Höhere Sterblichkeit
Corona oder Grippe tödlicher? Studienergebnis verblüfft
Eine US-Vergleichsstudie ergab ein nach wie vor um 35 Prozent höheres Sterberisiko durch schwere Covid-19-Verläufe im Vergleich zur Influenza.
"Wir sollten Covid-19 weiterhin ernst nehmen", betonte jetzt der amerikanische Mediziner, Epidemiologe und Wissenschaftler Ziyad Al-Aly gegenüber "MedPage Today". "Ich weiß, dass wir alle diese Pandemie satthaben und alle unter Pandemie-Müdigkeit leiden, aber Covid-19 ist immer noch eine größere Gefahr für die Gesundheit als die Grippe."
„Covid-19 ist immer noch eine größere Gefahr für die Gesundheit als die Grippe.“
Gemeinsam mit Yan Xie und anderen Wissenschaftlern des St. Louis Health Care System im US-Bundesstaat Missouri führte der Direktor des Clinical Epidemiology Center drei epidemiologische Vergleichsstudien zu unterschiedlichen Zeitpunkten durch. "Obwohl es keine Daten gab, dachten wir alle, dass Covid-19 nicht mehr tödlicher als die Grippe ist", so Al-Aly. Mit großer Überraschung stellten sie jedoch das Gegenteil fest: "Aber wir haben festgestellt, dass die Covid-Sterblichkeit eindeutig immer noch höher ist als bei der Grippe."
Fünfmal höheres Sterberisiko
Dazu verglichen die Forschenden jeweils die Daten aus der Krankenversicherung ehemaliger US-Heeresangehöriger, dem US-Department of Veterans Affairs, miteinander. Zwischen 1. Februar und 17. Juni 2020 registrierten sie eine fünfmal höhere Mortalität unter rund 3.600 Covid-19-Kranken mit schwerem Krankheitsverlauf als in einer Gruppe von fast 13.000 Influenza-Patienten aus den Jahren 2017 bis 2019.
"Im ersten Jahr der Covid-19-Pandemie war das Sterberisiko für Menschen, die wegen SARS-CoV-2 ins Spital kamen, deutlich höher als für Personen, welche wegen einer saisonalen Influenza hospitalisiert werden mussten." Das schrieben in ihrer damals im "British Medical Journal" veröffentlichen Forschungsarbeit.
Mortalität nahm ab
Praktisch in gleicher Form wiederholten die Wissenschaftler den Vergleich später für den Zeitraum von 1. Oktober 2022 bis 31. Jänner 2023. Dieses Mal wurde der Verlauf der Erkrankungen bei Covid-19-Spitalspatienten (8.996 Erkrankte) direkt mit jenem von 2.403 Influenza-Kranken verglichen, die im Winter 2022/2023 ebenfalls ins Krankenhaus kamen.
In ihrer im "Jama" veröffentlichten Arbeit stellten sie fest, dass mit 5,98 Prozent Sterblichkeit durch Covid-19 und 3,75 Prozent Mortalität durch Influenza der Unterschied zwischen den beiden Gruppen signifikant geringer geworden war. Yan Xie: "Im Herbst und im Winter 2022/2023 hatten Menschen, die wegen Covid-19 ins Krankenhaus kamen, eine um 60 Prozent höhere Mortalität als Spitalspatientinnen und -patienten mit schwerer saisonaler Influenza."
So ansteckend sind die häufigsten Infektionen
Gefahr nicht gebannt
Jetzt wurde die epidemiologische Untersuchung zum dritten Mal durchgeführt. 8.625 Patienten, die zwischen Anfang Oktober 2023 und Ende März 2024 wegen Covid-19 in ein Krankenhaus aufgenommen werden mussten, wurden 2.674 Influenza-Kranken mit schwerem Verlauf gegenübergestellt. In der Covid-19-Gruppe starben binnen 30 Tagen 5,7 Prozent. In der Vergleichsgruppe der Influenzapatienten lag die Mortalität bei 3,04 Prozent.
Damit zeigte sich eine nach wie vor erheblich größere Gefahr durch Covid-19: Bei statistischem Ausgleich verschiedener Charakteristika der beiden Probandengruppen ergab sich noch immer eine um 35 Prozent erhöhte Sterblichkeit durch Covid-19 im Vergleich zur Influenza. Das berichtet die Forschungsgruppe in der Online-Publikation der US-Ärztegesellschaft "Jama".
Auf den Punkt gebracht
- Eine US-Vergleichsstudie zeigt, dass schwere Covid-19-Verläufe immer noch ein um 35 Prozent höheres Sterberisiko haben als Influenza
- Trotz der Pandemiemüdigkeit betont der amerikanische Mediziner Ziyad Al-Aly, dass Covid-19 weiterhin ernst genommen werden sollte, da die Sterblichkeit immer noch höher ist als bei der Grippe
- Die Studie verglich Daten von Covid-19-Patienten mit schwerem Verlauf mit Influenza-Patienten und ergab eine fünfmal höhere Sterblichkeit bei Covid-19