Long-Covid-Forschung

CoV-Virus noch Jahre nach Infektion im Körper vorhanden

Möglicherweise ist es ein Schlüsselfaktor für Long Covid, dass manche Menschen das Virus nicht richtig ausscheiden und es in ihrem Gewebe speichern.

Heute Life
CoV-Virus noch Jahre nach Infektion im Körper vorhanden
Long-Covid-Patienten zeigen unter anderem eine übermäßige Aktivierung von T-Zellen im Körper.
Getty Images/iStockphoto (Symbolbild)

Anfangs dachte man, Corona sei eine Erkrankung, die nach zwei Wochen überstanden sei. Dann kam die Existenz von Long Covid aufs Tablett – ein Syndrom von mehr als 200 Symptomen, das noch Monate oder sogar Jahre, nachdem die ursprüngliche Krankheit abgeklungen zu sein scheint, den Körper schwächt.

Auch jetzt, vier Jahre nach der Pandemie, ist noch immer nicht hundertprozentig klar, was hinter Long Covid steckt, wiewohl die Wissenschaft viele Ansätze verfolgt – und auch wieder verworfen hat. Ein Ansatz dürfte jedoch vielversprechend sein.

Die Rolle der T-Zellen

Eine neue Studie, die 24 Covid-Patienten über einen Zeitraum von bis zu 900 Tagen begleitet hat, hat einen möglichen Faktor aufgedeckt, der bisher unbemerkt geblieben ist: Ihre T-Zellen. Es ist nicht die erste Studie, die COVID-19 mit diesen speziellen Immunzellen in Verbindung bringt, aber es ist eine der am längsten laufenden Studien: Sie wurde im Jahr 2020 durchgeführt und das Team, das hinter der Studie steht, wurde durch seine Erfahrungen bei der Erforschung von HIV inspiriert – einer Krankheit, die praktisch durch ihre Fähigkeit, T-Zellen zu töten, definiert ist. Mittels PET-Scans wurde das Verhalten von T-Zellen im Körper nach der Infektion untersucht.

"Es handelt sich um einen neuartigen Ansatz [...], der es ermöglicht, aktivierte T-Zellen im Körper zu kartieren", erklärte Danny Altmann, Professor für Immunologie am Imperial College London, der nicht an der Studie beteiligt war. "Man findet Muster der langfristigen T-Zell-Aktivierung, die dazu beitragen können, Muster von Long Covid-Symptomen zu erklären", sagte er. Andere Scans zeigten, dass aktivierte T-Zellen in die Darmwand ausschwärmen, was das Team dazu veranlasste, Darmbiopsien zu analysieren. Auch hier fanden sie COVID-19-RNA – ein "langfristiges Virusreservoir", wie Altmann erklärte.

Übermäßige T-Zellen-Aktivierung

Das Ergebnis war sogar noch deutlicher, wenn man es mit sechs Kontrollproben verglich, also Scans aus der Zeit vor der Pandemie, "bevor irgendjemand auf dem Planeten dieses Virus gehabt haben könnte", so Michael Peluso, Hauptautor der Studie, gegenüber StatNews. Die T-Zellen, die bei diesen Scans aktiviert wurden, konzentrierten sich dort, wo man sie erwarten würde – in der Leber, in den Nieren und an anderen Stellen, die bekanntermaßen zur Beseitigung von Entzündungen beitragen. Bei den Long-Covid-Patienten waren sie jedoch überall zu finden. Die Forscher fanden bei Menschen, die mit Covid infiziert waren, mehr leuchtende Stellen der Immunaktivierung als bei Menschen, die nicht infiziert waren, darunter: Hirnstamm, Rückenmark, kardiopulmonales Gewebe, Knochenmark, oberer Rachenraum, Brustlymphknoten und Darmwand.

Bei Menschen mit Langzeitsymptomen wie Gehirnnebel und Müdigkeit zeigte sich laut der Studie, dass die Darmwand und das Rückenmark stärker aktiviert waren als bei anderen Teilnehmern. Menschen mit anhaltenden Lungensymptomen zeigten eine stärkere Immunaktivierung in der Lunge. Darmbiopsien bei fünf Teilnehmern zeigten offenbar ein hartnäckiges Virus. Diese sollte eigentlich nur vorhanden sein, wenn ein Virus noch am Leben ist und seinen Lebenszyklus durchläuft, sagte Peluso.

Die häufigsten Long-Covid-Symptome

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    Schlüsselfaktor für Long Covid

    Die Forscher sind nicht sicher, worauf die T-Zellen reagieren, und ob es sich um "versteinerte" Virusreste oder um aktive, produktive Viren handelt. "Aber es gibt eine große Menge an Daten, die darauf hindeuten, dass ein Schlüsselfaktor für Long Covid darin besteht, dass manche Menschen das Virus nicht richtig ausscheiden und Reservoirs von SARS-CoV-2 in ihrem Gewebe beherbergen", so Altmann – aber "es war schwer zu beweisen."

    In dieser Hinsicht sollte diese Studie "als ein bedeutender Schritt zum besseren Verständnis dieses Krankheitsprozesses angesehen werden", sagte er, "und damit zur Entwicklung von Behandlungen, die Millionen von Patienten Hoffnung geben könnten":

    red
    Akt.