Burg, Oper & Akademietheater
Das sind die letzten Bühnen-Highlights des Jahres!
Kurz vor Weihnachten zündet die Kultur jetzt noch ein großes Premieren-Feuerwerk, bevor auch an den Theatern die stillste Zeit des Jahres beginnt…
Am Burgtheater, am Akademietheater, dem Musiktheater an der Wien im Museumsquartier stehen jetzt noch die allerletzten Premieren 2023 an und die vielleicht großartigste Opern-Aufführung des Jahres wird am Wochenende im TV gezeigt. Für Kultur-Fans kommt Weihnachten heuer fast ein bisschen zu früh. Aber nur fast: Das sind die vier Produktionen, mit denen sie ihr kulturelles Weihnachten jetzt schon zum Leuchten bringen:
"Hildensaga. Ein Königinnendrama" am Freitag im Akademietheater:
Der Grazer Dramatiker und Sprachkünstler Ferdinand Schmalz ("Jedermann stirbt") beleuchtet am Freitag das klassische "Nibelungenlied" jenseits von Wagners Operndreiteiler oder der Geschichte rund um den verwundbaren Drachentöter Siegfried. In dieser Version sind die beiden "Hilden" des Saga die Schlüsselfiguren, also Brünhild und Kriemhield. Alle beide werden hier von ihren Ehemännern Gunther und Hagen hintergangen, ein Umstand, der zur Ermordung des Helden Siegfried führt und am Ende auch den Untergang des Geschlechts der Burgunder einleiten soll. In der Version von Ferdinand Schmalz, die ursprünglich ein Auftragswerk für die Wormser Festspiele 2020 war, sind die beiden Hilden aber nicht die Getriebenen der Umstände, sondern nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand. Und das richtet sich gegen den Hass. In der österreichischen Erstaufführung am Freitag spielt Julia Windischbauer die Brünhild und Katharina Lorenz die Kriemhild. Das Stück unter der Regie von Jan Bosse erfordert wie alle Adaptionen des "Nibelungenlieds" wahres Sitzfleisch, denn das Stück (Beginn 19.30) dauert drei Stunden und das bei nur einer Pause. Es gibt noch Karten.
Georg Büchners "Dantons Tod" am Samstag am Burgtheater:
Die letzte Premiere an der Burg führt am Samstag direkt ins Nachspiel der französischen Revolution. Vier Jahre nach dem Sturm auf die Bastille wird dem ehemaligen Revolutionsführer George Danton (Nicholas Ofczarek) der Prozess durch seinen ehemaligen Kampfgefährten Robespierre (Michael Maertens) gemacht. Die Revolution ist hier längst zur Diktatur verkommen und die Ansichten der beiden Männer zu Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit gehen komplett auseinander. Regisseur Johan Simons inszeniert Georg Büchners Drama als schockierende Clownerie. Hochkarätiger als durch die beiden Charakterdarsteller kann eine letzte Burg-Premiere des Jahre kaum mehr stattfinden. Für die Premiere am Samstag (19.30 Uhr) gibt es nur mehr wenige Restkarten in den oberen Rängen.
"Wo die wilden Kerle wohnen" am Samstag im MusikTheater an der Wien im MQ (Halle E):
Am Samstag wird die Familienoper "Wo die wilden Kerle wohnen" von Oliver Knussen nach dem Kinderbuchklassiker von Maurice Sendak erstmals in Österreich aufgeführt. Darin hält sich der Bub Max nach einem Streit mit seiner Mutter nicht an den aufgebrummten Hausarrest, sondern reist auf die Insel der mysteriösen Wilden Kerle, für die Sendak auch eine eigene Sprache entwickelt hat. Bei der nur 45-minütigen Oper (ohne Pause) führt der Puppenspiel-Virtuosen Nikolaus Habjan Regie. Bei Opern für Kinder oder für Erwachsene sieht Habjan keine großen Unterschiede: "Weil gutes Kindertheater auch immer eine Ebene für die Eltern beinhaltet. So wie sich bei den Eltern hier das innere Kind angesprochen fühlen soll, soll auch bei den Kindern etwas angesprochen werden, so soll sich auch in den Kindern etwas angesprochen fühlen, worauf sie sich in Richtung Erwachsenen-Alter auf die Suche begeben." Die grandiosen Puppen wurde von Puppenbauer Bruno Belil in Barcelona gefärtig, nach Designs von Belil und Regisseur Habjan. Die Musik bei der Oper kommt von den Wiener Symphonikern. Noch gibt es für alle Vorstellungen von 16.12. bis 27.12. Karten zu kaufen.
Puccinis "Turandot" aus der Wiener Staatsoper am Samstag in ORF2:
Unterschiedlicher könnte das ORF-Programm am Samstag gar nicht sein: Während Barbara Schöneberger um 20.15 Uhr in ORF 1 "Verstehen Sie Spaß?" moderiert, ist zeitgleich eine der wohl besten Opernaufführungen des Jahres zusehen, wenn ORF2 eine Aufführung von Giacomo Puccinis Oper "Turandot" zeigt, deren Neuinszenierung erst Anfang Dezember an der Wiener Staatsoper Premiere gefeiert hat. Die eiskalte Prinzessin Turandot, die alle Männer, die sie erobern wollen vor drei Rätsel stellt und ermorden lässt, wenn diese nicht gelöst werden, wird von Publikumsliebling Asmik Grigorian gesungen und gespielt. Ihr Rollendebüt ist ebenso umwerfend wie Jonas Kaufmann als Prinz Calàf, der spätestens bei "Nessun dorma" die Prinzessin und das Publikum um seinen Finger wickelt. Wenn die heuer nur eine einzige Opernaufführung im Fernsehen anschauen, dann diese!