Wirtschaft
Darum läutet der Paketbote nicht, obwohl du daheim bist
Man ist daheim, doch der Paketzusteller liefert das Packerl nicht vor die Haustür. Das ist ärgerlich, aber oft nicht die Schuld des Fahrers.
Wohl fast alle, die Waren online bestellen, kennen das: Man ist den ganzen Tag daheim, doch der Paketbote läutet nicht und hinterlässt einen Zettel: "Wir haben Sie nicht angetroffen, bitte holen Sie das Paket bei der Post ab." In Zeiten von Corona wird es besonders absurd, wenn man aufgrund von Lockdowns mehr als sonst daheim ist. Bereits seit einigen Monaten häufen sich etwa Beschwerden über den Paketzusteller DPD Austria. Die Regulierungsbehörde vermutet ein größeres Problem. Wie berichtet, hat die Post-Control-Kommission (PCK) ein Aufsichtsverfahren eingeleitet. Die Arbeitslast steigt (die Post transportierte 165 Millionen Pakete), die Arbeitsbedingungen sind prekär.
Wie die Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft Vida gegenüber dem "Standard" angibt, haben die Zusteller oft nur drei oder vier Minuten Zeit, um ein Paket dem Empfänger zu übergeben. Zudem sind viele Zusteller laut Arbeiterkammer nicht als Angestellte beschäftigt, sondern als Subunternehmer, die pro zugestelltem Paket bezahlt werden.
Bis zu 16 Stunden Arbeit am Tag
Laut dem Vida-Gewerkschafter Karl Delfs müssen die "selbständigen" Zusteller das unternehmerische Risiko auf sich nehmen. Das heißt auch: Sozialversicherung bezahlen und die Einnahmen besteuern. Delfs schätzt die täglichen Arbeitszeiten der Zusteller auf bis zu 16 Stunden, sechs Tage in der Woche.
Nachdem vor fast einem Jahr im Februar 2020 eine Razzia der Finanzpolizei im Amazon-Verteilzentrum in Großebersdorf stattgefunden hatte, wurden nun die Ermittlungsergebnisse veröffentlicht. Es gibt 987 Beanstandungen, teilte das Finanzministerium. Darunter finden sich bei Amazon-Dienstleistern Schwarzarbeit und Abgabenhinterziehung.