WM 2022
"Kroaten primitiv!" So tickt der Skandal-Goalie der WM
Der serbischstämmige Goalie Milan Borjan regt gegen Kroatien mit einer Geste auf. Schon in der Vergangenheit tätigte er ultranationalistische Sager.
Kroatien schickt Kanada heim! Der Vizeweltmeister dreht am Sonntag nach frühem Rückstand das Spiel, siegt mit 4:1 und besiegelt damit das WM-Aus der Ahornblätter nach dem zweiten Gruppenspiel von Katar.
Dabei kommt es zum Eklat. Milan Borjan, der 34-Jährige Goalie der Kanadier, zeigt den kroatischen Fans den "serbischen Gruß". Von ihm gibt es Fotos, die ihn anscheinend dabei zeigen, wie er beim Duell gegen Kroatien Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger ausstreckt.
Heikle Geste
Die Geste etablierte sich bei serbischen nationalistischen Parteien zu Beginn der 1990er-Jahre, als religiöse Symbole für die Völker des ehemaligen Jugoslawien zur Konstruktion einer nationalen Identität wichtig wurden, und findet ihren Ausdruck in dem Sprichwort "Nema Srpstva bez tri prsta" ("Es gibt kein Serbentum ohne drei Finger").
Während des kriegerischen Auseinanderbrechens Jugoslawiens wurde die Geste zu einer prominenten Form der serbischen Selbstidentifikation und entwickelte sich zu einem Gegenstück des Victory-Zeichens, dessen sich die anderen Kriegsparteien bedienten. Vielfach wurden Menschen mit anderer Glaubens- und Volkszugehörigkeit gezwungen, den Drei-Finger-Gruß auszuführen, um sie dadurch zu erniedrigen.
Brisant: Kanada-Goalie Milan Borjan ist gebürtiger Jugoslawe, seine Heimatstadt Knin befindet sich heute auf kroatischem Staatsgebiet, wurde aber zur Zeit des Jugoslawien-Konflikts mehrheitlich von Serben bewohnt. Es kam zu Greueltaten auf serbischer und kroatischer Seite, heute stellen die Kroaten die Bevölkerungs-Mehrheit in der Stadt.
Brisante Aussagen
Schon vor vier Jahren hatte Borjan im Vorfeld der gleichen Begegnung für Aufregung gesorgt. Ein serbischer Journalist hatte ihn auf seinen Geburtsort in Kroatien angesprochen, Borjan gesagt: "Sie haben einen großen Fehler begangen. Ich bin nicht in Kroatien geboren, sondern in der Krajina, in Dalmatien. Das war ein serbischer Ort."
Damit hat Borjan ein reaktionäres, großserbische, nationalistisches Gedankengut durchklingen lassen.
In Kroatien sorgten die Aussagen für einen Aufschrei. Der serbische "Kurir" sprach Borjan darauf an, der legte nach: "Das sagt vieles über sie aus. Die Beleidigungen, Bedrohungen, diese ganze Primitivität. Ich werde immer stolz auf meinen Geburtsort sein. Und als ich 1987 geboren wurde, wurde ich in der Serbischen Republik Krajina geboren – und darauf werde ich immer stolz sein."
Die historische Faktenlage spricht gegen seine Darstellung. Dalmatien ist völkerrechtlich kein serbisches Land. Die De-facto-Republik Krajina war 1987 noch nicht ausgerufen.
Übrigens: Borjan spielt auf Klub-Ebene für den serbischen Klub Roter Stern Belgrad, ist damit Teamkollege von Ex-ÖFB-Teamspieler Aleksandar Dragovic. Die Ultras des Vereins vertreten dieses Gedankengut ebenfalls, feiern den kanadischen Keeper dafür.
Die Liveticker, alle Daten und Tabellen zur Weltmeisterschaft: