Sportmix
Corona-Chaos am ersten Gerichtstag für Boris Becker
Boris Becker wehrt sich vor Gericht gegen schwere Vorwürfe, die eine lange Haftstrafe bedeuten könnten. Corona sorgt schon an Tag 1 für Chaos.
Bis zu sieben Jahre Haft drohen der Tennis-Ikone beim Gerichtsprozess in London. Der Vorwurf: Verschleierung von Vermögen während seiner Insolvenz. In 24 Punkten muss sich der Deutsche rechtfertigen, unter anderem zu Millionen-Beträgen, die auf andere Konten überwiesen wurden, nicht angegebene Immobilien, Aktien und Trophäen, die der Anklage zufolge dem Zugriff des Insolvenzverwalters entzogen wurden. Beispielsweise den Pokal aus seinem Sieg bei den Australian Open 1996. Becker streitet die Vorwürfe ab, plädierte in allen Punkten auf unschuldig.
Doch schon am ersten Tag sorgt das Coronavirus für Probleme. Insolvenzverwalter Mark Ford, der wichtigste Zeuge der Anklage, konnte wegen einer Infektion nicht erscheinen. Schon kurz nach Prozessbeginn musste sich das Gericht zur Beratung zurückziehen, wie fortgesetzt werden könnte. Die Verteidigung plädierte dafür, den Prozess wie geplant fortzusetzen, da nicht klar sei, wie lange der Zeuge ausfalle. Das Verfahren wurde am Montag daher zunächst mit Ausführungen der Staatsanwaltschaft fortgesetzt.
Zeuge erkrankt
Zum ersten Verhandlungstag erschien Becker in dunklem Anzug, weißem Hemd und Hand in Hand mit seiner Freundin Lilian de Carvalho Monteiro. Im Saal hielt er gemäß "Bild" immer wieder Augenkontakt mit ihr. Und er erhielt auch weitere Unterstützung – und zwar von einer Übersetzerin. Sie soll ihm helfen, seine Aussagen korrekt zu übersetzen.
Obwohl Becker bestens vorbereitet war, schien er ordentlich angespannt zu sein. Mehrmals zeigte er seinen Unmut, in dem er heftig seinen Kopf schüttelte. Die 24 Anklagepunkte stritt er allesamt vehement ab. Einen ganzen Rollkoffer mit Akten hatte er zur Verteidigung mitgebracht.
Queen gegen "Tennis-King"
Doch der sechsmalige Grand-Slam-Sieger ist nicht der Einzige, der sich akribisch vorbereitet hat. Die zwölf Geschworenen (darunter eine Frau) wurden dazu aufgerufen, die Popularität von Becker bei der Beurteilung des Falls zu ignorieren. Richterin Deborah Taylor, Recorder of Westminster, erklärte den frisch Vereidigten: "Sie müssen ihn wie jemanden behandeln, von dem Sie noch nie gehört haben, wie einen, der nicht im Blickpunkt der Öffentlichkeit steht." Es bleibt spannend im Prozess "The Queen vs. Boris Franz Becker".