"Wonka" ist ein Ereignis!
Chalamet spielt hier alle an die Wand
Das öffentliche Image von Timothée Chalamet wird sich in den nächsten Tagen radikal wandeln, denn im "Wonka" setzt sich der 27-Jährige ein Denkmal.
Timothée Chalamet schwirrt ja schon seit 2014 durch die Kinos, seit er Matthew McConaugheys Sohn in "Interstellar" spielte. Seither war er auf romantisch-sensible Rollen spezialisiert, sei es nun in "Call Me By Your Name" (2017), "A Rainy Day In New York" (2019), "Little Women" (2019) oder natürlich auch im SciFi-Epos "Dune" (2021). War Chalamet bisher hauptsächlich eher ein Frauenschwarm, wird er in "Wonka" (ab 7. Dezember im Kino) aber endgültig auch die Herzen wirklich aller erwärmen, denn bisher konnte er noch nie so glänzen wie hier. Ja, das klingt jetzt tatsächlich etwas dick aufgetragen, aber es stimmt halt auch…
52 Jahre nach "Willy Wonka and the Chocolate Factory”, der bei uns als "Charlie und die Schokoladenfabrik" erschien und 54 Jahre nach der Romanvorlage von Roald Dahl, wird die Figur des exzentrischen Chocolatiers Willy Wonka jetzt komplett neu eingeführt. Im ersten Film erlebte man Gene Wilder als fröhlichen Willy Wonka, der aber auch seine dunkle, fast schon sadistische Seite hat und im Remake (2005) von Tim Burton stellte Johnny Depp seinen Willy Wonka als ein Wesen wie aus einer anderen Welt dar. In beiden Fällen waren die "alten" Willy Wonkas skrupellose Sklavenhalter, die die armen Oompa-Loompas für sich schuften ließen. Davon ist der Mittzwanziger in "Wonka" weit entfernt, als er im London der - wahrscheinlich - 1920er Jahre ankommt, um nach einer Weltreise auf der Suche nach den tollsten Schokolade-Rezepten seinen ersten eigenen Laden aufzumachen.
Timothée Chalamets Willy Wonka ist ein verträumter junger Mann, für den Schokolade weit mehr ist, als nur eine Nascherei, sondern ein wahres Lebenselixier, ein Rauschmittel und fast schon eine Religion. Bei den älteren Versionen der Figur waren bei Wilder und Depp eindeutige Schattenseiten der Figur erkennbar, bei Chalamet ist Wonka einfach nur lieb und will seinen Traum von der perfekten Schokolade, die die Menschen einfach nur glücklich macht, mit der ganzen Welt teilen. Dabei wirkt es liebenswert und nicht etwa nur eindimensional. Was bei Chalamet auch überrascht, ist seine verblüffend gute Gesangsstimme, denn bei "Wonka" von "Paddington"-Macher Paul King handelt es sich um ein Musical, in dem Willy Wonka auch erstmal selber öfter singt. An dieser Stelle würden wir fast soweit gehen und prognostizieren, dass der von Chalamet gesungene Song "A World of Your Own" eine Oscar-Nominierung erhalten wird.
Natürlich ist Chalamet nicht das einzige schauspielerische Highlight des Film, so ist etwa Hugh Grant als Ur-Oompa-Loompa Lofty grandios und mit Rowan Atkinson, Olivia Coleman oder Matt Lucas ist "Wonka" so britisch besetzt, wie es eine Hollywoodproduktion nur sein kann. Aber das Charisma von Timothée Chalamet überstrahlt alles und man fragt sich am Ende - ohne zu spoilern - wie sich dieses Wesen in den verschrobenen Zyniker mit dem Eis-Lächeln verwandeln soll, der er laut den früheren Filmen ja später sein wird. Am Ende von "Wonka" ist Willy jedenfalls noch ganz der liebe Alte. Bei Erfolg - und davon ist hier wirklich auszugehen - könnte Paul King locker noch eine zweiten Film nachschießen, denn aus dieser Figur ist mit diesem Hauptdarsteller noch einiges rauszuholen.
Der beste Weihnachtsfilm des Jahres, auch wenn es gar kein Weihnachtsfilm ist…
Auch wenn "Wonka" kein Weihnachtsfilm ist, fühlt er sich ein bisschen so an. Nicht, weil es so knapp vor Weihnachten startet, sondern weil er einen sofort in eine eigene magische Welt voller Harmonie und Glück versetzt, und das, obwohl es auch hier Fieslinge gibt. Wenn man also - mit oder ohne Kinder - auch nur einen einzigen magischen Film vor Weihnachten anschauen möchte, dann ist "Wonka" besser als jeder der gerade inflationären Weihnachtsfilme. Und noch ein kleiner Tipp: Nehmen sie gute Schokolade mit, die werden während dieses Films echt Lust darauf bekommen…