Welt
Corona-Leugner stürmen TV-Studio in Slowenien
Eine Gruppe von Corona-Leugnern drang in ein News-Studio des slowenischen TV-Senders RTVS ein und protestierte gegen dessen Berichterstattung.
Eine Gruppe von Corona-Leugnern und Impfgegnern ist am späten Freitagabend in das Gebäude des slowenischen Staatsfernsehens RTVS eingedrungen, wo sie Mitarbeitende des Senders attackierten und beleidigten. Sie verlangten, dass der Sender ihre Meinung zu diesem Thema darstelle, wie die slowenische Nachrichtenagentur STA am Samstag berichtete.
Wie die RTV-Journalistin Barbara Vidmajer berichtet, die den Vorfall auch filmte und die Aufnahmen auf Social Media stellte, seien die Corona-Leugner durch den Haupteingang gestürmt und direkt ins Studio vorgedrungen. Die Polizei versuchte, die Eindringlinge zum Gehen zu bewegen, doch diese ließen sich nicht vertreiben. Schließlich beendeten die Beamten die Aktion und nahmen 20 Eindringlinge im Nachrichtenstudio fest.
"Dies ist ein inakzeptabler Angriff auf die Medien, den Journalismus und die Demokratie", sagte der Nachrichtenredakteur des Senders, Manica Janezic Ambrozic. Sloweniens Journalistenverband DNS erklärte, der Vorfall sei nur "die Spitze des Eisbergs" in der "Hasskampagne", die die Regierung von Premier Janez Jansa gegen die Medien führe.
Jansa, eigentlich ein Vertreter harter Corona-Maßnahmen, ist zudem aber ein Fan von Ex-US-Präsident Donald Trump und Ungarn-Premier Viktor Orban und steht mit den Medien auf keinem guten Fuss. Der Fernsehintendant Andrej Grah Whatmough bezeichnete den Vorfall als «schlimmen Angriff auf unser Medienunternehmen» und kündigte erhöhte Sicherheitsmaßnahmen an.
Erlaubnis zum Campieren bekommen
Die Corona-Leugner protestieren seit vier Monaten immer wieder vor dem Fernsehgebäude und belästigen dort dessen Angestellte. Das Problem sei, dass das Gelände vor dem Fernsehgebäude öffentlicher Grund und Boden sei, so dass die Protestierer berechtigt seien, sich dort zu versammeln, sagte Whatmough weiter. Hinter dem Vorfall stehe eine Bewegung, die vom früheren Armeeoffizier Ladislav Troha geleitet werde, einem Veteranen des slowenischen Unabhängigkeitskriegs von 1991, berichtete STA weiter.
Wie Journalist Gregor Drnovsek gegenüber N1 angab, waren die Proteste zuvor immer friedlich gewesen. "Wir könnten uns stundenlang allerlei Verschwörungstheorien anhören und dass wir Idioten, Mörder und Vergifter seien. Das macht uns schon nervös", sagt er. "Zornig sind wir aber auch darüber, dass diese Menschen eine offizielle Erlaubnis zum Campieren vor dem Gebäude bekamen. Das ist wirklich unglaublich."
In Slowenien betrug die Inzidenz der Corona-Neuansteckungen in den letzten 14 Tagen 257,3 pro 100.000 Einwohner. 50,8 Prozent der Slowenen haben den vollen Impfschutz.