Neue Erkenntnisse
Das feuert die Bildung von Brustkrebs-Metastasen an
Eine bestimmte Art weißer Blutkörperchen macht aus Brustkrebszellen eine besonders aggressive Form – die hochmetastatischen Krebsstammzellen.
Erhält Frau die Diagnose Brustkrebs, herrscht erstmal Schockzustand. Man braucht Zeit, um die Nachricht zu begreifen und Entscheidungen für die weitere Behandlung zu treffen. Trotz emotionaler Achterbahn darf keine Zeit verloren werden. Die medizinisch wichtigste Frage: Hat der Krebs bereits gestreut, also Metastasen in anderen Organen gebildet, oder nicht? Denn bestehen bereits Tochtergeschwüre, ist der Krebs wesentlich schwieriger zu behandeln. Denn obwohl Früherkennung und moderne Behandlungen den meisten Patientinnen mit Brustkrebs gute Heilungschancen böten, entwickle rund eine von vier Betroffenen Metastasen, schreiben Schweizer Wissenschaftler der Universität Freiburg. Sie haben jetzt einen neuen Mechanismus identifiziert, der diese Entzündung und die Entstehung von Metastasen verbindet.
Metastatische Krebsstammzellen haben die Fähigkeit, sich vom ursprünglichen Tumor zu lösen und in andere Teile des Körpers zu streuen, was die Ausbreitung des Krebses fördert und die Behandlung erschwert.
Granulozyten ebnen Metastasen den Weg
Demnach begünstigen Entzündungen im Inneren des Tumors und in seiner Umgebung die Bildung von Tochtergeschwüren. Sogenannte Granulozyten, eine Art weißer Blutkörperchen, die bei akuten Entzündungen eine wichtige Abwehrrolle spielen, erleichtern die Bildung von Metastasen, wie die Forscher in der neuen Studie schreiben.
Aus Krebszellen werden hochmetastatische Krebsstammzellen
"In gewisser Weise veranlassen die Krebszellen die Granulozyten am Tumorort dazu, entzündliche Mediatoren, Interleukin 6 und Oncostatin, zu produzieren", erklärte Studienautor Curzio Rüegg. In Folge verwandeln diese beiden Mediatoren die Brustkrebszellen in eine besonders aggressive Form – die hochmetastatischen Krebsstammzellen.
Im Labor konnten die Wissenschaftler zeigen, dass die Hemmung von Interleukin 6 und Oncostatin auch die Bildung von Krebsstammzellen und Metastasen unterdrückt. Diese Erkenntnis könnte ein wichtiger Schritt für die Entwicklung neuer Behandlungen sein. Interleukin-6-Hemmer werden bereits zur Behandlung von Patienten mit chronisch entzündlichen Erkrankungen eingesetzt.
Selbstuntersuchung als erster Schritt der Früherkennung
Die Prognose von Brustkrebs hängt wesentlich davon ab, wie früh sie erkannt wird. Daher kommt Früherkennungsprogrammen entscheidende Bedeutung zu. Ziel dieser Untersuchungen ist es, eine etwaige Brustkrebserkrankung in einem möglichst frühen Stadium ihrer Entwicklung zu entdecken. Zu einem Zeitpunkt also, zu dem die betroffene Frau noch keine Beschwerden verspürt. Hier ist es oft noch möglich, eine Heilung durch eine entsprechende Therapie herbeizuführen.
Jede Frau sollte regelmäßig ihre Brust abtasten, am besten einmal im Monat. Der optimale Zeitpunkt bei Frauen vor den Wechseljahren ist eine Woche nach Beginn der Regelblutung. Die Brust ist dann besonders weich. Frauen nach den Wechseljahren sollten einen fixen Tag im Monat wählen (etwa den Monatsersten) und am besten im Kalender eintragen.
Brustkrebs-Früherkennungsprogramm: www.frueh-erkennen.at/
Auf den Punkt gebracht
- Eine bestimmte Art weißer Blutkörperchen, Granulozyten genannt, wurde identifiziert, um die Bildung von hochmetastatischen Krebsstammzellen bei Brustkrebs zu begünstigen, indem sie entzündliche Mediatoren am Tumorort produzieren
- Diese Erkenntnis könnte zu neuen Behandlungen führen, da die Hemmung dieser Mediatoren die Bildung von Krebsstammzellen und Metastasen unterdrückt und in der Entwicklung neuer Behandlungsmethoden helfen könnte
- Daher ist die regelmäßige Selbstuntersuchung und Früherkennung von Brustkrebs von entscheidender Bedeutung, um die Heilungschancen zu maximieren