Prozess als Chance
Christian B. vor Gericht – wird nun Fall Maddie gelöst?
Christian B. muss sich ab Freitag vor einem deutschen Gericht wegen fünf Vergewaltigungen verantworten. Das könnte den Fall Maddie McCann lösen.
Der Deutsche Christian B. steht ab kommendem Freitag vor dem Landgericht in Braunschweig. Der 47-Jährige ist wegen fünf Sexualstraftaten angeklagt.
Der Prozess steht zwar nicht im Zusammenhang mit dem Verschwinden des britischen Mädchens Madeleine McCann, doch die Verhandlungen könnten großen Einfluss auf die Ermittlungen in diesem Fall haben – denn nach Ansicht der Staatsanwaltschaft Braunschweig ist Christian B. auch der Mörder des verschwundenen Mädchens.
Inwiefern spielt der Prozess vom Freitag eine Rolle im Fall McCann? Ein Überblick:
Was wird Christian B. vor Gericht vorgeworfen?
Der Deutsche soll zwischen 2000 und 2017 in Portugal mehrere Mädchen und Frauen im Alter von zehn bis etwa 70 bis 80 Jahren sexuell misshandelt haben. Die Anklage stützt sich auf Videoaufnahmen der Taten, die B. selbst aufnahm. In einem Fall wurde er auch vor Ort von der Polizei festgenommen.
Konkret legen die Ermittlerinnen und Ermittler Christian B. drei Vergewaltigungen von Jugendlichen und Frauen in Ferienwohnungen und Appartements zwischen 2000 und 2006 zur Last. Demnach soll der Beschuldigte in die Räume eingedrungen sein, um seine Opfer zu fesseln, brutal zu misshandeln und sich an ihnen zu vergehen.
Bist du Gewalt betroffen? Hier findest du Hilfe!
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Außerdem wird B. die sexuelle Misshandlung von zwei Mädchen im Alter von zehn sowie elf Jahren in den Jahren 2007 und 2017 an Stränden sowie auf einem Spielplatz zur Last gelegt. Im letzten Fall alarmierte das Opfer seinen Vater, woraufhin der Beschuldigte seinerzeit von Polizisten noch vor Ort gefasst wurde.
Was hat das mit Maddie McCann zu tun?
Maddie verschwand im Mai 2007 aus einer Ferienanlage an der südportugiesischen Algarveküste, also zu einem Zeitpunkt, als Christian B. sich auch dort aufhielt.
Seit mehr als drei Jahren untersucht die Staatsanwaltschaft Braunschweig das Verschwinden Maddies. Die Ermittler und Ermittlerinnen gehen nach eigenen Angaben davon aus, dass Christian B. das Mädchen tötete. Nähere Angaben dazu, worauf sich ihr Verdacht stützt, macht die Behörde bislang nicht.
Während der Verhandlungen sollen zwei wichtige deutsche Zeugen befragt werden. Diese spielen auch bei den Ermittlungen wegen Maddie eine zentrale Rolle. "Wenn das Gericht diesen Zeugen Glauben schenkt, kann sich das positiv auf die Ermittlungen im Fall Maddie auswirken", erklärt Christian Wolters, Sprecher der Staatsanwaltschaft Braunschweig, gegenüber "Focus".
Warum ist die Zeugenaussage so wichtig?
Im Prozess soll der Hauptbelastungszeuge Helge B. aussagen. Der 53-Jährige lebt zurzeit in einem Zeugenschutzprogramm in Südosteuropa. Vergangenen Sommer hatte der Zeuge erstmals über Maddies Verschwinden gesprochen. Der "Bild"-Zeitung erzählte er, dass sein damaliger Kollege Christian B. während einer zufälligen Begegnung 2008 in Spanien in angetrunkenem Zustand verraten habe, dass Maddie, "gar nicht geschrien" habe.
Wie lange dauert der Prozess?
Der Prozess in Braunschweig mit insgesamt 29 angesetzten Verhandlungstagen soll bis Juni dauern. Laut "Focus" wird die Öffentlichkeit dann auch Christian B. erstmals zu Gesicht bekommen.
Der Andrang internationaler Medien werde riesig sein, schreibt der "Spiegel". Deutsche, britische sowie portugiesische Medienvertreter werden erwartet.