Gewaltsame Zusammenstöße

Chaotischer Start der Touristengebühr in Venedig

Seit Donnerstag müssen Tagesbesucher 5 Euro Eintritt bezahlen. Die Regelung ist zwar vorerst ein Testlauf, dennoch gibt es bereits Protest.

Heute Life
Chaotischer Start der Touristengebühr in Venedig
Bereits am ersten Tag der Gebührenpflicht formierten sich Protestgruppen, um gegen die neue Maßnahme zu demonstrieren.
MARCO BERTORELLO / AFP / picturedesk.com

Um die Massen an Besucherinnen und Besuchern zu regulieren, gelten in Venedig nun drastische Maßnahmen. Seit 25. April müssen Tagesbesucher der Lagunenstadt 5 Euro Eintritt bezahlen. Doch zurzeit ist alles nur ein Testlauf: Die Regelung wird nur an den 29 verkehrsreichsten Tagen des Jahres bis zum 5. Mai und an Wochenenden bis zum 14. Juli innerhalb bestimmter Zeitfenster gelten. Dennoch regt sich bereits Widerstand.

Bereits am ersten Tag der Gebührenpflicht wurde von gewalttätigen Zusammenstößen zwischen der Polizei und Demonstranten berichtet. Mit Schildern und Spruchbändern bewaffnete Demonstranten säumten die historischen Kanäle und engen Gassen der italienischen Stadt, um ihre Verachtung für die neue Politik zu zeigen, mit der dem Übertourismus in der Hochsaison Einhalt geboten werden soll.

An diesen Tagen musst du in Venedig heuer Eintritt zahlen. Eine Ausnahme gilt am Wochenende 1./2. Juni, wenn Italien den "Tag der Republik" feiert.
An diesen Tagen musst du in Venedig heuer Eintritt zahlen. Eine Ausnahme gilt am Wochenende 1./2. Juni, wenn Italien den "Tag der Republik" feiert.
"Heute"-Grafik, Daten Città di Venezia

Umstrittene Maßnahme

Die sogenannte "Touristensteuer" ist umstritten. Kritiker sind der Meinung, dass die Gebühr die rund 30 Millionen Fahrten nach Venedig pro Jahr nicht nennenswert reduzieren wird und dass sie das Image der Stadt in der Öffentlichkeit beschädigen könnte. Auch der ehemalige Bürgermeister Venedigs, Massimo Cacciari, rief zum Widerstand auf. Die Touristen sollten sich schlichtweg weigern, den "absurden" Eintrittspreis zu zahlen, da sie bereits "für alles zahlen". Cacciari wies in einer Erklärung gegenüber der Nachrichtenagentur Adnkronos darauf hin, dass Tagesbesucher bereits "dreimal so viel wie die Einwohner" für den öffentlichen Nahverkehr in der Stadt zahlen und dass alle Reisenden zur Langlebigkeit der Restaurants und Museen Venedigs beitragen.

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    <a data-li-document-ref="120033106" href="https://www.heute.at/s/ab-sofort-zahlen-touristen-in-venedig-fuer-den-eintritt-120033106">Seit 25. April müssen Tagesbesucher der Lagunenstadt 5 Euro Eintritt bezahlen.</a> Doch zurzeit ist alles nur ein Testlauf: Die Regelung wird nur an den 29 verkehrsreichsten Tagen des Jahres bis zum 5. Mai und an Wochenenden bis zum 14. Juli innerhalb bestimmter Zeitfenster gelten. Dennoch regt sich bereits Widerstand.
    Seit 25. April müssen Tagesbesucher der Lagunenstadt 5 Euro Eintritt bezahlen. Doch zurzeit ist alles nur ein Testlauf: Die Regelung wird nur an den 29 verkehrsreichsten Tagen des Jahres bis zum 5. Mai und an Wochenenden bis zum 14. Juli innerhalb bestimmter Zeitfenster gelten. Dennoch regt sich bereits Widerstand.
    MARCO BERTORELLO / AFP / picturedesk.com

    Wer von der Zahlung ausgenommen ist

    Die Behörden hoffen, dass die Gebühr dazu beitragen kann, den Touristenstrom zu steuern, der jedes Jahr von der Geschichte und den romantischen Kanälen der Stadt angezogen wird. Diejenigen, die sich für eine Übernachtung in einem Hotel entscheiden, sind davon ausgenommen. Anwohner, Pendler, Studenten und Kinder unter 14 Jahren werden ebenfalls von der Gebühr befreit. Tagesausflügler müssen jedoch ab jetzt ein Online-Ticket kaufen, das per QR-Code aufs Handy kommt. Kontrolliert wird stichprobenartig. Wer ohne Ticket erwischt wird, muss mit einer Geldstrafe zwischen 50 und 300 Euro rechnen.

    Prekäre Wohnraumsituation

    Die Einwohnerzahl Venedigs ist in den letzten Jahren stetig gesunken, was zum Teil darauf zurückzuführen ist, dass die Bewohner die Stadt verlassen und ihre Wohnungen an Touristen vermieten. Dies wiederum verringert das Angebot an verfügbarem Wohnraum und macht die Wohnungen für die Bewohner teurer. Barcelona ist mit einem ähnlichen Problem konfrontiert und hat 2021 als erste europäische Stadt die kurzfristige Vermietung von Privatzimmern für weniger als 31 Tage verboten. Rom und Mailand, zwei der touristischsten Städte Italiens, bemühen sich seitdem ebenfalls um die Möglichkeit, die kurzfristige Vermietung von Zimmern einzuschränken, da die Mieten steigen und die Gehälter stagnieren. Die Venezianer haben auch Bedenken, dass Kurzzeitbesucher weniger ausgeben als Touristen, die Zimmer mieten oder Hotels für mehrere Tage buchen.

    red
    Akt.