Gesänge in Wien

"Der DFB is so im Oasch!" Fan-Häme schmerzt Deutsche

Deutschland wurde in Wien vom ÖFB-Team vorgeführt, von den Fans mit Schadenfreude verabschiedet. Die Reaktionen der Krisen-Nation.

Sport Heute
"Der DFB is so im Oasch!" Fan-Häme schmerzt Deutsche
Österreich führte Deutschland im Wiener Prater vor.
Gepa

Julian Nagelsmann reiste nach der bitterbösen Watschn von Wien als zerrissener Trainer nach Hause. In ein Land, das sieben Monate vor der EM keinen Pfifferling mehr gibt auf seine maßlos schlechte Mannschaft. Als die Stars nach einer kurzen Nacht die alte, graue Kaiserstadt verließen, erschien die erträumte EURO-Krönung eine Utopie. Der "traurige" Bundestrainer stellt plötzlich alte Gewissheiten infrage und zweifelt an seinem Turnierplan.

Die Häme der österreichischen Fans – "Der DFB is so im Oasch!" – klang Nagelsmann noch in den Ohren, als er in der Kabine und später öffentlich seine drei "Botschaften" für die EM-Rettung verkündete. Mehr Miteinander und "Drecksackmentalität", weniger "absurde Ballverluste" und "raus aus der Opferrolle, das bringt nichts".

Österreich dominierte den vierfachen Weltmeister am Dienstagabend im letzten Länderspiel des Jahres, siegte mit 2:0.

Bilder: So leiden die Deutschen in Wien

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    So litten die Deutschen beim 0:2 gegen Österreich
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    IMAGO/Schüler

    Mit seinen Leitsätzen traf er den Nerv von Rudi Völler, der sich übellaunig durch den Bauch des Happel-Stadions grummelte. "Es wird uns nur gelingen, eine gute EM zu spielen und die Menschen wieder auf unsere Seite zu ziehen, wenn wir das machen, was die Türken und die Österreicher gemacht haben", mahnte der DFB-Sportdirektor.

    Kratzen, beißen, kämpfen! Völler forderte "fünf bis zehn Prozent" mehr "an Leidenschaft, an Energie, an Dynamik". Aber bitte bloß nicht wie bei Leroy Sane, dessen Frust sich in einer Tätlichkeit entlud, mit der er seine Mannschaft schwächte. "Das Spiel geht auf meine Kappe", sagte der Münchner nach seiner ersten Roten Karte im 402. Profi-Spiel geknickt.

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      Doch das Desaster darauf zu reduzieren, wäre viel zu einfach. Sollte es nicht gelingen, die von Völler, aber auch Anführern wie Mats Hummels zitierten "deutschen Tugenden" wieder zu zeigen, "wird es schwierig", ahnte der Sportchef.

      Dann warf Völler eine Frage auf, die auch Nagelsmann quälte. Womöglich, sinnierte er, liege es "an den Spielertypen". Der Bundestrainer sieht die Stärken seiner Mannschaft in der Spielkontrolle. Doch würzt sie diese nicht mit "klaren Bällen" wie beim niederschmetternden 0:2 (0:1) in Wien, und "stirbt in Schönheit", ist all die offensive Klasse nichts wert.

      Und so grübelt er jetzt über der Frage, ob diese Ansammlung von Hochbegabten einen zusätzlichen Mentalitätsspieler oder "Worker" braucht, wie Nagelsmann diesen Typus nannte - und er einen seiner "Zauberer" opfern muss. Denn seine Doppel-Sechs - egal, wer sie bildet - scheint eine zusätzliche Absicherung zu benötigen.

      Ob er seinen Spektakel-Plan kippt und seinem EM-Rezept wirklich "zwei Prozentpunkte" mehr Kampfkraft beimischt, will Nagelsmann nach dem schlechtesten Start eines Bundestrainers seit der Fehlbesetzung Erich Ribbeck vor 24 Jahren bis zum März entscheiden. Dann soll diese dysfunktionale Elf in den angedachten Kracherspielen gegen die Niederlande und den Vize-Weltmeister Frankreich endlich "dafür sorgen, dass wir wieder ein gefürchteter Gegner sind", wie Hummels forderte, "und nicht nur eine gute Fußballmannschaft".

      Schlechter jedenfalls, sagte Kapitän Ilkay Gündogan, "kann es gerade nicht sein". Vorne wie hinten. Der Wert der "erwarteten Tore" lag in Österreich bei unterirdischen 0,23. 22 Gegentreffer in elf Spielen 2023 - einen schlechteren Schnitt wies eine DFB-Auswahl zuletzt 1956 auf. An der asymmetrischen Systematik oder Schienenspieler Kai Havertz, den der Bundestrainer abermals lobte, liegt all das laut Nagelsmann nicht.

      Die Noten für die ÖFB-Kicker

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        Österreich besiegt Deutschland mit 2:0! Hier sind die ÖFB-Kicker in der Einzelbewertung
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        Gepa

        Den Gedanken, dass seine Idee zu komplex sei und die Spieler überfordere, wiesen alle Befragten zurück. "Nein, definitiv nicht", sagte Niclas Füllkrug, der in seiner hybriden Rolle ebenfalls verschenkt scheint. Gündogan formulierte das Hauptproblem so: "Wir sind keine Verteidigungsmannschaft."

        Nicht in der letzten Reihe, nicht im Mittelfeld, nicht in der vordersten Pressinglinie. Um das aufzufangen, müsse das Team "unsere absolute Stärke" besser reinbringen, forderte Füllkrug, nämlich die "Dynamik" in der Offensive. Also doch mit möglichst vielen Zauberern?

        Findet Nagelsmann keine Lösung für dieses Dilemma, droht die nächste Turnierblamage. Bei der EM-Auslosung am 2. Dezember in Hamburg könnte es eine "Todesgruppe" mit der Türkei/Österreich, den Niederlanden und Italien werden. Wobei: Diese DFB-Auswahl müsste selbst bei der möglichen Konstellation mit Albanien, Slowenien und einem Qualifikanten zittern.

        Sechs Niederlagen wie 2023 gab es nur 2018, im Jahr der ersten Horror-WM. Das Ziel Finale jedoch, sagte Füllkrug trotzig, habe sich "nicht verändert".

        red
        Akt.
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