"Warten auf Godot":

Claus Peymann: "Ich bin eben ein völlig Wahnsinniger!"

Theaterlegende Claus Peymann ist mit seinen 86 Lenzen keinen Tag zu alt, um Neues auszuprobieren. In der Josefstadt inszeniert er erstmals Beckett.

Fabian J. Holzer
Claus Peymann: "Ich bin eben ein völlig Wahnsinniger!"
Luck (Nico Dorigatti), Pozzo (Stefan Jürgens), Wladimir (Bernhard Schir) & und Estragon (Marcus Bluhm) in "Warten auf Godot"
Philine Hofmann

Mit seiner nun dritten Regiearbeit nach Bernhards "Der deutsche Mittagstisch" und Ionescos "Der König stirbt" ist Ex-Burgtheaterdirektor Claus Peymann nun endgültig in seiner neuen Heimat, dem Theater in der Josefstadt angekommen: "Ich fühle mich in der Josefstadt wohl", meint Peymann zu "Heute", "das ist eines der schönsten, vielleicht das schönste Theater der Stadt. Nicht das größte und nicht das fortschrittlichste, sondern es ist wirklich eine Heimat der Schauspielkunst." In den letzten Wochen hat Peymann mit einem kleinen, aber extrem feinen Ensemble (Bernhard Schir, Marcus Bluhm, Nico Dorigatti & Stefan Jürgens) Samuel Becketts absurden Klassiker "Warten auf Godot" erarbeitet, das ab jetzt im Theater zu sehen ist. 

Im Stück warten die beiden Landstreicher Wladimir (Schir) und Estragon (Bluhm) an einer Straßenkreuzung auf denen ihnen nur ganz fern bekannten Godot, weil sie eine eigentlich gar nicht so bedeutsame Anfrage an ihn haben. Doch Godot lässt immer nur auf sich warten und das schon seit Tagen. Und so müssen sich Wladimir und Estragon das die Warterei mit unterschiedlichen Spielchen und Gesprächen vertreiben. Aber nachdem dieser Godot weiter nicht kommt, zerbröselt der Wunsch den nicht erscheinenden Godot doch noch zu sehen immer mehr. Nur ein Bote Godots, der verkündet, dass dieser heute nicht mehr kommen würde, aber ganz bestimmt am nächsten Tag, hält die beiden Landstreicher davon ab einfach weiterzugehen. Also geht das Warten auf Godot weiter, das nur durch das Auftreten des reichen Herrn Pozzo (Jürgens) und seines Dienstboten Lucky (Dorigatti) unterbrochen wird. So wird weiter über Krieg, Frieden, den Tod und den Weltuntergang philosophiert, während handlungstechnisch praktisch nichts weitergeht. 

Es gibt viele, die sind gar nicht wahnsinnig, die sind nur brave Büroangestellte…
Claus Peymann
über viele andere Theaterregisseure

Für den 86-jährigen Peymann ist "Warten auf Godot" nicht nur sein erstes Stück von Beckett, sondern auch einer seiner wenigen Ausflüge in die Welt des absurden Theaters. Und seine Lust am Inszenieren ist immer noch ungebrochen. "Heute sind alle Regisseure gleich. Nein, es sind nicht alle Regisseure gleich", korrigiert sich Peyman, "ich bin eben ein völlig Wahnsinniger und es gibt viele, die sind gar nicht wahnsinnig, die sind nur brave Büroangestellte. Sind immer auf der Suche nach Originalität, seid auf der Suche nach Menschen!" Trotz der nur vier Darsteller zaubert Claus Peymann großes Kino auf die Bühne der Josefstadt, und er weiß, wie sehr seine Arbeit gerade in Wien geschätzt wird: "Ich will nicht sagen, dass ich etwas verstehe, aber manchmal schmeichelt es mir, dass plötzlich eine ältere Dame vor mir auf die Knie geht, mitten in der Kärntnerstraße. Es ist manchmal schön, so ein bisschen wie Romy Schneider auf der Straße gefeiert zu werden."

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    Nico Dorigatti & Stefan Jürgens
    Nico Dorigatti & Stefan Jürgens
    Philine Hofmann

    Als Claus Peymann noch Direktor des Burgtheaters war, wurde er in Wien weniger oft gefeiert. Es dauerte fast seine gesamte Dienstzeit von 1986 bis 1999, bis das Wiener Publikum den Bremer wirklich ins Herz geschlossen hat. Das hat er danach als Intendant des Berliner Ensembles nicht mehr so erlebt: "Die Berliner wissen alles, die können alles, aber sie können weder hassen noch können sie lieben. Das berherrschen alle Österreicher, vom Fiaker-Fahrer bis zum Bundespräsidenten. Sie können hassen und sie können auch lieben. Das hatte ich gelernt und das ist etwas ganz Herrliches." Herrlich ist nun auf "Warten auf Godot" im Theater in der Josefstadt. Das Stück ist ab jetzt regelmäßig zu sehen. Aber eines sollten alle Besucher, die das Stück nicht schon kennen wissen. Das "Warten auf Godot" bleibt ein sprichwörtliches "Warten auf Godot"…

    Die VIP-Bilder des Tages:

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      Schauspieler Florian David Fitz transportiert seinen Hund auf die etwas andere Art.
      Schauspieler Florian David Fitz transportiert seinen Hund auf die etwas andere Art.
      Instagram/florian.david.fitz
      fh
      Akt.