Grünen-EU-Kandidatin

Das will Lena Schilling mit 8.000-€-Netto-Gehalt machen

Lena Schilling wird, sollten die Grünen zustimmen, Spitzenkandidatin der Partei bei der EU-Wahl. Damit steigt auch ihr Gehalt dramatisch an.

Newsdesk Heute
Das will Lena Schilling mit 8.000-€-Netto-Gehalt machen
Klima-Aktivistin und Grünen-EU-Spitzenkandidatin Lena Schilling in der ORF-"ZIB2".
Screenshot ORF

"Ja, Lena Schilling bewirbt sich" als Spitzenkandidatin zur EU-Wahl, gab Grünen-Vizekanzler Werner Kogler am Montag bekannt, was seit Wochen spekuliert wurde. Schilling sei eine der wichtigsten Stimmen der Jugend und zum Klimaschutz, so der Grünen-Chef. Schon beim ersten Kennenlernen bei einer Podiumsdiskussion sei Kogler damals klar gewesen, was sie draufhabe. Dabei sei rasch herausgekommen: Bei den Sichtweisen, den Anliegen, den Zielen, hätten sie sehr viel gemeinsam. Nicht nur für die Grünen, sondern generell für den Klimaschutz in Europa sei das eine gute Nachricht. Schon in den letzten Jahren habe sie ihren Einsatz und ihre Durchsetzungskraft bewiesen: "Es gibt neben dem Frieden nichts Wichtigeres als den Schutz unserer Lebensgrundlagen." 

Am späten Montagabend bekam Schilling die Möglichkeit, ihre politischen Pläne und Ziele in der "ZIB2" bei ORF-Moderator Armin Wolf zu präsentieren. Zumindest, wenn sie als Grünen-Spitzenkandidatin für die EU-Wahl von der Partei bestätigt wird. "Ich bin ein junger, politischer Mensch", der fünf Jahre lang auf die Straße gegangen sei und für den Klimaschutz gekämpft habe, so Schilling dazu, warum die den Posten als politischer Neuling und 23 Jahre junge Frau annehme. Jetzt habe sie "die einmalige Chance", dorthin zu gehen, wo "die Hebel" zu finden seien, um dort etwas zu verändern. "Ich würde mir niemals anmaßen, zu sagen, ich bin besser", so Schilling dazu, warum sie besser geeignet sein solle als die bisherige Grünen-EU-Abgeordnete. Und wie sehr sei das alles eine PR-Maßnahme? "Es ist eine riesige Herausforderung, vor der ich sehr großen Respekt habe", so Schilling, sie habe aber bereits bewiesen, "dass ich meine eigene Stimme habe" und dafür einstehe. 

"Als Tanzlehrerin gearbeitet und das auch gut geschafft"

In ihrem Buch hatte sie jedoch in der Vergangenheit Berufspolitiker und Wahlen kritisiert – wie passe das zusammen? "Ja, das stimmt", aber sie habe auch davon geschrieben, dass man sich in parteipolitischen Bewegungen engagieren müsse, um etwas voranzubringen, so die Aktivistin. "Ich stehe auch jetzt für dieselben Ideale", so Schilling. Es brauche Protest und die Klimabewegung, sonst wäre bis heute nicht über Klimaschutz diskutiert worden, sagte sie.

Verdienen wird sie als wahrscheinliche EU-Spitzenkandidatin übrigens fast 8.000 Euro netto (!), hatte in der Vergangenheit aber die hohen Gagen von Berufspolitikern kritisiert. "Ich habe durchaus darüber nachgedacht, wie man damit umgeht, und ob ich nicht genauso wie andere PolitikerInnen einen Teil vom Gehalt abgeben werde. Das ist alles noch nicht mit der Partei besprochen. Das muss man sich gut überlegen, wie man das tut. Aber ich habe sehr wohl vor, damit gut umzugehen und zu überlegen, wie ich das in Zukunft mache, weil ich schon glaube, dass man für glaubwürdige Politik auch bewusst sein muss, wie die Lebensrealitäten der Menschen sind", so Schilling. Nachsatz: "Bis jetzt habe ich als Tanzlehrerin gearbeitet und habe das auch gut geschafft."

An Protestaktionen werde sie jedenfalls weiter teilnehmen, ob an Blockadeaktionen, sei unklar. "Stimmt absolut", so Schilling dazu, dass sie noch vor der Kandidatur erklärt hatte, dass es keine Zukunft für sie in der Grünen-Partei gebe. Als Bewegung sei man "total unter Druck geraten" und habe sich überlegt, was die nächsten Schritte sein könnten, so die Aktivistin zu ihrem Umdenken. Mit EU-Mandat könne man alles sagen und durchaus kritisch sein, so Schilling. "Das kann ich derzeit nicht sagen", so Schilling dazu, ob sie auch gegen die Parteilinie stimmen würde, "könne schon vorkommen", hieß es.

"Ich glaube, das wäre auch eher meine Position gewesen", so Schilling dazu, dass sich Österreich aus Neutralitätsgründen bei der Frage nach einer Waffenruhe im Nahost-Konflikt enthalten hätte können. Und die FPÖ, die sie als rechtsextrem und von ihr als extremistisch bezeichnet wurde? "Ich bin jedenfalls nicht eine Extremistin", die FPÖ mit ihren "Fahndungslisten" und Freunden wie der AfD, die Menschen deportieren wolle, sei dagegen rechtsextrem, so Schilling. Man brauche eine "mutige, aktive Zivilgesellschaft" dagegen, so die Aktivistin. 

Lena Schilling bewirbt sich um die Spitzenkandidatur zur EU-Wahl.
Lena Schilling bewirbt sich um die Spitzenkandidatur zur EU-Wahl.
Helmut Graf

"Eine junge, mutige Frau", die sich "dem entgegenstellt"

Das EU-Parlament ist einer der zentralen Orte, um unsere Welt zu gestalten und zu verbessern. Auch in Sachen Rechtsextremismus sei es wichtig, "dass sich dem eine junge, mutige Frau entgegenstellt", hatte Kogler bei der Kandidatinnen-Präsentation bekannt gegeben. Heute hier zu stehen, mache Lena Schilling "ziemliches Herzpumpern", sagt sie einleitend am Montag bei der Präsentation. Sie ist 23 Jahre alt, kommt aus Wien und ist mit "ganzem Herzen" Klimaaktivistin. Nun gehe es runter von der Straße um den Kampf fürs Parlament. Was sie jetzt machen will: Die Zukunft in die Hand nehmen. Dort hin, wo die Hebel stehen, wo die Entscheidungen getroffen werden, wo Klimagerechtigkeit bisher oft ignoriert wird.

Vergangenes Jahr sorgte Schilling mit einem Protest beim Opernball für Aufsehen:

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    Lena Schilling stürmte mit einem Klimaaktivisten den Roten Teppich, entrollte ein Protest-Transparent.
    Lena Schilling stürmte mit einem Klimaaktivisten den Roten Teppich, entrollte ein Protest-Transparent.
    System Change Not Climate Change

    "Ich bleibe Klimaaktivistin", sie werde nicht von einem Tag auf den anderen gestriegelte Berufspolitikerin. Ihre Kandidatur ist auch eine klare "Kampfansage gegen Rechts". Sie stehe für ein Europa der Geschlechtergerechtigkeit, wo rechte Hetze keinen Platz hat und eine starke Hochzeit. Sie freut sich auf die Auseinandersetzung – "Ich glaube, dass wir in Demokratien mehr streiten müssen." Überhaupt als Spitzenkandidatin angefragt zu werden, sei für sie eine enorme Ehre. Dass angeblich schon zwei Ministerinnen vor ihr gefragt wurden – "so eitel bin ich nicht", als dass sie das kümmern würde. "Ich hab schon sehr viel von ihr gelernt", tadelt sie Kogler. Nun muss nur noch der Bundeskongress zustimmen.

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    red
    Akt.