Minister lüftet Geheimnis
Corona-Papiere enthüllt! Doch was ist mit Schwärzungen?
Die Enthüllung von internen Corona-Protokollen in Deutschland sorgt für Wirbel, besonders die brisanten Schwärzungen. Minister Lauterbach klärt auf.
Das der rechten Szene nahestehende Online-Magazin "multipolar" trat mit der Veröffentlichung von internen Sitzungsprotokollen des Corona-Krisenstabs des Robert-Koch-Instituts (RKI) eine Lawine der Empörung los.
Demnach habe die Politik mehr über die Risiken der Pandemie gewusst, als der Öffentlichkeit mitgeteilt wurde. Es stellt sich nun die Frage, ob die Corona-Maßnahmen nicht gefährlicher waren als das Virus.
Brisante Schwärzungen
Für großes Rätselraten sorgte der Umstand, dass einige wichtige Passagen in den Dokumenten geschwärzt sind. Hier ein Ausschnitt vom 17. März 2020: Gesundheitsrisiko wird vom RKI für die Bevölkerung von "mäßig" auf "hoch" eingestuft. Einen Tag zuvor hieß es im Protokoll: "Es soll diese Woche hochskaliert werden. Die Risikobewertung wird öffentlich, sobald (Personenname geschwärzt) ein Signal dafür gibt."
Der sogenannte "geschwärzte Mitarbeiter" sei ein Mitarbeiter des RKI, erklärte der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in einer Stellungnahme am Montag. Durch die Schwärzung ihres Namens sollen jene Mitarbeiter vor der Öffentlichkeit geschützt werden. "Es gab also keine politische Weisung, auf die das RKI hier reagiert hätte", konterte der Minister auf Vorwürfe, die Politik habe Druck auf die RKI-Mitarbeiter ausgeübt.
Minister verteidigt Lockdowns
Ein weiterer Protokoll-Auszug, diesmal vom 16. Dezember 2020: Weltweit wird die Wirksamkeit von Lockdowns bewertet. Das Fazit ist erschreckend: "Lockdowns haben zum Teil schwerere Konsequenzen als Covid selbst."
Laut Lauterbach beziehe sich die Passage auf Afrika, "mit einer Bevölkerung, die im Durchschnitt 19 Jahre alt war. Dass dort zum Teil die Schäden des Lockdowns gravierend gewesen sind, das ist klar. Aber in Deutschland haben wir eine alte Bevölkerung. Es wären sehr viele Menschen zusätzlich gestorben, wenn wir diese Lockdown-Maßnahmen nicht ergriffen hätte", verteidigte der SPD-Politiker die drastische Maßnahme.
"FFP2-Masken haben viel Leid erspart"
Am 30. Oktober 2020, als die Einführung von FFP2-Masken diskutiert wurde, hieß es: "Es gibt keine Evidenz für die Nutzung von FFP2-Masken außerhalb des Arbeitsschutzes, dies könnte auch für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden." Und: "Ihr Nutzen sollte auf Arbeitsschutz von Personen, die mit infektiösen Patienten arbeiten, begrenzt bleiben."
Lauterbach sagte dazu, dass von Anfang an klar gewesen sei, dass FFP2-Masken nicht so gut wirken, wenn sie nicht richtig getragen werden. "Aber nachdem in der Bevölkerung das Tragen von FFP2-Masken gelernt war, haben sie sehr viel geholfen. Auch aus heutiger Sicht war das die richtige Reaktion. Wenn man schon Maske trägt, dann soll es auch eine Maske sein, die funktioniert", so Lauterbach. Sein Fazit: "Die FFP2-Masken haben uns viel Leid erspart.“
"Nach vorne blicken"
Insgesamt sei Deutschland aus Sicht des Gesundheitsministers relativ gut durch die Pandemie gekommen: "Wir hätten sonst mehr Todesfälle gehabt. Das ist auch der Leistung des Robert Koch Instituts zu verdanken. Und daher ist es wichtig, dass wir nach vorne blicken“, betonte Lauterbach. Er kündigte an, dass sich eine neue Arbeitsgruppe von Wissenschaftlern beim Bundeskanzleramt mit den Lehren aus der Pandemie befassen und an den Themen Gesundheit und Resilienz arbeiten werde.