Italien

Chef lässt Erntehelfer nach Arbeitsunfall verbluten

In Italien verlor ein Erntehelfer bei einem Unfall einen Arm. Anstatt die Rettung zu rufen, setzte sein Chef ihn einfach vor seiner Unterkunft ab.

20 Minuten
Chef lässt Erntehelfer nach Arbeitsunfall verbluten
In Italien geriet ein Erntehelfer in eine Maschine und verlor seinen Arm. (Symbolbild)
IMAGO/Bihlmayerfotografie

Ein tragischer Arbeitsunfall und das Vorgehen des Vorgesetzten danach sorgen in Borgo Santa Maria (Italien) für Entsetzen: Weil er in eine von einem Traktor gezogene Rollenfolienmaschine geriet, wurden dem indischen Erntehelfer Satnam Singh die Beine zerquetscht und ein Arm abgetrennt.

Statt ihn ins Spital zu fahren, brachte ihn sein Arbeitgeber vor seine Unterkunft und ließ ihn dort, neben seinem abgetrennten Arm, liegen. Anderthalb Tage später erlag der 31-Jährige im Spital seinen Verletzungen. Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den mutmaßlich verantwortlichen Chef des Inders, einen 37 Jahre alten Italiener.

Habe ihn auf Knien angefleht, zu helfen.
Frau des verstorbenen Erntehelfers

Die Frau des Opfers war bei dem Unfall in unmittelbarer Nähe. Sie gab bei der Polizei zu Protokoll: "Ich habe den Besitzer angefleht, uns zu helfen, ich habe ihn auf Knien angefleht. Aber er hat uns vor dem Haus abgesetzt und ist weggelaufen." Erst Nachbarn hätten dann geholfen und den Notruf alarmiert, hieß es. Zwischen dem Unfall und der Ersten Hilfe seien anderthalb Stunden verstrichen.

Ein Symptom der Ausbeutung

Nach bisherigen Erkenntnissen lebte das Todesopfer seit 2021 in Italien und hatte keine offizielle Arbeitserlaubnis. Der Arbeitgeber erläuterte sein Verhalten damit, dass er in Panik geraten sei. Zudem rechtfertigte er sich nach Informationen der Tageszeitung "La Repubblica" damit, dass der Erntehelfer die Plastikplanen-Maschine ohne Erlaubnis benutzt habe. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun wegen fahrlässiger Tötung, unterlassener Hilfeleistung und Verstößen gegen Sicherheitsbestimmungen.

Mehrere Gewerkschaften nahmen den Tod des Erntehelfers zum Anlass, um auf miserable Arbeitsbedingungen aufmerksam zu machen. Nach Schätzungen sind in der italienischen Landwirtschaft etwa 230.000 Menschen illegal beschäftigt – auch viele Migranten aus Ländern wie Indien oder Pakistan, die zu Billigstlöhnen arbeiten. Ein Großteil der Produktion landet in deutschen Supermärkten. Die Gewerkschaften sprechen von systematischer Ausbeutung.

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    Montage: Helmut Graf, Sabine Hertel

    Auf den Punkt gebracht

    • In Italien kam es Anfang der Woche zu einer Tragödie: Ein Erntehelfer aus Indien geriet in eine Maschine und verlor seinen Arm
    • Sein Arbeitgeber unterließ jegliche Hilfeleistung und setzte ihn lediglich auf der Straße vor seiner Unterkunft ab
    • Als Reaktion kritisieren Gewerkschaften die Arbeitsbedingungen für ausländische Erntehelfer
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