Neue Schau in der Albertina
"Das eine politische und künstlerische Notwendigkeit!"
So breit war die Wiener Albertina modern noch nie aufgestellt: Mit "The Beauty of Diversity" beschreitet Direktor Schröder jetzt Neuland.
Die neue Schau "The Beauty Of Diversity", die ab dem 16. Februar in der Albertina modern zu sehen ist, will nicht Geringeres, als den bisherigen Blick auf die moderne Kunst zurecht zu rücken: "Über 250 Jahre hat die Albertina tatsächlich nur aus einer westlichen Perspektive die Kunst von weißen Männern gesammelt", stellt Direktor Klaus Albrecht Schröder fest, "ob Michelangelo oder Andy Warhol, es waren weiße Männer. Und der gesellschaftliche Zug, der Zeitgeist, verlangt heute eine Vielfalt zu sehen, auch von anderen Kontinenten, von Australien, von Afrika, von Asien."
Die neue Ausstellung geht dabei noch viel weiter und inkludiert die Werke etliche Künstler, die wegen ihrem Geschlecht, ihrer psychischen Gesundheit oder ihrer sexuellen Präferenz zu lange ignoriert worden sind: "Wir zeigen hier eigentlich dreizehn Ausstellungen in einer, jede einzelne könnte die gesamte Halle füllen. Wir zeigen indigene Kunst, Kunst von Aborigines und die Kunst von Frauen. Denn die Selbstermächtigung der Frau ist ganz wichtig. Wir zeigen wie das Spielerische des Kinderspielzeuges, das Puppentheater und das Arbeiten mit Plastilin zur Kunst werden konnte." Insgesamt sind in der von Albertina modern-Direktorin Angela Stief kuratierten Ausstellung 110 Werke zu sehen, darunter sind auch Werke namhafter Künstler wie Cindy Sherman, Jean-Michel Basquiat, Verena Bretschneider oder das lange verkannte Gugginger Genie August Walla.
Geht es nach Klaus Albrecht Schröder, dann ist es längst überfällig, die hier gezeigte Kunst vom Rand direkt in die Mitte des Interesses zu rücken: "Die Welt ist so vielfältig und auch so unübersichtlich geworden, dass wir von einem homogenen, in sich geschlossenen kohärenten Kunstbegriff nicht mehr sprechen können, das mag manche beunruhigen, sowie die Vielfalt im Straßenbild an Menschen, an Sprachen, an Rassen oder an Identitäten. Aber man muss sich mit der Realität abfinden." Und so liegt es wieder einmal an der Kunst, die Gesellschaft wieder um ein paar kleine Schritte zu öffnen: "Diese Ausstellung "Beauty of Diversity", also die Schönheit der Vielfalt, das ist eine politische und künstlerische Notwendigkeit!"
Damit diese "Schönheit der Vielfalt" keine Überreizung der Eindrücke wird, ist die Ausstellung thematisch gegliedert, so gibt es etwa einen Raum, der sich der feministischen Kunst widmet, einen für Art Brut, einen für Schwarze Kunst und so weiter. "Wir geben einen Überblick darüber, wie mannigfaltig, divers und schön Kunst sein kann, wenn sie von Feministinnen, von Autodidakten oder von sogenannten 'Geisteskranken' geschaffen wird, von Bisexuellen und Transsexuellen, von indigenen Positionen und von Künstlern aus Afrika." Stolz ist Schröder etwa auf Werke der lesbischen Malerin Cecily Brown, die schon seit vielen Jahren im Besitz der Albertina sind: "Die haben wir gekauft haben, als sie nichts gekostet haben und heute hat sie große Ausstellungen im Metropolitan Museum und in der ganzen Welt. Sie gehört zu den teuersten Künstlerinnen der Gegenwart." Die Albertina hat also schon lange den richtigen Riecher gehabt. Und wie richtig der war, sieht man bis zum 18. August in "The Beauty of Diversity"!
Die VIP-Bilder des Tages:
Auf den Punkt gebracht
- Die Albertina präsentiert mit der Ausstellung "The Beauty Of Diversity" eine breite Vielfalt moderner Kunst aus unterschiedlichen Perspektiven und von Künstlern verschiedener Hintergründe, um den traditionellen Fokus auf weiße männliche Künstler zu erweitern
- Die Ausstellung, kuratiert von Angela Stief, umfasst 110 Werke namhafter Künstler wie Cindy Sherman, Jean-Michel Basquiat und August Walla und zeigt die politische und künstlerische Notwendigkeit der Vielfalt in der Kunst