Welt

Chinas Immobilienbranche wankt – und mit ihr die Welt

Die Zahl der jugendlichen Arbeitslosen hat sich bereits verdoppelt. Trotzdem nimmt Chinas Regierung die Pleite zahlreicher Immobilienfirmen in Kauf.

Der chinesische Immobiliengigant Evergrande ist hoch verschuldet. Polizisten bewachten den Hauptsitz der Firma bereits im Frühjahr während einer Demonstration.
Der chinesische Immobiliengigant Evergrande ist hoch verschuldet. Polizisten bewachten den Hauptsitz der Firma bereits im Frühjahr während einer Demonstration.
REUTERS

China steckt in einer Immobilienkrise. Die zweitgrößte Immobilienfirma Evergrande häufte Schulden von umgerechnet über 300 Milliarden Dollar an. Ende vergangener Woche erklärte sich die Firma in den USA zum Schutz vor Gläubigern für zahlungsunfähig.

Mit dem Milliardenunternehmen Country Garden wankt ein weiterer Immobilienriese. Die Firma konnte Zinszahlungen auf Kredite nicht zahlen und hat jetzt eine letzte Rückzahlungsfrist von einem Monat, sitzt aber auf 150 Milliarden Dollar Schulden.

So groß ist Chinas Immobilienmarkt

Chinas Immobilienmarkt ist doppelt so groß wie in den USA. Er macht zusammen mit dem Sektor Bau fast ein Viertel des Bruttoinlandsprodukts aus und ist entsprechend wichtig für die Wirtschaft im Land.

So kam es zur Krise

Seit Ende der 90er-Jahre gab es einen Boom bei chinesischen Immobilien, viele nahmen Schulden auf, um davon profitieren zu können. 2020 erließen die Behörden Maßnahmen gegen die Überschuldung. Seitdem schaffen es große Bauträger immer wieder nicht, Projekte fertigzustellen. Jetzt fehlt das Vertrauen und Investoren halten sich zurück.

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    Reichste Frau Asiens verliert Milliarden
    Sie galt als reichste Frau Asiens. Doch durch den Crash des chinesischen Immobilienmarkts hat Yang Huiyan laut "Bloomberg" in den letzten zwei Jahren 28,6 Milliarden US-Dollar verloren, oder 84 Prozent ihres Vermögens.

    Chinas Wirtschaft litt aber auch unter den Corona-Maßnahmen im vergangenen Jahr und der zuletzt schwachen Nachfrage aus Europa und den USA. Im Juli brachen die Exporte um 14,5 Prozent und die Importe um 12,4 Prozent ein. Derweil verdoppelte sich die Jugendarbeitslosigkeit in den letzten vier Jahren und liegt in den Städten bei über 20 Prozent. Statt der Inflation wie im Westen, sinken die Preise in China, ein Zeichen für eine schwache Nachfrage.

    Kommt es noch schlimmer?

    Das ist gut möglich. Experten gehen davon aus, dass weitere Immobilienkonzerne ins Strudeln kommen. Das würde auch andere Sektoren wie den Bau hart treffen. Die Regierung nimmt das in Kauf. Bisher unternahm sie nur einzelne Maßnahmen und will eher das Vertrauen der Investoren am Aktienmarkt erhöhen. Zwar senkte die Zentralbank am 15. August die Kreditkosten, um das Wachstum anzukurbeln, der für Hypotheken wichtige fünfjährige Leitzins blieb am Montag aber unverändert.

    Während US-Präsident Joe Biden mit Billionen Dollar die heimische Wirtschaft unterstützt, griff Chinas Regierung bisher noch nicht groß ein. Staatschef Xi Jinping will laut "Bloomberg" vom schuldengetriebenen Wachstumsmodell seiner Vorgänger abrücken. Die Krise nannte er eine Bereinigung des durch Spekulation und Schulden aufgeblähten Marktes.

    Was bedeutet das für Europa?

    Chinas Krise ist auch eine Gefahr für die Erholung in Europa, schreibt die britische Zeitung "The Times". Laut Experten kann es auch Immobilien- und Finanzmärkte außerhalb Chinas treffen. Die China-Expertin Simona Grano von der Universität Zürich sieht vor allem Exportfirmen in Gefahr.