Katzian zieht Bilanz
"Das geht mir am Hammer" – ÖGB-Boss spricht Klartext
Österreichs Chef-Gewerkschafter will von einer Senkung der Lohnnebenkosten nichts wissen. Die Arbeitnehmer hätten diese erkämpft, betont Katzian.
Das letzte Jahr war wirtschaftlich schwierig. Es war geprägt von der Rezession und hohen Preisen. Auf Weihnachtsmärkten kostete Punsch im Dezember bis zu 7,50 Euro, wie der Lokalaugenschein von "Heute" zeigte. Bei den KV-Verhandlungen brauchte es Arbeitsstreiks und um eine Einigungen zu erzielen. Im Handel kam dieser erst mit Runde sieben zustande. Dennoch ist ÖGB-Präsident Wolfang Katzian zufrieden. Einer Senkung der Lohnnebenkosten erteilt er aber eine klare Absage.
"Wir haben die Herbstrunde sehr gut absolviert," lautet die Bilanz vom ÖGB-Prädidenten zu den Abschlüssen 2023. Man habe gute Kollektivverträge entlang der rollierenden Inflation erzielt, das Ziel erreicht und einiges erreicht. "Ich bin insgesamt sehr zufrieden," erklärte der Chef-Gewerkschafter im Orf-Frühjournal. Die Wogen zwischen Katzian und den Arbeitgebern scheinen geglättet. Noch im November hatte er den Arbeitgebern vorgeworfen, die Angestellten wie einen "nasse Fetzen" zu behandeln.
Senkung der Lohnnebenkosten – "Das machen wir nicht"
Heuer erwarten Experten einen leichten Aufschwung für die Wirtschaft hierzulande. Die Inflation soll sich 2024 halbieren und auch der Arbeitsmarkt weiter erholen. Allerdings warnen die Unternehmen: Die hohen Lohnabschlüsse würden es immer schwerer machen, Personal zu halten. Um den Arbeitsmarkt zu stabilisieren, forderte die Wirtschaftskammer am Dienstag eine Senkung Lohnnebenkosten. Diese Forderung wies Katzian entschieden zurück. "Das mit den Lohnnebenkosten geht mir wirklich am Hammer," sagte Katizan.
Was sind Lohnnebenkosten?
Jene Kosten, die zusätzlich zum Bruttolohn anfallen. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um die Sozialbeiträge der Arbeitgeber. Diese umfassen zum einen die Unfall-, Kranken-, Arbeitslosen und Pensionsversicherung. Der Anteil der Arbeitgeber beträgt knapp 30 Prozent. Außerdem zählen der Lohn während des Urlaubs, der Feiertage und der Krankenstände, Weihnachts- und Urlaubsgeld dazu.
"Diejenigen, die Lohnnebenkosten senken wollen, sollen sagen, wo sie sich das vorstellen". Wer die Lohnnebenkosten senken wolle, stelle Dinge infrage, die von Arbeitnehmerinnnen und Gewerkschaften erkämpft worden seien. "Das machen wir sicher nicht," lautet Katzians klare Ansage gegen die Wirtschaftskammer-Forderungen.
Keine Zeit, um auf neue Regierung zu warten
Zur Ankurbelung der Wirtschaft verweist Katzian stattdessen auf den Zehn-Punkte-Plan des ÖGB zu Standort und Beschäftigung. Dieser umfasse etwa Förderungen für den gemeinnützigen Wohnbau, mehr Kinderbetreuung und den Ausbau der Netze für erneuerbare Energien. Um die Inflation zu senken habe man keine Zeit mehr. "Das stellt sich sonst als Standortnachteil raus," erklärt der ÖGB-Chef.
Über die Chancen der SPÖ bei der Nationalratswahl im Herbst wollte Katzian nicht sprechen. Er erwarte, dass bestehende Bundesregierung jetzt Maßnahmen setzte, um die Konjunktur anzukurbeln. "Wir können nicht warten. Es müssen jetzt schnellstmöglich die Weichen gestellt werden," sagt der Chef-Gewerkschafter. Auch zur Signa-Pleite äußerte sich der 67-Jährige. Katzian erwartet, dass die riesige Immobilienpleite demnächst sich auch ein Fall für die Finanzbehörden und das Parlament werden.