Nahost-Konflikt
Das weiß man zu den unbekleideten Gefangenen aus Gaza
Israelische Soldaten haben im Norden von Gaza Hunderte von Männern festgenommen. Die Palästinenser knien in Unterhosen am Boden und sind gefesselt.
Israelische Soldaten haben am Donnerstag in einer Notunterkunft im Norden des Gazastreifens rund Hundert Männer und Jugendliche festgenommen. Die Bilder gehen seither um die Welt: Darauf sind die Gefangenen mit nacktem Oberkörper zu sehen, wie sie von israelischen Soldaten umgeben sind. Sie knien auf dem Boden, ihre Augen sind verbunden, die Hände auf dem Rücken gefesselt.
Was sagt Israel dazu?
Der israelische Regierungssprecher Eylon Levy behauptet, die Männer seien in der Stadt Beit Lahija, einer der Hochburgen der Hamas, aufgegriffen worden. Die Festgenommenen sollen nun verhört werden, um festzustellen, ob sie Mitglieder der Terrorgruppe seien.
Bei den Männern handele es sich laut Israel um Palästinenser im dienstfähigen Alter, die in Gebieten entdeckt worden seien, die Zivilisten schon vor Wochen hätten räumen sollen, sagte Levy.
Was sagen internationale Medien und NGOs?
CNN führte Gespräche mit Verwandten und Kollegen einiger Gefangener. Man könne ausschließen, dass es sich bei ihnen allesamt um Terroristen handele. Einige seien Zivilisten, die nicht mit radikalislamischen Gruppen verbunden seien. Einer der jungen Männer sei ein Student, der einen Laden führe und "keine Verbindung zum Terrorismus" habe.
Der in London ansässige Nachrichtensender Al-Araby Al-Jadeed behauptet, dass einer der Gefangenen der Korrespondent Diaa al-Kahlout sei. Für den arabischen Sender wende das israelische Militär diese Methode "systematisch" an, um "Zivilisten zu demütigen".
Die in Genf ansässige NGO Human Rights Monitor verurteilte die Festnahmen als "willkürlich".
Shawan Jabarin, Direktor der palästinensischen Menschenrechtsorganisation Al-Haq, zeigte sich gegenüber "Al Jazeera" schockiert über die Bilder, die ihn "an die Kriegsgefangenen während des Zweiten Weltkriegs" erinnerten. "Das ist unmenschlich, es kommt Folter gleich und darüber hinaus ist es ein Kriegsverbrechen und ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit", sagte Jabarin.
Was sagt das Gesetz?
Das Genfer Abkommen über die Behandlung der Kriegsgefangenen vom 12. August 1949 definiert ihre Rechte und legt Regeln für ihre Behandlung und Freilassung fest. Darin heisst es unter anderem, dass alle Personen, die sich in der Gewalt einer am Konflikt beteiligten Partei befinden, unter allen Umständen mit Menschlichkeit behandelt werden. Sie geniessen zumindest den in Art. 75 vorgesehenen Schutz. Demnach gilt die Beeinträchtigung der persönlichen Würde, insbesondere entwürdigende und erniedrigende Behandlung, Nötigung zur Prostitution und unzüchtigen Handlungen jeder Art als verboten.