Details zu Schärding-Tragödie
Chef von Baufirma konnte sich retten, junge Helfer tot
Nach dem Decken-Einsturz werden nun erste Details bekannt. Offenbar konnte sich der Chef der Baufirma gerade noch retten, seine Helfer nicht.
Nach Ermittlungen zum Unglück am Schärdinger Stadtplatz gibt es nun erste Details, wie das Drama am Dienstagvormittag abgelaufen ist. Laut Informationen der Behörden war der Chef einer Baufirma mit zwei Helfern auf einer Baustelle im Kellergewölbe einer Buchhandlung mit Renovierungsarbeiten beschäftigt.
Dabei wurde offenbar auch an einem Granitgewölbe gearbeitet. Laut ersten Meldungen von der Unfallstelle entstanden immer mehr Risse in der Decke, bis diese plötzlich nachgab und einstürzte. Um exakt 9.22 Uhr gab es erste Notrufmeldungen an die Einsatzbehörden.
Die Feuerwehren Schärding, St. Florian am Inn und Brunnenthal wurden als erste alarmiert. Kurz darauf wurden weitere Feuerwehren aus Höcking, Neuhaus am Inn, Suben und Wernstein am Inn sowie die Feuerwehr St. Willibald geholt. Als die Helfer am Unfallort eintrafen, war das Rote Kreuz bereits vor Ort. Erste Zeugen hatten mit bloßen Händen begonnen, nach den Verschütteten zu suchen.
Zu Beginn standen 85 Einsatzkräfte von acht Feuerwehren, 14 Sanitäter des Roten Kreuzes, drei Notärzte, Polizei und 26 Einsatzkräfte des Österreichischen Bundesheers im Einsatz. Das Areal wurde weiträumig abgesperrt. Auch Suchhunde wurden geholt.
Zunächst hatte es geheißen, dass drei Männer verschüttet wurden und sich einer davon noch selbst aus den Trümmern befreien konnte. Wie "Heute" von den Ermittlungsbehörden erfuhr, dürfte das etwas anders gewesen sein. Demnach konnte sich der Chef der Baufirma kurz vor dem Einsturz noch in Sicherheit bringen, wurde dabei nicht verletzt. Seine beiden Helfer, zwei junge Syrer (beide 23 Jahre) wurden unter den Trümmern der Kellergewölbe verschüttet.
Leichenfund gegen 1 Uhr Früh
Weil durch den Einsturz des Kellers das gesamte Haus höchst einsturzgefährdet war, konnten die Dutzenden Helfer vor Ort nicht tätig werden. Es sei "nicht zumutbar", das Gebäude zu betreten, musste die Feuerwehr kurz nach dem Unglück mitteilen. Deshalb wurde die Suche nach den beiden Verschütteten gestoppt. Das Bundesheer rückte mit Spezialisten an, suchte mit Sonden nach Lebenszeichen. Vergebens.
Die ganze Nacht über versuchten die Helfer dann, irgendwie zu den Männern zu gelangen. Über die Keller der Nebengebäude wurde seitlich gegraben. Um ein Uhr in der Früh am Mittwoch wurden die beiden Verschütteten schließlich gefunden. Der Notarzt konnte nur noch den Tod der beiden Arbeiter feststellen.
Umfassende Ermittlungen der Polizei
Laut ersten Ermittlungen der Polizei handelt es sich bei den beiden um junge Asylwerber, beide erst 23 Jahre alt. "Sie befanden sich in einem laufenden Asylverfahren, hätten also nicht arbeiten dürfen", so eine Polizeisprecherin am Mittwochnachmittag zu "Heute". Der Chef der Ein-Mann-Baufirma soll in den kommenden Stunden befragt werden. Er wird sich vorher vermutlich Rechtsbeistand holen, für ihn gilt die Unschuldsvermutung.
Die Staatsanwaltschaft Ried hat außerdem ein Baugutachten in Auftrag gegeben. Dadurch soll geklärt werden, wie es zu dem Unglück kommen konnte und ob es vermieden hätte werden können. "Wir ermitteln wegen grob fahrlässiger Tötung", bestätigt Alois Ebner von der Staatsanwaltschaft Ried gegenüber "Heute". Die Leichen der beiden Asylwerber wurden zur Obduktion nach Salzburg gebracht. Sie haben bis zu dem Unfall in einem Flüchtlingsheim in Neukirchen am Walde (Bezirk Grieskirchen) gewohnt.
Auf den Punkt gebracht
- Bei einem tragischen Unglück am Schärdinger Stadtplatz konnte sich der Chef einer Baufirma retten, während seine beiden jungen syrischen Helfer unter den Trümmern eines eingestürzten Kellergewölbes starben
- Die Ermittlungen der Polizei und ein beauftragtes Baugutachten sollen nun klären, wie es zu dem Unglück kam und ob die beiden Asylwerber überhaupt in der Baufirma hätten arbeiten dürfen