Fleischfressende Maden

Costa Rica ruft Gesundheitsnotstand aus

Die eigentlich als ausgerottet gegoltene Neuwelt-Schraubenwurmfliege kehrt nach Costa Rica zurück und bedroht Menschen und Tiere.

Costa Rica ruft Gesundheitsnotstand aus
Die Neuwelt-Schraubenwurmfliege legt seine Eier in Wunden und Schleimhäuten von Tieren und Menschen. Aus diesen schlüpfen dann Maden (Bild), die sich weiter ins Gewebe der Wirte fressen und mit ihren scharfen Mundwerkzeugen weiter schädigen.
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Bereits im Juli 2023 wurde das Wiederauftauchen der Neuwelt-Schraubenwurmfliege (NWS-Fliege) im Südwesten Costa Ricas registriert. Seither hat die costa-ricanische Tiergesundheitsbehörde Senasa mehr als 200 Fälle registriert, in denen die Parasiten Rinder, Pferde, Schweine, Schafe, Ziegen und Hunde, aber auch mindestens drei Menschen befallen haben. Betroffen sind mittlerweile mehrere Regionen. Nun hat das Land den Gesundheitsnotstand ausgerufen.

Ausrottung soll verstärkt werden

Mit der Erklärung des Notstands wolle Senasa an zusätzliche finanzielle Mittel gelangen, heißt es in einem Report des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA). Damit soll die Kampagne zur Ausrottung der NWS-Fliegen in Costa Rica verstärkt werden, "um die Gesundheit von Menschen, Nutz- und Haustieren sowie die Umwelt zu schützen", so Senasa-Generalsekretär Luis Matamoros. Denn trotz der seit Juli 2023 wöchentlichen Freisetzung von fast 15 Millionen steriler NWS-Fliegen (siehe Box) sei es Costa Rica nicht gelungen, die Ausbreitung des Schädlings aufzuhalten. Das US-Landwirtschaftsministerium hatte Senasa dabei unterstützt. Da die bisherigen Anstrengungen nicht erfolgreich waren, seien "nicht nur costa-ricanisches Milch- und Rindvieh, sondern auch Wildtiere, Haustiere und Menschen zunehmend gefährdet".

So sollen sterile Fliegen die NWS ausrotten

Die Neuwelt-Schraubenwurmfliege wird in Nord- und Zentralamerika bereits seit den 1950er-Jahren bekämpft und systematisch ausgerottet. Dies mithilfe der Sterile-Insekten-Technik (SIT). Das heißt: Extra für diesen Zweck gezüchtete männliche Tiere werden ionisierender Strahlung ausgesetzt und somit steril gemacht. Sie können bei der Paarung das Weibchen nicht befruchten und die Population nimmt ab. Mithilfe der SIT ist es in Costa Rica schon einmal gelungen, die NWS-Fliegen auszurotten. Seit dem Jahr 2000 galt das Land als NWS-Fliegen-frei. Dieser Status wurde im Juli 2023 aufgehoben – und die SIT wieder aufgenommen. Eingeschleppt worden sein könnten die Insekten damals durch Reisende oder Viehtransporte. Denn in den tropischen bis subtropischen Teilen Zentral- und Südamerikas sind sie nach wie vor weit verbreitet.

Warum wird so ein Aufheben gemacht?

Die Neuwelt-Schraubenwurmfliege ist ein gefürchteter Parasit. Es handelt sich dabei um eine Schmeißfliegen-Art, die ihre Eier in Wunden und Schleimhäuten von Warmblütern ablegt. Aus diesen schlüpfen dann Maden (Schraubenwürmer), die sich weiter ins Gewebe der Wirte fressen und mit ihren scharfen Mundwerkzeugen weiter schädigen. Ihren Namen verdanken die Fliegen dem Fressverhalten der Maden: Wie Schrauben drehen sich diese nämlich in die Körper ihrer Wirte. Luft bekommen sie über ein Loch in der Haut des Wirts. Sind die Maden ausgewachsen, lösen sie sich vom Wirt ab und verpuppen sich in den Oberflächenschichten des Bodens, bevor sie zu erwachsenen Fliegen werden.

Folgen für befallene Tiere und Menschen

Es kommt zu einer Wundmyiasis, auch Fliegenmadenkrankheit oder konkret Schraubenwurmkrankheit genannt. Diese stelle sowohl bei Mensch als auch bei Tier "ein erhebliches Gesundheitsrisiko dar", teilt Senasa mit. Typische Symptome seien juckende und schmerzhafte Hautgewebeschäden, die nässen könnten. Als charakteristisch wird auch der faulige Geruch der Wunde beschrieben, der weitere Fliegen anlocken kann, die dann ebenfalls ihre Eier darin ablegen. Zudem kann es zu bakteriellen Sekundärinfektionen kommen. Unbehandelt kann ein Befall zum Tod führen.

"Die Behandlung von Menschen erfordert die chirurgische Entfernung der Maden, gefolgt von einer sorgfältigen Pflege der Wunde, um Sekundärinfektionen vorzubeugen", erklärt das costa-ricanische Gesundheitsministerium in einer Pressemitteilung. Die US-Gesundheitsbehörden CDC weisen weiter darauf hin, dass "für die Behandlung keine von der FDA zugelassenen Medikamente zur Verfügung stehen". Tieren kann dagegen ein Larvizid gegeben werden. Ein Stoff, der die Maden abtötet.

Befallene Tiere erkennen

Das Gesundheitsministerium hat am 10. April neue nationale Leitlinien zur Überwachung der Schraubenwurmkrankheit beim Menschen vorgestellt. Sichtungen und Verdachtsfälle bei Tieren müssen gemeldet werden.

Befallene Tiere weisen folgende Anzeichen auf:

  • gereiztes Verhalten
  • Kopfschütteln
  • Geruch von Verfall
  • Hinweise auf einen Fliegenbefall

"Wenn ein betroffenes Tier entdeckt wird, sollte es nicht bewegt werden", so Alexis Sandi, Leiter der Abteilung für Epidemiologie bei Senasa. Zudem sollten die Wunden nach Entfernung der Maden gut gepflegt und zur Heilung gebracht werden. "So verhindern wir, dass die Maden zu Fliegen werden und die Krankheit weiter verbreiten."

Was müssen Costa-Rica-Reisende beachten?

Auch Reisende sollten die Fliegen und betroffene Tiere meiden. Insbesondere, wenn sie unbehandelte oder offene Wunden haben. Auch Diabetiker sollten besonders gut schauen. Wer glaubt, von einer Neuwelt-Schraubenwurmfliegenmade befallen zu sein, sollte ein medizinisches Zentrum aufsuchen, um eine genaue Diagnose und eine geeignete Behandlung zu erhalten.

Auf den Punkt gebracht

  • Die costa-ricanische Tiergesundheitsbehörde Senasa hat den Gesundheitsnotstand erklärt, nachdem die Neuwelt-Schraubenwurmfliege (NWS-Fliege) mehr als 200 Fälle von Befall bei verschiedenen Tieren und Menschen verursacht hat
  • Trotz wöchentlicher Freisetzung von Millionen steriler NWS-Fliegen war es dem Land nicht gelungen, die Ausbreitung der Parasiten zu stoppen, was zu einer erheblichen Bedrohung für Tiere und Menschen führt
  • Reisende werden ebenfalls dazu aufgefordert, betroffene Tiere und Fliegen zu meiden und bei Verdacht auf Befall medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen
red, 20 Minuten
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