Einzigartiges Fastentuch
Darum hängt in Michaelerkirche jetzt ein dreckiges Tuch
In der Michaelerkirche in der Wiener Innenstadt hat man sich heuer für ein besonderes Fastentuch entschieden. Die Meinungen darüber sind gespalten.
Ein zwölf mal sechs Meter langes Tuch verdeckt in der Fastenzeit den Altar der Michaelerkirche. Die Kirche und vor allem der Künstler sind damit in diesem Jahr einen neuen Weg gegangen.
140 Quadratmeter Stoff bilden Fastentuch
"Wir haben uns heuer bewusst dafür entschieden, dass wir nicht ein Bild mit einem anderen Bild überdecken wollen", erzählt Pater Erhard Rauch. In Zusammenarbeit mit Künstler Jakob Kirchmayr hat man sich daher heuer für eine andere Herangehensweise entschieden.
Das Fastentuch besteht aus insgesamt 140 Quadratmeter Stoff. Diese wurden in kleinen Teilen verbrannt, vergraben oder dem Regen ausgesetzt. In Zusammenarbeit mit Flüchtlingen wurden die Stoffteile dann wieder zu einem großen Tuch zusammengesetzt. Eine Konstruktion aus Seilen trägt das fragile Tuch.
Prospekte erklären ungewöhnliches Fastentuch
Grundsätzlich seien die Reaktionen auf das etwas andere Fastentuch bisher gut ausgefallen, erzählt Rauch. Die Leute seien sich einig, dass das jetzt "wirklich fasten" sei. Mit dem Tuch wolle man Solidarität zeigen mit all jenen, für die Fasten keine bewusste Entscheidung ist, sondern die fasten müssen. Zusätzlich würden in der Kirche Prospekte aufliegen, die das ungewöhnliche Fastentuch erklären.
"Ich habe versucht, mit dem Fastentuch den Zustand der Welt zu beschreiben", so der Wiener Künstler Jakob Kirchmayr. Dazu gehören etwa der Krieg in der Ukraine und im Nahen Osten, so wie der allgemein düstere Zustand der Welt.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- In der Michaelerkirche in Wien hängt in der Fastenzeit ein einzigartiges Fastentuch, das aus 140 Quadratmetern Stoff besteht, der verbrannt, vergraben oder dem Regen ausgesetzt und dann von Flüchtlingen wieder zusammengesetzt wurde
- Die Reaktionen darauf sind gemischt, aber insgesamt wird es als besondere Solidaritätsbekundung mit denen angesehen, die nicht freiwillig fasten können
- Der Wiener Künstler Jakob Kirchmayr beschreibt das Tuch als Versuch, den düsteren Zustand der Welt abzubilden