingreifen darf. Wie in der Romanvorlage und den Filmen leben in der Figur zwei Seelen, die des heimtückischen und aggressiven Gollum und die des ängstlichen und vorsichtigen Sméagol. In vorgegeben Stellen des Spiels kämpfen die beiden Seiten um die Vorherrschaft und der Spieler darf entscheiden, welcher Seite er den Vortritt gibt.
Im gezeigten Gameplay äußerte sich das beispielsweise so: Unsere Figur findet einen kleinen Käfer und ringt mit sich selbst, ob dieser ein Speion Saurons sein könnte und deswegen gegessen werden muss – oder ob das Insekt der erste Freund seit langer Zeit sein könnte und freigelassen wird. Es wird spannend, welche Entscheidungen die Entwickler dem Spieler auferlegen werden und wie diese die übrigen Charaktere, den Spielverlauf oder die Handlung verändern können.
Das größte Fragezeichen und die noch größeren Chancen
Größtes Fragezeichen ist für uns nach der Gameplay-Präsentation, wie spannend sich der Titel mit der "vorgefertigten" und nicht erweiterbaren Palette an Fähigkeiten spielt. Der Spieler soll in kleinen, tutorialähnlichen Situationen im Spielverlauf beim ersten Durchgang die einzelnen Fähigkeiten zwar nach und nach präsentiert bekommen – wer sie allerdings schon zuvor kennt oder bereits den zweiten Durchgang des Games spielt, soll die Skills von Anfang an nutzen können.
Wenig Sorgen machen wir uns dagegen um die Grafik, die aktuell noch recht karge Umgebungen zeigt, aber wohl bis zum Release des Spiels noch kräftig aufpoliert wird. Besonders gespannt sind wir aber auf die Geschichte, die das Game erzählen wird, die noch vorkommenden Charaktere und Bosse sowie die Mechanik, die uns entscheiden lässt, welche Persönlichkeit in Gollum die Oberhand gewinnt. Die Chancen stehen gut, dass "Der Herr der Ringe: Gollum" unsere Bedenken noch ausradiert.