Kriminalität und Gewalt in der Hauptstadt häufen sich. Auch Drogengeschäfte gehören dazu, viele Stationen entlang der Linie U6 gelten als Problemzonen. Bewohner der Gegend und Fahrgäste sind zunehmend verunsichert.
"Heute" hat bei der Gumpendorfer Straße mit Bewohnern des Grätzls gesprochen – wie lebt es sich hier?
In der U-Bahn Station sprechen wir mit Stefanie (80), die nur zwei Gassen entfernt wohnt. Sie beobachtet die Situation täglich: "Es ist jeden Tag ein Wahnsinn, die Polizei war gerade da. Ich hab keine Angst vor ihnen aber es ist da oft gestopft voll von denen" berichtet sie.
Auch ihr wurden schon Drogen angeboten: "Sogar mich haben sie gefragt: Substi Substi? Ich hab am Anfang gar nicht gewusst, was das ist, jetzt weiß ich es" (Anm.: Heroin-Ersatz). Auch Spritzen hat die 80-Jährige schon neben ihrer Wohnungstür gefunden.
„Ich wohne da oben zwei Gassen weiter und da haben sie neben meiner Wohnungstür Papier angezunden und sich gespritzt.“Stefanie, 80wurden auch schon Drogen angeboten
Markus (Name von der Redaktion geändert) kommt auch öfter hier vorbei. "Es ist ein Wahnsinn, weil manche trauen sich gar nicht mehr hier auszusteigen", erzählt er. "So schlimm, wie es jetzt ist, war's noch nie" fügt er hinzu. "Egal ob Alkoholiker, Drogensüchtige, Schläger … irgendwo sind immer ein paar Trotteln dabei, man muss ihnen halt aus dem Weg gehen", sagt Monika (Name von der Redaktion geändert).
„So schlimm wie jetzt war es noch nie. Manche trauen sich gar nicht mehr hier auszusteigen!“Markus (Name von der Redaktion geändert)ist nicht erfreut über die Situation
Wir unterhalten uns auch mit einer Dame, sie gehört zur "Szene", bezeichnet sich selbst als süchtig. Sie möchte anonym bleiben. Die Frau erzählt, dass sie die Sorgen und Ängste der Menschen verstehen kann, bittet aber auch darum, suchtmittelabhängige Menschen nicht zu verurteilen: "Die wollen keinem was Böses tun, natürlich gibt es immer wieder Ausnahmen aber das sind auch unter uns Süchtigen die schwarzen Schafe, mit denen keiner was zu tun haben will" erklärt sie uns.
"Es sind missverstandene Leute, die viel hinter sich haben. Es sind Schicksalsschläge und Traumata dahinter, die kann sich ein normaler Mensch nicht vorstellen. Es ist wichtig, die Leute nicht zu verurteilen und ihnen stattdessen zu helfen und nicht gleich als Kriminelle abzustempeln" sagt sie weiter.
„Es gibt immer wieder Ausnahmen aber das sind auch unter uns Süchtigen die schwarzen Schafe, mit denen keiner was zu tun haben will!“Anonymspricht über Suchtmittelabhängigkeit
Um die Problematik an den "Drogen-Hotspots" zu verbessern, fordert die Wiener ÖVP unter anderem die Einführung polizeilicher Schutzzonen. Das Jedmayer (Suchthilfe-Zentrum neben der U-Bahn Station Gumpendorfer Straße) sollte laut der VP-Frauenchefin von Mariahilf entlastet werden. Drogenabhängige sollen auf mehrere Einrichtungen verteilt werden.
Damit kann ihnen besser und gezielter geholfen werden. Der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) spricht sich außerdem für den verstärkten Einsatz von Sicherheitskameras aus.